Tagungsbericht Konferenz

Neue Forschungen zur Geschichte der Perestrojka

| vom 15.10.2015 | bis zum 16.10.2015 | Friedrich-Schiller-Universität Jena: Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte | Imre Kertész Kolleg Jena

Auf der Tagung wurden aktuelle Forschungsprojekte zur Geschichte der Perestrojka vorgestellt. Im Mittelpunkt standen die innenpolitischen Entwicklungen in der Sowjetunion und in ihren Teilrepubliken. Dabei wurde Anspruch und Umsetzung des Reformprogramms diskutiert sowie die Sichtweise auf die Perestrojka als Epoche des „Untergangs“ problematisiert. Die Vorträge thematisierten den gesellschaftlichen Aufbruch in der Sowjetunion der 1980er-Jahre, den Wandel in den Industriebetrieben, die linke Opposition, die Kulturpolitik während der Perestrojka aus Sicht unangepasster Jugendszenen, die Visualisierung des sowjetisch-afghanischen Krieges. Andere Arbeiten galten den zentralasiatischen Gesellschaften, dem Erdbeben in Armenien 1988 sowie der KPdSU im Verständnis ihrer Parteimitglieder. Eine Erkenntnis war, dass der teleologische Blick auf den Zusammenbruch der Sowjetunion nicht hilfreich ist, sondern von wichtigen historischen Erkenntnissen ablenkt.

Vom 15. bis zum 16. Oktober 2015 luden der Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena und das Imre Kertész Kolleg zu einem Workshop ein, in dem Forscher/innen die jüngsten Ergebnisse ihrer Feldstudien zur Geschichte der Perestrojka zur Diskussion stellten. Der Fokus der Veranstalter lag explizit auf den innenpolitischen Entwicklungen der UdSSR, unter besonderer Berücksichtigung ihrer Teilrepubliken. Die Herausforderung an die Referent/innen bestand darin, die häufig teleologische Sichtweise von der Perestrojka als Untergangsepoche zu problematisieren. Ein ergebnisoffener Blick auf die wechselhaften und eng verflochtenen Entwicklungen in Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Zentrum und in der sowjetischen Peripherie sollte dazu beitragen, Brüche in der Umsetzung und die Vorstellungswelten offenzulegen, die Gorbačevs Reformprogramm nach sich zog. Den ausführlichen Tagungsbericht von Immo Rebitschek für H-Soz-Kult können sie hier weiterlesen.

Konferenzübersicht:

Eröffnung und Begrüßung

Joachim von Puttkamer (Jena) / Franziska Schedewie (Jena)

Peter Ruggenthaler (Graz): Im Machtzirkel des Kreml

Chair: Joachim von Puttkamer (Jena)

Yuliya von Saal (München): Perestroika von „unten“: gesellschaftlicher Aufbruch und Implosion der UdSSR

Jan Zofka (Leipzig): Politische Gefolgschaft und gesellschaftlicher Wandel in (spät-) sowjetischen Industriebetrieben. Das Beispiel der „Moldauischen Dnjestr-Republik“ („Transnistrien“)

Chair: Katharina Schwinde (Jena)

Ewgeniy Kasakow (Bremen): Die linke Opposition während der Perestrojka – Gorbačevs Gesinnungsgenossen, El'cins Helfer?

Christian Werkmeister (Jena): "Die Rockmusik hatte besonders stark unter der Glasnost' zu leiden..." Kulturpolitik der Perestrojkazeit aus Sicht unangepasster Jugendszenen

Chair: Dennis Dierks (Jena)

Markus Mirschel (Zürich): Traditionen in der Fotografie – traditionelle (Kriegs-)Fotografie? Die offizielle Visualisierung des sowjetisch-afghanischen Krieges.

Irina Morozova (Regensburg/München): Zentralasiatische Gesellschaften in der Zeit der Perestrojka: die Bedeutung von Chronologien

Chair (inkl. integrierter Abschlussrunde): Raphael Utz (Jena)

Katja Doose (Tübingen): Erschütterung und Wandel. Das Erdbeben in Armenien 1988 als Prüfstein für die Perestroika?

Franziska Schedewie (Jena): Perestrojka und KPdSU im Verständnis der Parteimitglieder. Briefwechsel aus der Redaktion der Zeitschrift „Kommunist“

Veranstalter: