Tagungsbericht Workshop

Generationen linker Politik in der Bundesrepublik 1947–1984

| vom 23.06.2016 | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam | Rosa-Luxemburg-Stiftung | Institut für soziale Bewegungen

Der Workshop fragte nach der Anwendbarkeit des geschichtswissenschaftlichen Konzepts der Generationen für die Untersuchung der Geschichte der Linken in Deutschland. Im Mittelpunkt stand dabei die so genannte Generation der „68er“ in der Bundesrepublik, die differenziert betrachtet und deren Mythos historisiert wurde. Vorgestellt wurden laufende Dissertationsprojekte des Graduiertenkollegs „Geschichte linker Politik in Deutschland“, das am Institut für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität Bochum und am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam angesiedelt ist. Die Referate und Kommentare kamen zu dem Schluss, dass der Begriff der Generation(en) nur begrenzte Aussagekraft besitzt, weil damit weder kleinteilige Dynamiken erklärt noch diejenigen Akteure bezeichnet werden können, die nicht an den Erfahrungen teilhatten, nach denen eine historische Generation benannt wurde. Den Höhepunkt des Workshops bildete der Vortrag von Theodor Bergmann, der 1916 geboren wurde und in der Weimarer Republik Mitglied im Jugendverband der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO) war.

Er ist unermüdlich: THEODOR BERGMANN (Stuttgart) feierte in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag – und tourt noch immer durch die Republik, um aus seinem bewegten Leben zu berichten. Der langjährige Professor für Agrarökonomie an der Universität Hohenheim ist vermutlich der letzte lebende Zeitzeuge des Kommunismus der Weimarer Republik. Im Jahr 1927 trat er dem Jungspartakusbund bei, kurz darauf wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands-Opposition (KPO) und musste schließlich aufgrund seiner jüdischen Herkunft ins Exil gehen. Noch heute bezeichnet er sich als kritischen Kommunisten. Bergmann war gewissermaßen der Stargast eines Workshops, der am 23. Juni 2016 in den Räumlichkeiten des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam stattfand. Organisiert wurde dieser von Mitgliedern des Promotionskollegs „Geschichte linker Politik in Deutschland jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus“, das die Rosa-Luxemburg-Stiftung im Jahr 2015 ins Leben gerufen hat. Angesiedelt ist das Kolleg am ZZF und am Institut für Soziale Bewegungen (ISB) in Bochum. Den ausführlichen Tagungsbericht von Marcel Bois für H-Soz-Kult können sie hier weiterlesen.

Konferenzübersicht:

Katrin Schäfgen (Berlin), Mario Keßler (Potsdam), Stefan Berger (Bochum): Begrüßung und Tagungseröffnung

David Bebnowski (Potsdam): Theoretische Sackgasse oder generationeller Bruch? Die „Krise des Marxismus“ am Ende der 1970er-Jahre in Argument und Prokla

Moderation: Richard Stoenescu (Potsdam)

Sarah Langwald (Bochum): Generationelle Brüche und Kontinuitäten in der „Verteidigungsbewegung“ der 1950er- und 1960er-Jahre.

Kommentar: Dominik Rigoll (Potsdam)

Moderation: Jule Ehms (Bochum)

Theodor Bergmann (Stuttgart): Die 1950er-Jahre als Ausgangspunkt der Neuen Linken in der BRD

Einleitung: Mario Keßler (Potsdam)

Moderation: Ralf Hoffrogge (Bochum)

Veranstalter: