Revolution und Krieg. Die Ukraine in den großen Transformationen des neuzeitlichen Europa. Konferenz der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission
Die erste Konferenz der im Februar 2015 gegründeten Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission fand im Tagungswerk Jerusalemkirche in Berlin statt. Eröffnet wurde die Tagung von dem Historiker Timothy Snyder, der dafür plädierte, die Ukraine als Teil Europas zu betrachten. Im Weiteren wurde diskutiert über Krieg und Krisen der Ukraine im Europa des 17. Jahrhunderts, über die Zentralität des Krieges für die Staatswerdung der Ukraine zwischen 1914 und 1945 und über konkurrierende Erinnerungskulturen. Ein wichtiger Programmpunkt war das Panel zur europäischen Transformation der Ukraine seit 1989. In einer Round Table Diskussion ging es auch um die historischen und journalistischen Konstruktionen und Rekonstruktionen der Ereignisse vom Maidan. Andeas Kappeler wies in seinem Abschlussvortrag daraufhin, dass die deutsche Wahrnehmung der Ukraine noch immer von Stereotypen und Unwissen geprägt sei, dem durch verstärkte Bemühungen um wissenschaftlich fundierte Beiträge begegnet werden müsse.
Unter großem Interesse auch der breiteren Öffentlichkeit fand vom 28. bis zum 29. Mai 2015 die erste Tagung der in diesem Jahr vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) gegründeten Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission in Berlin statt. Die Tagung wollte einen geschichtswissenschaftlichen Bogen vom 17. Jahrhundert bis heute schlagen und dabei wichtige Zäsuren der ukrainischen Geschichte in den Blick nehmen. Die Konferenz war eine gemeinsame Veranstaltung des Historikerverbandes, sowie des Imre-Kertész-Kollegs in Jena und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien in München und Regensburg. In seiner Begrüßung machte VHD-Vorsitzender Martin Schulze Wessel (Ludwig-Maximilians-Universität München) deutlich, dass die Kommission und damit auch diese Konferenz selbstverständlich einer wissenschaftlichen Logik folge und frei von politischer Einflussnahme sei – was freilich nicht ausschließe, eine Aggression eine Aggression und einen Krieg einen Krieg zu nennen. Den ausführlichen Tagungsbericht von Franziska Davies für H-Soz-Kult können sie hier weiterlesen.
Konferenzübersicht:
Eröffnungsvortrag / Opening Lecture
Timothy Snyder, Yale University
Respondents
Yaroslav Hrytsak, Ukrainian Catholic University, Lviv
Martin Schulze Wessel, Ludwig Maximilians University Munich
Begrüßung / Welcoming Address
Yaroslav Hrytsak, Ukrainian Catholic University, Lviv
Joachim von Puttkamer, Imre Kertész Kolleg Jena
Krieg und Krise: Die Ukraine in Europa im 17. Jahrhundert / War and Crises: The Ukraine in Europe in the 17th century
Frank Sysyn, University of Alberta
Ricarda Vulpius, Ludwig Maximilians University München
Guido Hausmann, Ludwig Maximilians University München (chair)
Weltkriege und Weltrevolution: Europa und die Ukraine 1914–1945 / World Wars and World Revolution: Europe and Ukraine 1914–1945
Yuri Shapoval, National Academy of Sciences of Ukraine, Kyiv
Tanja Penter, Heidelberg University
Wlodzimierz Borodziej, Imre Kertész Kolleg Jena (chair)
Zwischen Revolution und Krieg: Die große europäische Transformation und die Ukraine seit 1989 / Between Revolution and War: The Great European Transformation and Ukraine since 1989
Marci Shore, Yale University
Philipp Ther, University of Vienna
Yaroslav Hrytsak, Ukrainian Catholic University, Lviv (chair)
Round Table: Maidan – Konstruktion und Rekonstruktion / Roundtable: Maidan – Construction and Reconstruction
Andriy V. Portnov, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam/ historians.in.ua, Kyiv -Dnipropetrovsk
Ilya Gerasimov, Ab Imperio Quarterly, Chicago & Kazan
Vitaly Portnikov, Kyiv (chair)
Abschlussvortrag / Closing Lecture
Andreas Kappeler, University of Vienna