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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR

Uhlmann, Armin

* 19.2.1930

Geb. in Chemnitz; Vater Angestellter; 1936 / 45 Volksschule in Neukirchen / Erzgeb., ab 1945 OS Chemnitz, dort 1948 Abitur; 1948 SED; 1948 / 49 Instrukteur der FDJ-KL Chemnitz; 1949 – 54 Studium der Math. u. Physik an der Univ. Leipzig, Dipl.-Mathematiker; anschl. Aspirantur, 1957 Prom. (Normierte Divisorfunktionen) bei Erich Kähler; 1958 – 60 Ass. am Theoret.-Physikal. Inst. der FSU Jena; 1960 Habil. »Über den Begriff der Energie bei gekrümmter Raum-Zeit-Mannigfaltigkeit« an der KMU Leipzig,…

Wer war wer in der DDR

Uhse, Bodo

* 12.3.1904 – ✝ 2.7.1963

Geb. in Rastatt (Baden); Vater Berufsoffz.; aufgew. in Glogau, bei den Großeltern in Braunschweig u. Berlin; Volks- u. Oberrealschule in Berlin; im März 1920 Zeitfreiwilliger, Teiln. am Kapp-Putsch als Meldegänger; 1921 Volontär beim »Bamberger Tagblatt« u. Angeh. des nat.-soz. Bunds »Oberland e. V.«; 1927 – 29 NSDAP (Strasser-Flügel); 1927/28 Red. einer nat.-soz. Ztg. in Ingolstadt; ab 1928 (durch Protektion Gregor Strassers) Hauptschriftltr. der nat.-soz. »Schlesw.-Holstein. Tagesztg.«… Geboren am 12. März 1904 in Rastatt, Sohn eines Offiziers. Nach Abschluß der Oberrealschule 1920 Zeitfreiwilliger bei der Reichswehr, beteiligte sich am Kapp-Putsch gegen die Republik. 1921 Angehöriger des militaristisch-nationalistischen Bundes »Oberland e.V.« und von 1927 bis 1930 Mitglied der NSDAP, bis 1928 Redakteur von NS-Zeitungen, 1928/29 deren Ortsgruppenleiter und Stadtverordneter in Itzehoe. Uhse war 1930 mit dem Führer der Landvolkbewegung Claus Heim verbunden, 1930 trat er zur KPD über und war Sekretär zur Vorbereitung des kommunistischen Reichsbauernkongresses vom Januar 1932, auf dem er referierte. 1933 emigrierte er nach Frankreich, 1935 erschien sein autobiographisches Buch »Söldner und Soldat«. Von 1936 bis 1938 war Uhse Offizier bei den Internationalen Brigaden in Spanien, flüchtete 1940 nach Mexiko, war dort u. a. Mitarbeiter der Zeitschrift »Freies Deutschland«. Er kehrte 1948 nach Berlin zurück, trat in die SED ein und war von 1949 bis 1963 im Präsidialrat des Kulturbundes, von 1949 bis 1958 Chefredakteur der kulturpolitischen Zeitschrift »Aufbau«. Im Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes aktiv, von 1959 an Vizepräsident der Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland, 1963 wurde er noch Chefredakteur der Zeitschrift »Sinn und Form«. Bodo Uhse starb am 2. Juli 1963 in Ost-Berlin.Bernd-Rainer Barth

Wer war wer in der DDR

Ulbricht, Walter Ernst Paul

* 30.6.1893 – ✝ 1.8.1973

Geb. in Leipzig; Vater Ernst U. (1869 – 1943) Schneider, Mutter Pauline U. (1868 – 1926) Hausangest. / Schneiderin; 1899 – 1907 Volksschule; 1907 – 11 Tischlerlehre; 1908 SAJ; seit 1910 Dt. Holzarbeiterverb.; 1912 SPD; Okt. 1913 – März 1914 Besuch der SPD-BPS in Leipzig; seit Dez. 1914 Mitgl. der Karl-Liebknecht-Gruppe; 1915 – 18 Kriegsdienst in Mazedonien, Serbien, Belgien; Nov. 1918 Mitgl. des Soldatenrats des XIX. Armeekorps; 1917 – 20 USPD; Jan. 1919 Mitbegr. der KPD in Leipzig u. Mitgl. der… Geboren am 30. Juni 1893 in Leipzig, Sohn eines Schneiders und sozialdemokratischen Funktionärs. Der damals zurückhaltende, fast scheue Walter Ernst Paul Ulbricht trat mit 15 Jahren der sozialistischen Jugend bei. Nach Abschluß der Tischlerlehre im Mai 1911 auf Wanderschaft, zunächst durch Sachsen, dann über Böhmen, Österreich nach Italien und in die Schweiz. Ein Jahr später kehrte er über Belgien, Holland und Norddeutschland nach Leipzig zurück. Hier 1912 Mitglied der SPD. Nach Kriegsausbruch Anhänger der Gruppe Internationale in Leipzig, die dort von Georg Schumann geleitet wurde. 1915 zur Infanterie eingezogen, kam Ulbricht nach Galizien und auf den Balkan, diente als Tischler in der Stellmacherei der Truppe. Im Frühjahr 1918 desertierte er bei der Fahrt vom Balkan an die Westfront. Er wurde in Sachsen gefaßt und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, aber zur Bewährung nach Belgien versetzt. Im November 1918 wieder in Leipzig, schloß er sich nach ihrer Gründung der KPD an. Er arbeitete als Markthelfer, war aber die meiste Zeit für die Partei aktiv, bis er schließlich 1920 hauptamtlicher Funktionär wurde, Redakteur an der Parteizeitung in Halle. 1921 dann mit der Waffenbeschaffung für die März-Aktion beauftragt. Im April 1921 von der Zentrale als Parteisekretär nach Thüringen geschickt, im Juni 1921 zum Polleiter der BL Thüringen gewählt. Auf dem VII. Jenaer Parteitag der KPD 1921 erstmals Parteitagsdelegierter. Als Polleiter eines KPD-Bezirks war Ulbricht in die zweite Reihe der Funktionäre aufgerückt. Doch er gehörte im ersten Jahrzehnt des Bestehens der KPD noch keineswegs zur engeren Spitzenführung dieser Partei. Ulbricht war ein Funktionär des Apparats ohne Rednergabe und versuchte deshalb, auf organisatorischem Gebiet, seiner eigentlichen Stärke, voranzukommen. Er orientierte sich an der jeweils herrschenden Parteirichtung, zählte 1923 zu den Anhängern Heinrich Brandlers und wurde auf dem VIII. Parteitag 1923 erstmals in die Zentrale der KPD gewählt. Bei den Aufstandsvorbereitungen 1923 erhielt Ulbricht seine erste bedeutende Funktion, er wurde Orgleiter des »Revko«, des Revolutionskomitees, dort u. a. erneut mit der Waffenbeschaffung betraut. Nach dem Mißerfolg des »deutschen Oktober«, schwenkte Ulbricht zur Mittelgruppe über. Da er polizeilich gesucht wurde, mußte er illegal leben. Mit dem Umbau der Partei auf »Betriebszellen« beauftragt, wurde dies sein Hauptanliegen und trug ihm den Spitznamen »Genosse Zelle« ein. Inzwischen fest in der Mittelgruppe integriert, wurde er vom Sieg der Linken Ruth Fischer, Arkadi Maslow und Ernst Thälmann auf dem IX. Frankfurter Parteitag 1924 überrascht, dort nicht mehr in die Zentrale gewählt. Obwohl noch polizeilich gesucht, verweigerte ihm der Parteitag einen Platz auf der Liste der Reichstagskandidaten. Von der neuen Zentrale nach Moskau abgeschoben, dann nach einem kurzen Besuch der Komintern-Schule als Instrukteur der Komintern im September 1924 nach Wien geschickt. Mit einem falschen Paß (auf den Namen Stephan Subkowiak) am 24. September 1924 von der Fremdenpolizei festgenommen. Ein österreichisches Gericht verurteilte ihn am 4.November 1924 zu vier Wochen Kerker. Nach einer Revisionsverhandlung am 8. Dezember erhielt er sogar zwei Monate Kerker und wurde anschließend des Landes verwiesen. Von der Komintern dann als Instrukteur nach Prag entsandt. Nach dem »Offenen Brief« kam Ulbricht im Oktober 1925 zurück nach Berlin, übernahm hier Funktionen in der Gewerkschaftsabteilung, später in der Agitprop- und schließlich in der Orgabteilung des ZK. 1926 zog er als Abgeordneter in den Sächsischen Landtag ein. Der XI. Parteitag 1927 wählte ihn zum Mitglied des ZK und der VI. Weltkongreß der Komintern 1928 als Kandidat ins EKKI-Präsidium. Während der Wittorf-Affäre im September 1928 befand sich Ulbricht als Vertreter der KPD beim EKKI in Moskau, er war einer der ersten, der die einmütige Absetzung Ernst Thälmanns durch das ZK kritisierte und sich hinter den Parteivorsitzenden stellte. Ab Februar 1929 wieder in Deutschland, wurde Ulbricht als Nachfolger des gemaßregelten Wilhelm Pieck Polleiter des Bezirks Berlin-Brandenburg. Von 1928 bis 1933 ununterbrochen Reichstagsabgeordneter. Der XII. Weddinger Parteitag 1929 berief Ulbricht wieder ins ZK und auch ins Polbüro. Er wurde zunächst Kandidat des Sekretariats und 1932 dann Mitglied dieses engsten Führungszirkels. Nach der Verhaftung Thälmanns 1933 zählte Ulbricht neben John Schehr und Hermann Schubert zu den Anwärtern auf den Parteivorsitz. Die Zerschlagung der KPD-Zentrale durch Hitler und dann durch Stalin begünstigte seinen Aufstieg. Im Politbüro trat er seit 1934 für eine Revision der ultralinken Politik ein (zusammen mit Pieck). Nach der Schwenkung der Komintern und der Änderung der Parteilinie gelang es ihm 1935, an die oberste Parteispitze zu kommen. Pieck fungierte zwar als Parteivorsitzender, doch der mächtigste Mann in der Emigrations-KPD war Ulbricht. Er lebte ab 1933 in Frankreich und übersiedelte 1937 in die Sowjetunion. Die stalinistischen Säuberungen der dreißiger Jahre überstand er persönlich und politisch unbeschadet in Moskau und organisierte während des Krieges die Schaffung des »Nationalkomitees Freies Deutschland«. Am 5. Mai 1945 traf er mit seiner »Initiativ-Gruppe Ulbricht« als erster deutscher Polit-Emigrant aus Moskau in Berlin ein und leitete den Wiederaufbau der KPD. Er gehörte nun ständig zur Spitzenführung der KPD bzw. der SED, war zunächst Generalsekretär, ab 1953 Erster Sekretär der SED und nach Piecks Tod im September 1960 zugleich Staatsratsvorsitzender der DDR. Bis zu seiner Absetzung im Frühjahr 1971 blieb er der bestimmende Politiker und Staatschef der DDR, mit sämtlichen Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet. Ulbricht wurde am 3. Mai 1971 im Politbüro durch den von ihm protegierten Erich Honecker offiziell als Erster Sekretär abgelöst und vom ZK zum einflußlosen Vorsitzenden der SED gewählt. Er hat sich bis zuletzt seiner Entmachtung, ja sogar der »Tilgung« aus der Partei- und DDR-Geschichte durch seinen Nachfolger widersetzt. Walter Ulbricht starb nach kurzer Krankheit am 1. August 1973 in Ost-Berlin. Über Ulbricht liegen inzwischen zahlreiche Biographien vor, u. a. von Carola Stern (1963), Norbert Podewin (1995), Mario Frank (2001). Seine zweite Frau Lotte Ulbricht, geborene Kühn (* 19. 4. 1903 in Berlin), Kontoristin, trat 1919 in die FSJ ein. 1921 Mitglied der KPD, Stenotypistin in der Parteizentrale in Berlin, von 1924 bis 1926 bei der KPD-Reichstagsfraktion. Zeitweilig Mitglied des ZK des KJVD. Von 1927 bis 1931 Angestellte bei der sowjetischen Handelsvertretung, übersiedelte 1931 mit ihrem Lebensgefährten Erich Wendt in die Sowjetunion. Dort bei der Komintern tätig, traf sie Walter Ulbricht, mit dem sie in einer Partnerschaft lebte, offiziell aber erst im Mai 1953 heiratete. Lotte Kühn wurde nach der Verhaftung Erich Wendts 1937 ebenfalls zu Verhören bei der IKK der Komintern vorgeladen. Von 1941 bis 1945 Hauptreferentin beim EKKI bzw. am Institut Nr. 99. 1945 wieder in Deutschland, Leiterin der Allgemeinen Abteilung des ZK der KPD. 1946/47 Redakteurin, anschließend bis 1954 persönliche Mitarbeiterin ihres Mannes, dann bis 1972 als Leiterin der Arbeitsgruppe »Walter Ulbricht« am IML. Obwohl ohne Partei- und Staatsfunktionen – sie gehörte lediglich der Frauenkommission beim Politbüro an – nahm sie als Ehefrau Ulbrichts Einfluß auf die Politik. Nach Ulbrichts Sturz wurde sie – wie dieser auf Anweisung Honeckers – in der Öffentlichkeit verdrängt. Sie erhielt zweimal den Karl-Marx-Orden. Lotte Ulbricht starb am 27. März 2002 in Berlin. 2003 erschienen ihre autobiographischen Erinnerungen unter dem Titel: »Lotte Ulbricht. Mein Leben«.Monika Kaiser /

Wer war wer in der DDR

Ullmann, Wolfgang

* 18.8.1929 – ✝ 30.7.2004

Geb. in Bad Gottleuba (Sachsen); Vater Steuerbeamter; 1938 Übersiedl. nach Dresden; 1948 Abitur; 1948 – 50 Theol.-Studium an der Kirchl. HS in Berlin (West), 1950 – 54 Studium der Theol. u. Philos. in Göttingen; kurze Zeit Mitgl. der Gesamtdt. Volkspartei; Prom. zum Dr. theol. mit einer Arbeit über Augustinus; 1954 Rückkehr in die DDR; anschl. bis 1963 Pfarrer in der Landgemeinde Kölpenitz (b. Freiberg, Sachsen); 1963 – 78 Doz. für Kirchengeschichte am Katechet. Oberseminar in Naumburg (Saale);…

Wer war wer in der DDR

Ullrich, Frank

* 24.1.1958

Geb. in Trusetal (Thür.); Vater Werkzeugmacher; 1964 – 77 POS, KJS, Abitur; 1968 – 84 Biathlet erst beim BSG Stahl, dann beim ASK Vorwärts Oberhof (Trainer: Wido Kühne u. Horst Weisheit); 1972 Spartakiadesieger; bei den Junioren-Weltmeisterschaften 1975: 3. Platz (10 km), Sieger (mit der Staffel); 1976 Olymp. Spiele: 3. Platz (mit der Staffel); ab 1976 NVA, zul. Major; 1977 bei den Junioren-Weltmeisterschaften: Sieger (15 km); bei den Weltmeisterschaften 1977: 3. Platz (mit der Staffel); bei den…

Wer war wer in der DDR

Ullrich, Werner

* 24.3.1928 – ✝ 12.5.1999

Geb. in Hohenleipisch (Krs. Bad Liebenwerda); Vater Fleischer u. Brennereiarb., Mutter Hausfrau; 1934 – 42 Volksschule; Lehre als Industriekaufm.; 1945 Luftwaffenhelfer. 1945 / 46 zu Reparationsarbeiten herangezogen; 1946 – 48 Arbeit als Heizer bei der sowj. Besatzungsmacht; 1948 – 53 Angeh. der DVP bzw. der KVP, zuletzt als Hptm.; 1949 SED; 1953 – 55 Oberreferent beim Rat des Bez. Gera, 1956 / 57 Sekretär beim Rat der Stadt Gera; 1957 – 64 stellv. Abt.-Ltr. bzw. Abt.-Ltr. beim Rat des Bez.…

Wer war wer in der DDR

Umann, Joachim

* 13.7.1922 – ✝ 5.5.2002

Geb. in Dresden; Vater Handlungsgehilfe, Mutter Krankenschwester; Volks- u. Oberschule, Abitur; Wehrmacht; 1940 NSDAP; 1944 Oltn., 1944 – 49 sowj. Kriegsgef.; 1948 / 49 Antifa-Schule. 1949 Rückkehr nach Dtl.; Werkstattschreiber im VEB Edelstahlwerk Döhlen (b. Freital); 1951 SED; 1951 / 52 Sekr. des DSF-KV Bautzen; 1952 – 55 Hauptred. bei der Ztg. »Tägliche Rundschau«; 1953 – 57 Fernstudium der Journalistik an der KMU Leipzig, Dipl.-Journalist; 1955 – 62 Abt.-Ltr., Redaktionssekr., stellv.…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Unger, Frieda

* 9.7.1888 – ✝ 13.4.1975

Geboren am 9. Juli 1888 in Schopfheim/Baden als Frieda Eckert, Tochter eines Kleinbauern; war Dienstmädchen und Verkäuferin. 1910 heiratete sie den Maurer und aktiven Sozialdemokraten Karl Unger. Von 1908 bis 1914 lebte sie in Basel, von 1915 bis 1928 in Lahr. 1911 Mitglied der SPD, 1917 der USPD, war sie eine der Führerinnen der USPD in Südbaden und Stadtverordnete in Lahr. Frieda Unger wurde 1921 für die USPD in den Badischen Landtag gewählt. 1922 Übertritt zur KPD. Im September/Oktober 1923 spielte sie bei den Aufstandsversuchen in Mittelbaden eine führende Rolle. Sie wurde verhaftet und konnte im November mit Hilfe ihres Mannes, Karl Unger, fliehen, der nun ebenfalls in der KPD wirkte. Kurz darauf wieder festgenommen, saß sie bis Mai 1924 in Untersuchungshaft, obwohl sie dem Landtag angehörte, 1925 nicht mehr als Abgeordnete gewählt. Im Mai 1926 vom Reichsgericht in Leipzig wegen ihrer Tätigkeit beim Aufstand 1923 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. »Hartes Urteil – natürlich gegen eine Kommunistin«, kommentierte der sozialdemokratische »Vorwärts«. 1927 aus dem Zuchthaus entlassen, bekam sie in der KPD keine Funktion. Sie übersiedelte 1930 – inzwischen von Unger geschieden und als Frieda Haas wieder verheiratet – nach Berlin, arbeitete im Zentralverband der Arbeitsinvaliden. Nach 1933 hatte sie Verbindung zu Widerstandsgruppen, wurde 1937 verhaftet und kam für acht Monate in U-Haft. Ihr Mann wurde noch zur Wehrmacht eingezogen. 1945 erhielt Frieda Unger durch Vermittlung von Edwin Hoernle eine Stelle als Instrukteurin und später als Abteilungsleiterin in der Deutschen Zentralverwaltung für Land- und Forstwirtschaft bzw. des ZV der VdgB. Ab 1950 Rentnerin, gehörte sie zeitweise dem DFD-Bundesvorstand an, sie erhielt 1968 den VVO in Silber. Frieda Unger-Haas starb am 13. April 1975 in Ost-Berlin.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Urbahns, Hugo

* 18.2.1890 – ✝ 16.11.1946

Geboren am 18. Februar 1890 in Lieth/Süder-Dithmarschen, Sohn einer Bauernfamilie; besuchte die Mittelschule in Heide/Holstein, eine Präparandenanstalt und das Lehrerseminar in Segeberg und Tondern. Seit Februar 1910 Volksschullehrer im Kreis Hadersieben, Wesselburen und in Hamburg. Bei Kriegsausbruch meldete er sich freiwillig und kam an die Front. Als Tbc-Kranker noch vor Kriegsende entlassen, wieder Oberlehrer in Hamburg. Hier seit 1912 Verbindung zu sozialistischen Kreisen, aber nicht Mitglied der SPD. Nach der Revolution trat er dem Spartakusbund und nach ihrer Gründung der KPD bei, übernahm zunächst verschiedene ehrenamtliche Funktionen und blieb bis 1921 Lehrer. Anfang 1920 in die KPD-BL Wasserkante aufgenommen und KPD-Delegierter auf dem Vereinigungsparteitag mit der USPD im Dezember 1920. Urbahns, als »blonder Recke« der typische Friese, war nun neben Ernst Thälmann, der erst mit der USPD zur KPD gekommen war, Führer der Partei an der Wasserkante. Zwischen diesen zwei so verschiedenen Personen gab es zwar manche eifersüchtige Reiberei, aber beide gehörten in der KPD zum linken Flügel. Urbahns wurde 1921 Parteisekretär des Bezirks Wasserkante und blieb bis 1923 Polleiter dieses Bezirks. Von 1921 bis 1924 saßen er und Thälmannn als dessen Vertreter im ZA der KPD. Ab 1921 war Urbahns Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft, 1922 deren Schriftführer und bis 1927 in diesem Parlament. Als Parteisekretär spielte Urbahns während des Hamburger Oktoberaufstands 1923 eine wichtige Rolle. Er kam von der Chemnitzer Konferenz zurück und mußte feststellen, daß der Aufstand hier durch ein Mißverständnis begonnen worden war, er sorgte nun für einen geordneten Rückzug. Am 13. Januar 1924 verhaftet und als Leiter des Aufstandes festgehalten, obwohl er im Mai 1924 (und wieder im Dezember 1924) als Abgeordneter in den Reichstag gewählt wurde. Nach einem Jahr Untersuchungshaft stand Urbahns im Januar 1925 als Hauptangeklagter wegen des Hamburger Aufstands vor Gericht und erklärte, daß er als damaliger Polleiter des Bezirks Wasserkante verantwortlich sei: »Ich übernehme die volle politische Verantwortung.« Urbahns verteidigte sich mutig, machte vor dem Gericht Propaganda für die KPD und schloß mit dem Ruf: »Lieber im Feuer der Revolution verbrennen, als auf dem Misthaufen der Demokratie verfaulen!« Die KPD feierte ihn und sein Auftreten. Selbst Stalin sagte später, als er Urbahns schon als »Feind« bekämpfte: »Ich habe für Genossen Urbahns als Revolutionär größte Achtung. Ich bin bereit, ihm für seine gute Haltung vor Gericht meine Hochachtung zu bekunden.« Urbahns wurde im Prozeß zu zehn Jahren Festung verurteilt, kam aber schon am 26. Oktober 1925 frei, da der Reichstag auf seiner Abgeordneten-Immunität bestanden hatte. Auf dem X. Parteitag im Juli 1925 war Urbahns in Abwesenheit als Linker in das ZK der KPD gewählt worden. Bei der Veröffentlichung des »Offenen Briefs« im August 1925 noch in Haft, hielt er zur Führung unter Ruth Fischer. Auf der 1. Parteikonferenz im Oktober 1925 in Berlin – nun frei – jubelnd begrüßt, obwohl er von Anfang an den Standpunkt der linken Opposition vertrat. Urbahns nahm im März 1926 am erweiterten EKKI teil (wo ihm Stalin das oben erwähnte Lob aussprach). Beim ersten Versuch, die Reichsgrenze zu überschreiten, war er verhaftet worden, denn kurz vor seiner Abfahrt nach Moskau soll das Berliner Polizeipräsidium durch einen anonymen Anruf aus dem ZK der KPD erfahren haben, daß und mit welchem (falschen) Paß Urbahns unterwegs war. Angeblich hatten nur Franz Dahlem, Walter Ulbricht und Ernst Schneller Kenntnis von seiner Reiseroute. Dieser Vorfall erhitzte die innerparteiliche Diskussion. Im August 1926 stimmte Urbahns gegen den Ausschluß von Ruth Fischer und Arkadi Maslow und unterschrieb im September des gleichen Jahres den »Brief der 700«. Am 5. November 1926 schloß die KPD Urbahns aus ihren Reihen aus. Er war die treibende Kraft bei der Organisierung der linken Opposition und wurde 1928 Führer und Mitbegründer des Leninbundes, den er auch nach dem Ausscheiden von Ruth Fischer, Maslow und Werner Scholem als politischer Kopf bis 1933 weiter leitete. Zunächst griff er die KPD von links an, nach der ultralinken Wendung der Partei 1929 setzte er sich vor allem für eine Einheitsfront gegen den Faschismus ein. Da Urbahns besonders scharf gegen die Nazis aufgetreten war, mußte er 1933 sofort emigrieren, kam zuerst in die Tschechoslowakei, dann nach Schweden. Dort lebte er unter sehr kümmerlichen Verhältnissen, hungerte sich die erste Zeit durch, bastelte dann eine Sägemaschine, um den Bauern das Holz zu zerkleinern. Während der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938 setzte die sowjetische Regierung Schweden unter Druck, um Urbahns auszuweisen, doch wollte ihn kein Land aufnehmen. Nach Kriegsende lehnte er die Rückkehr nach Deutschland ab. Hugo Urbahns starb am 16. November 1946 bei Stockholm. Seine Freunde veröffentlichten im SED-Organ »Neues Deutschland« eine Todesanzeige, in der es hieß: »Sein gerader und aufrechter Charakter, sein aufrechtes Streben für die Arbeiterklasse lassen ihn uns unvergessen sein ... Arbeiten wir weiter in seinem Sinne.«

dissidenten.eu

Usatiuc, Alexandru

* 1915 – ✝ 2003

Alexandru Usatiuc wurde 1915 im Dorf Ivancea im damals noch zum russischen Zarenreich gehörenden Bessarabien geboren. Während des Zweiten Weltkriegs – Bessarabien stand in jenen Jahren unter rumänischer Verwaltung – diente er 1941–44 in der mit Nazi-Deutschland verbündeten rumänischen Armee als Feldwebel. Nach Kriegsende fiel Bessarabien an die UdSSR und wurde Teil der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Als Sowjetbürger studierte Usatiuc am Moskauer Handelsinstitut und fand…

Wer war wer in der DDR

Vaatz, Arnold

* 9.8.1955

Geb. in Weida (b. Gera); Vater Landwirt; Abitur; 1974 – 76 NVA; 1976 – 81 Studium der Mathematik in Dresden, Dipl.-Math.; 1976 – 80 Fernstudium der Theol. (mit dem »Befähigungsnachweis zur freien Wortverkündung«); 1981 – 90 Tätigkeit beim VEB Komplette Chemieanlagen Dresden, ab 1987 als Gruppenltr. für Computertechnik; 1982/83 sechsmonatige Haft wegen Verweigerung des Reservedienstes; seit den 1970er Jahren staatskrit. Aktivitäten, enge Kontakte zu  Reiner Kunze u.  Ibrahim Böhme, Beiträge in…

dissidenten.eu

Vásárhelyi, Miklós

* 1917 – ✝ 2001

Miklós Vásárhelyi wurde 1917 in Fiume (Rijeka) geboren, wo sein Vater Direktor der Englisch-Ungarischen Bank war. Dort absolvierte er auch die Grundschule. Als seine Eltern es 1929 ablehnten, die italienische Staatsbürgerschaft anzunehmen, kehrte die Familie nach Ungarn zurück. Das Abitur legte Vásárhelyi 1936 am Piaristen-Gymnasium in Debrecen ab. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er in Rom, wo er Politikwissenschaften studierte, jedoch aus politischen Gründen nach Ungarn zurückkehrte und an…

Wer war wer in der DDR

Uhlmann, Wolfgang

* 29.3.1935

Geb. in Dresden in einer Bäckersfamilie; nach dem Volksschulabschl. 1949 – 52 Berufsausbildung zum Buchdrucker; danach kfm. Lehre u. bis 1960 tätig als Industriekfm.; seit 1949 aktiver Schachspieler bei Post Dresden; 1956 Internat. Mstr.; 1959 Internat. Großmstr.; ab 1960 hauptberufl. Schachtrainer beim SC Einheit / Post Dresden. Teiln. an zehn Schacholympiaden; elfmaliger DDR-Mstr. u. dreimaliger Sieger des Turniers von Hastings; 1970 Teiln. an den Kand.-Wettkämpfen zur Ermittlung des…

Wer war wer in der DDR

Ukenings, Dieter

* 2.9.1943

Geb. in Memel (Ostpr. / Klaipeda, Litauen); Vater Schweißer; 1949 – 57 Grundschule; 1957 – 60 Lehre, 1960 – 65 Arbeit als Metallgewebemacher in Neustadt (Orla); 1965 / 66 Dreher im VEB Wema Saalfeld, 1966 – 69 dort FDJ-Sekr. u. Besuch der Volksschule, Abschluß der 10. Klasse; 1967 SED; 1969 / 70 Studium an der SED-BPS Bad Blankenburg; 1970 – 72 polit. Mitarb. der SED-KL Saalfeld; 1972 / 73 polit. Mitarb. der SED-BL Gera; 1973 – 1976 Studium an der SED-PHS, Dipl.-Gesellschaftswiss.; 1976 – 78…

Wer war wer in der DDR

Ullmann, Ernst

* 19.12.1928 – ✝ 7.8.2008

Geb. in Reichenberg-Franzendorf (ČSR / Františkov u Liberce, Tschechien); Vater Bäckermstr., Mutter Schneiderin; nach der Aussiedl. zweijähriger Krankenhausaufenthalt; 1951 Abitur an der ABF Halle; ebd. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte u. Archäologie; 1956 Dipl.; 1956 – 60 wiss. Aspirantur an der MLU Halle; 1960 Prom.; 1960 – 64 Oberassistent; 1964 – 68 Wahrnehmungsdoz. u. kommissar. Inst.-Dir.; 1964 – 89 Mitgl. des Beirats für Kunstwiss. beim Min. für HFS-Wesen; 1968 – 71 Doz.; 1968 – 74…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Ullrich, Arthur

* 26.3.1894 – ✝ 16.6.1969

Geboren am 26. März 1894 in Görlitz, Sohn eines Maurers, der 1897 tödlich verunglückte. Lernte Elektriker, ab 1915 Militärdienst, im Februar 1916 vor Verdun verwundet, anschließend zum Funker ausgebildet. Im November 1918 Mitglied eines Soldatenrates, ab Dezember in Görlitz wieder Elektriker. Er trat in die USPD ein und wurde DMV-Branchenleiter. Ende 1919 Redakteur der USPD-Wochenzeitung »Freies Wort« in Görlitz, ab 1920 in der KPD. 1922 UB-Leiter für die Kreise Görlitz u. a. Von Oktober 1923 bis Januar 1924 in »Schutzhaft«, bis 1929 Stadtverordneter in Görlitz, gehörte Ullrich bis 1925 der BL Lausitz und ab 1925 der erweiterten BL Schlesien an. Auf dem XI. Essener Parteitag 1927 zum Mitglied der Zentralen Beschwerdekommission gewählt, nach dem XII. Weddinger Parteitag im Juni 1929 Kandidat des ZK. Von Juli 1929 bis Juni 1931 Orgleiter der KPD Schlesien, wo er die starke KPO-Minderheit bekämpfte. Ab Juli 1931 Kursant an der Internationalen Leninschule in Moskau, kehrte im Oktober 1932 nach Deutschland zurück und wurde RGO-Sekretär für Schlesien. Ullrich wurde am 5. März 1933 in den Reichstag gewählt, konnte aber wegen des einsetzenden NS-Terrors sein Mandat nicht wahrnehmen. Am 28.April 1933 in Breslau festgenommen, bis August 1934 »Schutzhaft«, danach bis 1937 Elektriker in Görlitz. Im Juni 1937 erneut verhaftet, saß er bis 1945 in den KZs Dachau und Buchenwald. Von Juni bis August 1945 Angestellter der Stadtverwaltung Görlitz, 1945/46 Vorsitzender der KPD in Görlitz und anschließend bis Anfang 1949 paritätischer, ab 1949 alleiniger Vorsitzender der SED. Seit 1952 in der BPKK Dresden und von 1958 bis 1960 Vorsitzender der Revisionskommission der SED-BL Dresden, er erhielt im Februar 1969 den Karl-Marx-Orden. Arthur Ullrich starb am 16. Juni 1969 in Dresden.

Wer war wer in der DDR

Ullrich, Jan

* 2.12.1973

Geb. in Rostock; begann 1983 mit Radsport, 1987 SG Dynamo Rostock-West, DDR-Schülermstr. Bahnvierer; danach KJS Berlin, SC Dynamo bzw. SC Berlin (Trainer: Peter Becker); 1988 DDR-Jugendmstr. Straße; 1990 DDR-Jugendmstr. Punktefahren; 1991 Dt. Juniorenmstr. Punktefahren; 1992 Wechsel zur RG Hamburg; 1993 Amateur-WM Straße, Sieger Gesamt-Weltcup; 1994 WM-Einzelzeitfahren (3. Pl.); 1995 – 2002 Profi Team Telekom; Tour de France: 1997 Sieger, fünfmal Zweiter (1996, 1998, 2000, 2001, 2003), einmal…

Wer war wer in der DDR

Ullrich, Wolfgang

* 20.6.1923 – ✝ 26.10.1973

Geb. in Dresden; Vater Kfm.; Wettiner-Realgymnasium, 1942 Abitur; anschl. Studium der Biol. an der TH Dresden; 1943 Wehrdienst; 1944 – 46 frz. Kriegsgefangenschaft. 1946 Jugendref. der CDU in Dresden; Lehrer im Jugendbildungswerk; Stadtverordn. in Dresden u. Abg. des Sächs. Landtags; 1947 – 50 Forts. des Studiums an der TH Dresden; 1949 Abg. der Prov. Volkskammer; 1951 – 73 Dir. des Zoolog. Gartens in Dresden; 1958 Prom. mit einer etholog. Studie an der TH Dresden; 1961 Prof.; Orden Banner der…

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Umland, Peter

* 20.2.1895 – ✝ 5.10.1968

Geboren am 20. Februar 1895 in Brunsbüttelkoog/Krs. Dithmarschen, Sohn einer Arbeiterfamilie. Arbeiter, anschließend fuhr er für die Hapag zur See. Seit 1912 Mitglied der SPD. Im Oktober 1915 zum Militär eingezogen, kam er in Wilhelmshaven zu einer Torpedo-Division. 1917 Mitglied der USPD, ging mit deren linkem Flügel Ende 1920 zur KPD und gehörte der BL Wasserkante an. Zeitweise war er Ersatzmitglied des ZA. Er unterschrieb als Anhänger Hugo Urbahns 1926 den »Brief der 700«. Nach einer persönlichen Aussprache mit Ernst Thälmann trennte sich Umland Ende 1926 von der Urbahnsgruppe. Von März 1933 bis Oktober 1934 im KZ Esterwegen. Ab 1945 Mitglied und Funktionär der KPD, u. a. Sekretär in Süderdithmarschen und Mitglied des LV Hamburg. Peter Umland starb am 5. Oktober 1968 in Brunsbüttelkoog.

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Unger, Otto

* 5.9.1893 – ✝ 19.3.1938

Geboren am 5. September 1893 in Böllberg/Krs. Halle als Sohn des Tischlers Traugott Unger; lernte auch Tischler und besuchte die Tischlerfachschule in Leipzig. Mitglied im Leipziger Jugendbildungsverein, war er bald 2., dann 1. Vorsitzender. Seit 1911 Mitglied der SPD, dem Holzarbeiterverband war er bereits zwei Jahre vorher beigetreten. 1912 Wanderschaft durch ganz Deutschland, danach in Stuttgart aktiv in der Jugendarbeit, er schloß sich den Stuttgarter Linken um Edwin Hoernle, Clara Zetkin und Friedrich Westmeyer an. Er mußte im September 1914 zum Militär und im November an die Front nach Frankreich, blieb mit geringen Unterbrechungen durch Verwundung und Krankheit bis Kriegsende Soldat. Als Anhänger der Spartakusgruppe seit 1917 Mitglied der USPD, er lebte 1918/19 in Leipzig. Seit März 1919 Mitglied der KPD, vor allem in der Jugendarbeit aktiv. Er gehörte der BL der FSJ Leipzig an, kam im Herbst 1920 nach Berlin, wurde Geschäftsführer des Verlags »Junge Garde«, des Organs der kommunistischen Jugend. Seit Dezember 1920 Mitglied des ZK der KJD, u. a. für die Schulung der KJD verantwortlich, nun unter dem Parteinamen Bork. Im April 1921 Delegierter des 2. Kongresses der KJI in Moskau, dort in das EK gewählt und zum Sekretär berufen, gleichzeitig war er Vertreter der KJI bei der Komintern. Auf dem V. Weltkongreß der Komintern im Juli 1924 referierte Unger über Jugendfragen, schied aber im gleichen Jahr aus seinen Funktionen aus. Dann studierte er bis 1925 an der KUNMS, kam im Herbst 1925 als Referent in die Orgabteilung der Komintern. Er war auch schriftstellerisch tätig, schrieb Gedichte und Broschüren, von ihm stammt z. B. der Beitrag über die Kommunistische Jugendinternationale im »Jahrbuch für Wirtschaft, Politik und Arbeiterbewegung« 1923/24. Im Frühjahr 1926 kehrte Unger nach Deutschland zurück und wurde als Instrukteur des ZK in den Bezirken Wasserkante, Nordwest und Niedersachsen eingesetzt. Auf Vorschlag Ernst Thälmanns im Herbst 1926 zum Orgleiter der BL Wasserkante gewählt und nach Reorganisation des Bezirks Agitpropsekretär. Er gehörte zu den Versöhnlern und wurde während der Auseinandersetzungen im Herbst 1928 nach der Wittorf-Affäre aus seiner Funktion entlassen. Von Hamburg nach Berlin übergesiedelt, trennte sich Unger 1930 von den Versöhnlern, war zunächst Parteifunktionär in Wilmersdorf und Wedding. Anschließend im AM-Apparat der KPD tätig (»Spezialarbeit« unter der Berliner Schutzpolizei). Ende 1931 übertrug ihm das ZK die Leitung des Zeitungsverlages »Die Nachrichten«. Ab Frühjahr 1932 Prokurist der Verlagszentrale AG, der Dachgesellschaft sämtlicher Zeitungsverlage der KPD, er begann Anfang 1933 in Zusammenarbeit mit Willy Reimers den illegalen Literatur- und Zeitungsvertrieb aufzubauen. Durch Verrat am 12. April 1933 festgenommen, mißhandelt und ins KZ eingeliefert. Ende Oktober 1933 entlassen, emigrierte Unger Anfang 1934 in die Sowjetunion und kam in die Moskauer VAA. Vom NKWD im November 1937 verhaftet und am 19. März 1938 durch das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt, wurde Otto Unger noch am selben Tag erschossen. Seine Frau Rosi, geborene Rosenbaum (* 22. 1. 1905 – † 20. 11. 1997), war Stenotypistin, trat 1918 der FSJ und 1919 der KPD bei. Zunächst in Hamburg und Bremen, kam sie 1923 nach Moskau, als Stenografin in der deutschen Sektion der Komintern tätig. Heirat mit Otto Unger, mit ihm nach Hamburg zurück, arbeitete sie in der Frauenabteilung der BL Wasserkante. 1934 Emigration in die Sowjetunion, Redakteurin bei der DZZ. Nach Verhaftung Otto Ungers entlassen, Deutschlehrerin an einer Moskauer Mittelschule. Nach Kriegsbeginn verhaftet und bis 1955 in Kasachstan, dann Lehrerin in Moskau. Im Frühjahr 1977 kam sie in die DDR, kehrte jedoch im Herbst 1977 wieder zu ihren Söhnen nach Moskau zurück.

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Urban, Hans

* 1895 – ✝ 13.5.1925

1895 in Mitteldeutschland geboren; lernte Schlosser. Nahm als Soldat am Krieg teil. 1917 Mitglied der USPD, ging mit der USPD-Mehrheit 1920 zur KPD und arbeitete in Halle-Merseburg. Delegierter des VII. Jenaer Parteitags 1921. Urban gehörte 1922/23 zur linken Opposition gegen die Brandler-Zentrale. Nachdem die Linken 1924 die Parteiführung übernommen hatten, wurde Urban Mitte 1924 hauptamtlicher Funktionär, Sekretär für Gewerkschaftsfragen in der KPD-BL Halle-Merseburg. Anfang 1925 kam er als Redakteur an den »Klassenkampf«. Im April 1925 mußte er, schwer erkrankt, eine längere Festungshaft antreten. Bereits am 13. Mai 1925 starb Hans Urban in der Festung Gollnow.

Wer war wer in der DDR

Uschkamp, Irma

* 3.6.1929 – ✝ 17.9.2014

Geb. in Treuburg (Krs. Oletzko, Ostpr. / Olekko, Polen); Vater Gutsgärtner, Mutter Bibliothekarin; Volks- u. Mittelschule; 1947 SED; 1947 – 52 Arbeiterin, Angest. u. Betriebsass. in Mügeln, Colditz u. Meißen; 1952 Referentin für Berufsausbildung bei der VVB Keramik in Erfurt; 1953 – 60 Werkltr. im VEB Steingutwerk Elsterwerda; 1953 – 59 Fernstud. der Industrieök. an der KMU Leipzig, Dipl.-Industrieök.; 1954 – 63 Abg. der Volkskammer; 1960 / 61 Teiln. am Sonderlehrgang des ZK der SED; 1961 – 64…

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Vaculík, Ludvík

* 1926 – ✝ 2015

Ludvík Vaculík wurde 1926 im mährischen Brumov (Brumow) geboren und entstammt einer Zimmermannsfamilie. 1941–46 arbeitete er in den Schuhfabriken von Tomáš Baťa in Zlín und Zruč nad Sázavou (Srutsch an der Sasau). 1943 schloss er seine zweijährige Berufsschulausbildung zum Schuster und 1946 seine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann ab. 1946–50 studierte er am Institut für Politikwissenschaft und Journalismus der Prager Hochschule für Politik- und Sozialwissenschaften. 1948–51 war er als Erzieher…

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Vater, Albert

* 17.3.1859 – ✝ 8.2.1923

Geboren am 17. März 1859 in Soldin in der Neumark, Sohn eines Nagelschmieds; erlernte den Beruf des Vaters, übersiedelte Ende der achtziger Jahre nach Magdeburg und arbeitete als Schmied. Während des Sozialistengesetzes gehörte er der illegalen sozialdemokratischen Organisation »Copra« an, erwarb im Jahre 1900 die Gastwirtschaft »Bürgerhalle« und gründete in Magdeburg-Buckau zunächst eine eigene Partei, schloß sich aber bald wieder der SPD an. Er stellte der Partei und den Gewerkschaften seine Lokale zur Verfügung. Durch vorteilhafte Grundstückskäufe kam er (bis zur Inflation) zu einigem Wohlstand. Vater war ab 1909 Stadtverordneter in Magdeburg-Sudenburg, in der Magdeburger SPD zählte er zu den Linken und wandte sich während des Weltkrieges gegen die Mehrheitssozialdemokraten. 1917 trat er der USPD bei, gehörte im November 1918 dem Arbeiter- und Soldatenrat in Magdeburg an. Bis April 1919 Polizeipräsident von Magdeburg, wurde Vater im Februar 1919 Mitbegründer der KPD und war erster Bezirksleiter von Magdeburg-Anhalt. Auf seinem Grundstück befanden sich die Geschäftsräume der BL. Nach Einmarsch der General-Maercker-Truppen im April 1919 tauchte Albert Vater unter, gehörte vorübergehend wie die Mehrheit der Magdeburger Partei der KAPD an. Er wurde im Februar 1921 verhaftet und wegen Hochverrats (»Bildung bewaffneter Banden«) angeklagt. Der Prozeß endete mit einem Freispruch. In seinen letzten Lebensjahren sehr krank und schwerhörig, trat er im Mai 1921 als Parteisekretär und Bezirksleiter des VKPD-Bezirks Magdeburg zurück. Zunehmende Existenzsorgen und eine weitere Verschlechterung seiner Gesundheit veranlaßten Albert Vater dazu, sich in der Nacht vom 7. zum 8. Februar 1923 im Bahnhof von Halle zu erschießen. Seine Tochter Cläre Vater war Lebensgefährtin des während der stalinistischen Säuberungen in der UdSSR erschossenen KPD-Spitzenfunktionärs August Creutzburg.

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Uhrig, Pius

* 3.7.1896 – ✝ 10.1.1973

Geboren am 3. Juli 1896 in Plittersdorf/Rastatt, Sohn eines Landwirts. Bis 1915 auf dem väterlichen Hof tätig, dann bis 1918 Soldat im Weltkrieg. 1919 Mitglied der SPD, 1922 der KPD. Er blieb bis 1922 als Landwirt in Plittersdorf, danach in der Rastatter Waggonfabrik beschäftigt, ab 1923 Betriebsrat. Seit 1922 für die KPD im Gemeinderat, übernahm Uhrig 1931 den Vorsitz des kommunistischen »Reichsbauern- und Pächterbundes«. Im Juli 1932 wurde er als Abgeordneter in den Reichstag gewählt, dem er bis März 1933 angehörte. Herausgeber der »Roten Sturmfahne«, des Parteiblattes der Rastatter KPD. Am 1. März 1933 festgenommen, war er bis Ende 1933 im KZ Heuberg in »Schutzhaft«. Anschließend lebte er zurückgezogen in Plittersdorf als Landwirt. 1943 und 1944 erneut verhaftet, zuletzt kam er in das KZ Dachau. Zurückgekehrt, wurde Uhrig von den französischen Besatzungsbehörden am 1. Juni 1945 als Landrat des Kreises Rastatt eingesetzt. Nach der Wahl des Kreistages im Herbst 1946, die eine Mehrheit für die CDU brachte, lehnten deren Vertreter die Bestätigung Uhrigs auf diesem Posten ab. Offiziell blieb er noch bis März 1947 in Rastatt, ging dann für ein Jahr als Landrat nach Lahr. Danach wieder in Plittersdorf, ab 1949 betrieb er einen Großhandel von Landesprodukten, 1950 Handel mit Holz und Kohlen. Politisch zurückgezogen, starb Pius Uhrig am 10.Januar 1973 in Plittersdorf. An das Wirken Pius Uhrigs, des ersten Landrats des Kreises Rastatt nach dem Ende des Nationalsozialismus, erinnert eine dort im Jahre 2001 angebrachte Gedenktafel.

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Ulbricht, Richard

* 8.5.1873 – ✝ 20.9.1937

Geboren am 8. Mai 1873 in Altenburg; lernte Schlosser und Dreher, arbeitete später in München, von 1909 bis 1917 bei Zeiss in Jena und später bis 1930 bei verschiedenen Firmen in Berlin. 1913 trat er in die SPD, 1917 in die USPD ein. Als Spezialist in einem kriegswichtigen Betrieb vom Militärdienst befreit, gehörte er 1916 zu den Mitorganisatoren der Osterkonferenz der sozialistischen Arbeiterjugend in Jena. Seit 1919 Mitglied der KPD, Anfang der zwanziger Jahre übersiedelte Ulbricht nach Berlin. Er war 1920/21 Angehöriger der Wachmannschaft der KPD-Zentrale in der Rosenthaler Straße, er soll für den AM-Apparat tätig gewesen sein. Anfang 1930 meldete er sich für einen längeren Arbeitsaufenthalt in die Sowjetunion. Gemeinsam mit seiner Frau Marie Ulbricht, geborene Gestribow (* 28. 7. 1885 – † 31. 5. 1958), reiste er im September 1930 nach Moskau und arbeitete dort als Facharbeiter in der Nähe Moskaus im Werk Nr. 3 in Orechowo-Sujewo. Am 20.September 1937 vom NKWD verhaftet, wurde Richard Ulbricht bereits am 3. November 1937 in Butowo erschossen, Marie Ulbricht wurde 1940 nach NS-Deutschland ausgewiesen.

Wer war wer in der DDR

Ullmann, Hans

* 28.7.1913 – ✝ 1.1.1989

Geb. in Kostenthal (Krs. Cosel, Oberschles./ Gościęcin, Polen); Vater Maurer; Volksschule; 1928 – 39 Lehre u. Arbeit als Fleischer; dazw. 1934/35 Wehrdienst; 1939 – 43 Wehrmacht; 1943 – 49 sowj. Kriegsgefangenschaft, NKFD, Antifa-Schüler. 1949 SED; Einstellung bei der VP, Ltr. Politkultur im Krs.-Amt Perleberg; dann Einstellung bei der Verw. zum Schutz der Volkswirtschaft Brandenb. (ab Febr. 1950 Länderverw. Brandenb. des MfS), stellv. Ltr. der Krs.-Dienststelle Wittenberge; 1950 Ltr. der…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Ullrich, Ferdinand

* 22.6.1902 – ✝ 28.8.2001

Geboren am 22. Juni 1902 in Odessa, Sohn österreichischer Eltern, Bruder von Lisa Ullrich – der Vater war Schriftsetzer. Er besuchte von 1909 bis 1911 die deutsche Schule in Odessa und von 1911 bis 1914 die Elementarschule in Riga. 1915 wurde die Familie aus Rußland ausgewiesen, er lernte in Berlin Schlosser. Von 1917 bis 1921 Verlagsgehilfe, schloß sich 1919 der FSJ an. Ab 1921 Sekretär der KJD für den Bezirk Magdeburg, trat 1922 in die KPD ein, war bis 1923 hauptamtlicher Leiter der Literaturvertriebsstelle in Bielefeld, anschließend Sekretär der BL Magdeburg. 1923 aus Deutschland ausgewiesen, ging er in die ?CSR und schlug sich als Hilfsarbeiter durch. Ullrich kam 1924 zurück, wurde Leiter des Literaturvertriebs der KPD-BL Württemberg in Stuttgart. Im Januar 1925 verurteilte ihn der Staatsgerichtshof in Leipzig im sogenannten Buchhändler-Prozeß zu drei Jahren Gefängnis, wegen der »Hindenburg-Amnestie« nur bis Ende 1925 inhaftiert. 1926 Leiter des Literaturvertriebs der KPD-BL Pfalz in Mannheim. Als nichtdeutscher Staatsangehöriger 1926 erneut ausgewiesen, hielt er sich in Frankreich auf. Er wurde 1927 zunächst Mitarbeiter, dann als Nachfolger von Hans Holm Leiter des Parteiverlags der KPD VIVA in Berlin. Von 1928 bis 1931 im Apparat der Komintern in Moskau, dort von 1931 bis 1935 Aspirant am Institut der Roten Professur. Ullrich gehörte 1935 dem Orgbüro des VII. Weltkongresses an, war bis 1938 Mitarbeiter des Gebietskomitees der KPdSU und Lehrer am Parteiinstitut in Saratow. Dort am 18. Januar 1938 verhaftet und am 14. Oktober 1938 durch ein Sondergericht des NKWD zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, die er bis 1946 u. a. einem Gulag in der ASSR der Komi verbrachte. Seine Schwester Lisa setzte sich in Briefen an Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht wiederholt für seine Freilassung und ab 1945 für seine Rückkehr nach Deutschland ein. Nach der Entlassung aus dem Lager blieb er bis 1955 als Lehrer an Mittelschulen im Altaigebiet und wurde am 6. August 1955 durch das Oberste Gericht der UdSSR »strafrechtlich rehabilitiert«. Ende Juni 1956 kam Ullrich in die DDR und begann als Übersetzer bzw. Redakteur in der Leninabteilung des IML, wechselte 1958 an das Institut für Gesellschaftswissenschaften und arbeitete als Dozent in der Abteilung Information/Dokumentation. Er erhielt 1972 die Ehrendoktorwürde, 1977 die Ehrenspange zum VVO in Gold. Ferdinand Ullrich starb am 28.August 2001 in Berlin.

Wer war wer in der DDR

Ullrich, Klaus

* 24.2.1928 – ✝ 20.1.2017

Geb. in Berlin; Vater Angest.; Gymnasium in Berlin u. Saalfeld bis 10. Kl.; dann Luftwaffenhelfer; Juni 1945 Beginn der journalist. Tätigkeit als Volontär bei der »Dt. Volksztg.« in Berlin; 1945/46 KPD/SED; 1946 – 90 in der Red. »Neues Dtl.« zunächst Lokalreporter, dann Sportred.; ab 1946 Mitgl. des VDP bzw. VDJ; ab Konstituierung 1948 Mitgl. des DS; ab Gründung 1957 Mitgl. des DTSB u. bis 1989 des Bundesvorst.; ab 1952 Ltr. der Sportabt. des »Neuen Dtl.«; 1953 Mitgl. des Red.-Kolleg.; ab 1954…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Ulrich, Karl

* 18.12.1883 – ✝ 29.4.1962

Geboren am 18. Dezember 1883 in Ludweiler/ Saar; Bergmann auf der Grube »Luisenthal«. Während des Weltkrieges Unteroffizier, später trat er der USPD, 1920 der KPD bei und gehörte von 1924 bis 1928 dem Landesrat der Saar an. Als Leiter der KPD-Zelle auf der Grube »Luisenthal« ab 1929 Mitglied der erweiterten BL Saar, von 1929 bis 1932 Gemeinderats- und Kreistagsmitglied, 1933 Polleiter der Ortsgruppe in Ludweiler. Im Herbst 1933 kam es zu Verfallserscheinungen innerhalb der saarländischen Parteien, u. a. auch in der KPD. Karl Ulrich flog mit den KPO-Funktionären Philipp Reinhardt und Ernst Becker im November 1933 auf Einladung der NSDAP nach Berlin, um sich »nähere Eindrücke über die Verhältnisse« zu verschaffen. Alle drei traten zur pronazistischen »Deutschen Front« über. Zuvor waren sie aus ihren Parteien wegen »Korruption und Verrats« ausgeschlossen worden, doch bis auf eine Ausnahme solidarisierte sich die gesamte KPD-Fraktion im Ludweilerer Gemeindeparlament mit Ulrich. Nach der Rückkehr aus Berlin engagierten sie sich in der »Deutschen Front« und gründeten mit deren finanzieller Unterstützung die Zeitschrift »Rufer im Warndt«. Dort konnte Ulrich seine Fortsetzungsserie »Mit dem Flugzeug nach Deutschland« veröffentlichen, in der er den NS-»Sozialismus der Tat« pries. Später trat er politisch nicht mehr hervor. Karl Ulrich starb am 29.April 1962.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Unfried, Emil

* 21.4.1892 – ✝ 16.6.1949

Geboren am 21. April 1892 in Untergrönningen/Württemberg, Sohn eines Konditors; lernte Mechaniker, kam nach Stuttgart, wo er sich 1912 der SPD anschloß und während des Krieges, den er zeitweise als Soldat mitmachte, zur Spartakusgruppe stieß. Im November 1918 zeitweilig Vorsitzender des Aktions- und Vollzugsausschusses des provisorischen Arbeiterrates in Stuttgart, nahm Unfried als Delegierter Württembergs am 1. Reichsrätekongreß in Berlin teil. Im Januar 1919 trat er der KPD bei, war in Stuttgart ihr 2. Vorsitzender und wirkte bis 1921 als hauptamtlicher Sekretär für die Landarbeit der KPD-BL Württemberg. Seit 1920 auch Wanderredner der KPD, nahm er bis 1923 an fast allen Parteitagen teil. Von 1921 bis 1924 Sekretär für Landarbeit in die Zentrale der KPD in Berlin. Der VIII. Leipziger Parteitag 1923 wählte ihn in die Gewerkschaftskommission. Da er zum rechten Parteiflügel zählte, wurde er im August 1924 abgelöst. Er kam kurze Zeit darauf in den »Münzenberg-Konzern«, wo er die Filmabteilung übernahm und bis 1933 als Fachmann für Filmangelegenheiten wirkte. 1926 Mitbegründer und Direktor der »Prometheus – Film-Verleih und Vertriebsgesellschaft mbH« und später der »Weltfilm«. Es gelang ihm 1933, eine eigene Filmfirma, die »Forum-Film«, aufzubauen, und er produzierte später solche Unterhaltungsfilme wie z. B. »Der Etappenhase«, »Musketier Meier III«, »Das Gewehr über!« Der Schriftsteller Axel Eggebrecht berichtete in seinen Erinnerungen »Der halbe Weg« über Filme, die er mit Unfried schuf: »...Unfried führte die Prometheus unter anderem Namen weiter, seine Gesinnung war unverändert. Die Absicht bestand, mit dem Film ?Musketier Meier III? die Wehrpflicht madig zu machen. Die Absicht mißlang, da sich das Publikum köstlich amüsierte. Mit Nadelstichen war nichts auszurichten gegen ein Regime, dem die Mehrheit sich begeistert unterwarf.« Bis 1945 lebte er in Berlin, er hatte sich – wie seine Frau Lina Becker – von der Politik zurückgezogen und war keinen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Anläßlich seines 50.Geburtstages im April 1942 gratulierte ihm die Zeitschrift »Der Film – Die illustrierte Wochenschrift«: »Am vergangenen Dienstag, dem 21.April wurde der bekannte Filmverleiher und Filmtheaterbesitzer Emil Unfried 50 Jahre. Seine Firma, die Forum-Film, brachte als erste nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus das gute deutsche Soldatenlustspiel heraus, das im Gegensatz zu den berüchtigten Militärschwänken der Systemzeit den deutschen Soldaten zwar humorvoll, aber unverzerrt und mit Respekt vor der soldatischen Leistung darstellte. Filme wie ?Der Etappenhase? und ?Musketier Meier III?, aber auch der heitere Film vom neuen deutschen Volksheer ?Das Gewehr über!? waren unbestrittene und große Erfolge, an deren Zustandekommen Emil Unfried großen Anteil hatte. Als Filmtheaterbesitzer in Hannover und Minden stellte er zwei vorbildlich geführte Häuser dem Publikum vor. Aus allen Kreisen des Films wurde Emil Unfrieds an seinem Geburtstag mit größter Herzlichkeit gedacht.« 1945 wurde Unfried wieder Mitglied der KPD und trat in Versammlungen für die Bodenreform ein. Dann aber Ende 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und ins »Spezial-Lager« Sachsenhausen gebracht. Dort kam Emil Unfried am 16. Juni 1949 ums Leben.

Wer war wer in der DDR

Unruh, Konrad von

* 1.8.1920 – ✝ 12.9.2001

Geb. in Eisenach; Vater Eisenbahndir. Hans Curt v. U.; Volksschule u. Gymn.; Lehre u. Beruf als kaufm. Angest.; Wehrmacht, Kriegsgef. Nach 1945 als Lehrer tätig, 1948 NDPD, Mitgl. NDPD-LV Thüringen, Ltr. der Abt. Org. u. Werbung des NDPD-LV Thüringen; 1950 – 52 Polit. Geschäftsf. der NDPD-LV Sachsen; 1951 / 52 MdL Sachsen; 1949 – 52 Mitgl. des FDJ-ZR; 1954 Staatsexamen als Dipl.-Staatswiss.; 1952 – 55 Vors. des NDPD-BV Suhl u. Mitgl. des NDPD-HA; 1952 – 55 Vors. des DSF-Bezirksvorst. Suhl; 1958…

Wer war wer in der DDR

Urbanski, Wolfgang

* 14.11.1928 – ✝ 21.10.1998

Geb. in Lößnitz (Krs. Aue-Schwarzenberg, Erzgeb.); 1934 – 48 Volks- u. Mittelschule; 1946 – 48 Maurerpraktikum; 1946 SED u. FDGB; 1948 Abitur; 1948 – 54 Studium an der TU Dresden, Dipl.-Ing; 1950 DSF; 1955 Stellv. Ltr. des Büros für Stadtplanung Rostock; 1957 kommissar. Chefarchitekt; 1958 stellv. Stadtbaudir.; 1958, 1959 u. 1966 Verdienter Aktivist; 1961 Prom. zum Dr.-Ing.; 1961 – 63 Sekr. für Bauwesen in der Stadtverordnetenvers. Rostock; 1961 – 65 Abg. für die SED u. Mitgl. des Vorst.…

Wer war wer in der DDR

Uschmann, Georg

* 18.10.1913 – ✝ 23.9.1986

Geb. in Naumburg (Saale); Vater Schneidermstr.; Realgymnasium, Reifeprüfung; 1933 – 39 Studium der Zool. u. Botanik sowie Geschichte, Philos. u. Leibesübungen; 1939 Prom. an der Univ. Jena; 1938 Assistent am Ernst-Haeckel-Haus (EHH), dem Inst. für Geschichte der Zool., insbes. Entw.-Lehre; ab 1940 Wehrdienst, zul. Hptm.; sowj. Kriegsgefangenschaft bis 1950. 1950 Rückkehr ans EHH; ab 1952 Oberassistent; 1959 Habil. u. Doz. für Geschichte der Biol.; 1959 – 79 Dir. des EHH; ab 1962 zugl. Prof. mit…

Wer war wer in der DDR

Vallentin, Maxim

* 9.10.1904 – ✝ 2.9.1987

Geb. in Berlin; Vater Regisseur Richard V., Mutter Schauspielerin; 1911 – 19 Goethe-Schule Berlin, 1919/20 Berthold-Otto-Schule Berlin; 1920 Ausbildung an der Marie-Seebach-Schule des Staatl. Schauspielhauses; 1921 – 26 Engagements als Schauspieler an versch. Bühnen in Berlin u. am Schauspielhaus Zürich; 1926 KPD; 1927 Gründung u. Ltg. der Agit.-Prop.-Truppe des KJVD; Ende 1927 Umwandlung in die Agit.-Prop.-Truppe »Das Rote Sprachrohr«, Ltg. der Truppe; 1933 Emigr. in die ČSR; Mai 1935 Emigr. in…

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Vehlow, Franz

* 24.10.1895 – ✝ 1.12.1936

Geboren am 24. Oktober 1895 in Köln-Kalk, Sohn eines Fabrikarbeiters; lernte Dreher. Mitglied der KPD und Betriebsrat, sein Mandat für den Anfang September 1928 in Leipzig tagenden ADGB-Kongreß wurde für ungültig erklärt. Wegen einer Unterschriftensammlung gegen seinen Ausschluß vom ADGB-Kongreß dann aus dem Betrieb entlassen, wurde er im März 1929 hauptamtlicher Funktionär der KPD-BL Mittelrhein. 1929/30 hielt er sich in Ostpreußen auf, war Redakteur am KPD-Blatt »Echo des Ostens« bzw. wirkte als Orgleiter der KPD Ostpreußen, dann zeitweise Sekretär des KPD-Reichstagsabgeordneten Fritz Selbmann. Vehlow absolvierte 1931 den V. deutschen Lehrgang an der M-Schule der Komintern in Moskau und gehörte vor 1933 unter dem Decknamen Louis Schuster dem AM-Apparat der KPD an. Im Frühjahr 1933 wurde er vom ZK beauftragt, die interne Überprüfung von »Fahrlässigkeiten im Zusammenhang mit der Verhaftung von Ernst Thälmann« zu leiten. Er emigrierte 1934 ins Saargebiet, anschließend in die Schweiz, dort Leiter der Roten Hilfe und zugleich für den Komintern-Nachrichtendienst OMS tätig. Deshalb festgenommen, nach Frankreich ausgewiesen, hier gehörte er der KPD-Emigrationsleitung an. 1936 ging er nach Spanien, war u. a. Politkommissar des »Thälmann-Bataillons«. Franz Vehlow ist am 1. Dezember 1936 vor Madrid gefallen.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Uhrig, Robert

* 8.3.1903 – ✝ 7.6.1944

Geboren am 8. März 1903 in Leipzig, Sohn eines Schlossers; lernte Dreher, ging auf Wanderschaft und legte in Berlin die Ingenieurprüfung ab. 1920 trat er in die KPD ein. Seit 1929 im Versuchslabor für Radioröhren bei der Osram GmbH in Berlin, übernahm er Anfang 1933 die Leitung einer illegalen Betriebszelle der KPD. Im Juni 1934 festgenommen und am 28.November 1934 zu 21 Monaten Zuchthaus verurteilt, die er in Luckau verbüßte. Nach seiner Entlassung erneut im Widerstandskampf gegen die NS-Diktatur, leitete Uhrig ab 1938 verschiedene illegale Gruppen aus über 20 Rüstungsbetrieben in Berlin. Er stand 1938 in Kontakt mit dem in Prag residierenden Auslandssekretariat des ZK der KPD. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges konnte er das Netz der Widerstandsorganisation erweitern, hatte Verbindung zu Kommunisten in mehreren deutschen Großstädten. 1940/41 arbeitete er mit der von Josef (Beppo) Römer geleiteten Gruppe zusammen. Das von Uhrig herausgegebene Untergrundmaterial »Informationsdienst« berichtete über örtliche Mißstände und Verflechtungen betrieblicher Produktionsabläufe mit der Rüstungs- und Kriegswirtschaft des NS-Staates und rief zur Sabotage auf. Im Februar 1942 wurde die Gruppe zerschlagen. Robert Uhrig wurde am 4. Februar festgenommen, am 7. Juni 1944 vom VGH zum Tode verurteilt und am 21.August 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet. Uhrigs zweite Frau Charlotte, geborene Kirst (*26. 2. 1907 – † 17. 10. 1992), Kontoristin, 1926 Mitglied der SPD, war von 1928 bis 1933 Sekretärin der SPD-Reichstagsfraktion, u. a. für Rudolf Breitscheid. Seit 1940 verheiratet mit Robert Uhrig, beschaffte sie 1941 geheime Unterlagen über die Rüstungsproduktion, die er der sowjetischen Botschaft zustellen ließ. Charlotte Uhrig wurde am 3. September 1943 festgenommen, vom VGH zwar am 17. April 1944 freigesprochen, jedoch bis Ende April 1945 im KZ Ravensbrück festgehalten. 1945/46 Leiterin des Frauenausschusses beim Bezirksamt Berlin-Schöneberg, später in der Deutschen Verwaltung des Innern bzw. bei verschiedenen DDR-Ministerien tätig, sie erhielt 1972 den VVO in Gold.

Wer war wer in der DDR

Ulbricht, Lotte (Charlotte)

* 19.4.1903 – ✝ 27.3.2002

Geb. in Berlin-Rixdorf; Vater Hilfsarb., Hausdiener, Mutter Heimarb., Kleinbäuerin; Volks- u. Mittelschule bis 1919; dann Büroangest.; 1919 – 21 Arbeit als Stenotypistin in einer Berliner Fa.; 1919 – 24 Freie Soz. Jugend / KJD; 1920 ZdA; seit 1921 KPD; 1921/22 Stenotypistin beim ZK der KPD in Berlin u. bei der ZK-Abt. Bergbau in Essen; danach bei der BL der KPD in Essen; 1922/23 als Stenotypistin / Sekretärin bei der KJI in Moskau u. 1923/24 beim ZK der KPD in Berlin; dann von 1924 – 26…

Wer war wer in der DDR

Ullmann, Hermann

* 19.1.1902 – ✝ 15.12.1981

Geb. in Raschwitz; Vater Zollbeamter; Volksschule; Schriftsetzerlehre; Tierpfleger beim Zirkus Straßburger, Reiter, Dresseur; nach Übernahme des jüd. Unternehmens durch Zirkus Busch Berlin dort bis 1940; dann bei Zirkus Jacob Busch. Ab 1960 Staatszirkus der DDR; 1970 Manegenabschied; danach noch Haustierdressuren für die DEFA; Altmstr. der Pferdedressur in der DDR, zahlr. Gruppen, u. a. Berberhengste, Brauereipferde, Pinzgauer, aber auch Dressur von Exoten, Elefanten; Hohe Schule gem. mit…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Ullrich, Lisa

* 12.8.1900 – ✝ 5.6.1986

Geboren am 12. August 1900 in Odessa, Tochter österreichischer Eltern – der Vater war Schriftsetzer (Schwester von Ferdinand Ullrich). Sie kam schon mit 11 Jahren in einen Textilbetrieb in Riga. Bei Ausbruch des Weltkrieges wurde der Vater interniert, dann die Eltern mit vier Kindern nach Deutschland ausgewiesen. Lisa Ullrich lernte Schneiderin und arbeitete ab 1918 in der Bekleidungs-, Metall- und Elektroindustrie. Im März 1920 Mitglied der USPD, im Dezember 1920 der KPD, zunächst ehrenamtliche Funktionen in der Frauenarbeit. Um die deutsche Staatsangehörigkeit zu erhalten, heiratete Lisa Ullrich 1924 den Dreher und Kommunisten Adolf Dressler, die Ehe wurde 1927 geschieden. Sie war Delegierte zum V.Weltkongreß der Komintern 1924 in Moskau, danach bis August 1925 deutsche Vertreterin im Internationalen Frauensekretariat der Internationale. Anschließend bis 1927 Arbeiterin in Deutschland, ehrenamtlich im RFMB, dann hauptamtliche Mitarbeiterin der Frauenabteilung des ZK. Von Januar 1931 bis August 1932 war sie im Auftrag der Profintern in Prag, Amsterdam und in Frankreich. Lisa Ullrich wurde im Juli 1932 und erneut im November im Wahlkreis Köln-Aachen in den Reichstag gewählt. 1933 unter dem Decknamen Marga Instrukteurin der BL Magdeburg. Am 17.November 1933 festgenommen und am 20.Januar 1935 vom Kammergericht Berlin zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, kam dann in KZs. Infolge eines Unfalls im KZ wurde Lisa Ullrich auf persönliche Anordnung des Reichsführers SS Himmler im Frühjahr 1939 freigelassen, war Näherin und Lageristin in Berlin, später Kontoristin und Dolmetscherin. Am 22. August 1944 erneut verhaftet, saß sie bis zur Befreiung im KZ Ravensbrück. 1945 wieder in der KPD, ab Mitte September in der Deutschen Zentralverwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge. Ende Juli 1946 wechselte Lisa Ullrich als Hauptreferentin in die Frauenabteilung des ZS der SED. Sie besuchte 1948 einen Halbjahreskurs der SED-Parteihochschule »Karl Marx«, war zunächst wieder im Parteiapparat, dann bis 1964 in der Schulungsabteilung der Zentralverwaltung für MAS des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft tätig. Sie erhielt 1980 die Ehrenspange zum VVO in Gold. Lisa Ullrich starb am 5. Juni 1986 in Ost-Berlin.

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Ullrich, Lothar

* 31.3.1932

Geb. in Berlin; 1951 Abitur; 1951 – 56 Studium der Philos. u. Kath. Theol. in Fulda, Erfurt u. Neuzelle; 1956 Priesterweihe in Berlin-Reinickendorf; Kaplan in Prenzlau; 1958 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik des Regional-Priesterseminars / Studium Erfurt; 1962 Subregens am Priesterseminar Huysburg bei Halberstadt; 1965 Regens am Regional-Priesterseminar / Alumnat Erfurt; 1967 Dr. theol. mit der Arbeit »Fragen der Schöpfungslehre nach Jakob von Metz O. P.« (Leipzig 1966); 1967 Lehraufträge für…

Wer war wer in der DDR

Ulrich, Manfred

* 18.7.1928 – ✝ 29.3.1997

Geb. in Suhl-Heinrichs; Vater Werkzeugmacher; Volksschule; Lehre u. Arbeit als Verwaltungsangest. beim Landratsamt Suhl; 1946 SED; 1948 – 51 Prüfer der Finanzkontrolle des Landratsamts Suhl; 1952 – 55 Ltr. der Org-Instrukteur-Abt., 1956 Stellv. des Vors. des Rats des Krs. Suhl; 1959 – 63 Direkt- u. Fernstud. an der DASR Potsdam, Dipl.-Staats- u. Rechtswiss.; 1957 – 63 Bürgermeister von Zella-Mehlis; 1963 – 67 Bürgermeister, 1967 – 69 OB von Suhl (Nachf. von Manfred Schünke); Juni 1969…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Ungar, Hermann

* 7.9.1886 – ✝ 10.8.1937

Geboren am 7. September 1886 in Kassel, Sohn eines Schneiders; lernte Lithograph, später Techniker und Ingenieur. 1914 heiratete er die Schneiderin Elfriede Roesener (* 14. 8. 1892) und zog mit ihr nach Königsberg, kam 1915 nach Berlin und arbeitete bis 1929 als Ingenieur. Seit 1918 Mitglied der SPD, 1919 der USPD, ab August 1923 der KPD, gehörte er 1920/21 kurzzeitig der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Ab 1929 offiziell Oberingenieur bei der sowjetischen Handelsvertretung, war aber für den Nachrichtendienst der KPD tätig. Als Anfang 1934 mehrere deutsche Mitarbeiter beim Verlassen der sowjetischen Handelsvertretung in der Berliner Lindenstraße von der Gestapo verhaftet wurden, entkam Ungar in die Sowjetunion. Dort bei der Eisenbahn beschäftigt, folgten ihm Frau und Sohn im April 1934. Hermann Ungar wurde am 10. August 1937 vom NKWD verhaftet, wegen angeblicher »Spionage für Deutschland und Mitgliedschaft in einer rechtstrotzkistischen terroristischen Organisation« angeklagt, am 16. November 1937 zum Tode verurteilt und am selben Tag erschossen. Elfriede Ungar wurde am 2. Dezember 1937 in Moskau festgenommen, im Juni 1938 nach Deutschland ausgewiesen und kam in Berlin bis Ende 1938 in Gestapohaft. Sie wohnte bis zu ihrer Evakuierung 1944 nach Sachsen-Anhalt in Berlin-Steglitz. Aus Furcht vor erneuter Verhaftung durch das NKWD, das sich nach ihr in Halle/Saale erkundigte, verließ sie im Sommer 1948 die SBZ und ging zu ihrem Sohn nach West-Berlin, wo sie am 27. September 1967 starb. Der Sohn Kurt Ungar (* 3. 9. 1915 – † 30. 5. 2012) besuchte das Gymnasium in Berlin, machte 1932 das Abitur, trat in den KJVD ein, wurde im April 1933 von der SA verhaftet und schwer mißhandelt. In Moskau lernte er den Regisseur Gustav von Wangenheim kennen und erhielt in dessen antifaschistischem Film über den Reichstagsbrand (»Kämpfer«) eine Rolle. Anfang 1936 versuchte er nach Frankreich zu kommen, um in Paris zu studieren. Er gelangte über Warschau und Prag nach Deutschland, wurde hier verhaftet und sollte wegen seiner Teilnahme am Film »Kämpfer« vor den VGH gestellt werden, der Prozeß fand jedoch nicht statt. Kurt Ungar kam in das KZ Sachsenburg, dann nach Buchenwald und wurde im April 1939 entlassen. Im Dezember 1939 zur Wehrmacht eingezogen, geriet er Ende April 1945 noch kurz in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er begann 1946 an der Berliner Universität ein Medizinstudium, ab 1950 an der FU Berlin, promovierte und praktizierte als Arzt in West-Berlin.

Wer war wer in der DDR

Unverricht, Siegfried

* 25.2.1928 – ✝ 27.2.2018

Geb. in Dresden; Vater selbständiger Xylograph, Mutter Kassiererin; Volks- u. Berufsschule; Lehre als Chemigraph in Dresden; 1946 KPD / SED; 1947 – 52 Ressortltr. für Information u. Statistik, danach Ltr. des Büros des Sekretariats des FDGB-LV Sachsen; Sonderabitur; 1952 – 59 Redaktionsass., Hilfsred., Red. bzw. Ltr. der Abt. Volkskorrespondenten bzw. Wirtschaft, stellv. Chefred. der »Sächsischen Zeitung« in Dresden; FS-Abschluß für Journalistik sowie Fernstudium an der KMU Leipzig, 1964…

Wer war wer in der DDR

Urbschat, Gustav

* 20.5.1901 – ✝ 16.4.1982

Geb. in Berlin; Volkschule; 1919 KPD; bis 1933 in der Internat. Arbeiterhilfe (IAH) tätig; 1933 Emigr. in die Niederlande, 1934 illeg. Rückkehr nach Berlin; 1936 – 44 Zuchthaus Brandenburg; 1944 – 46 Soldat u. Kriegsgefangenschaft. 1946 – 47 Sekr. im KPD-KV Berlin-Wilmersdorf; 1948/49 Studium an der PHS der SED »Karl Marx« in Kleinmachnow; 1949 – 51 Abt.-Ltr. Kultur in der SED-LL Berlin; 1951 Prof. für Grundlagen des Marxismus-Leninismus, stellv. Dir., 1957 – 61 Rektor u. 1961 – 69 Prorektor der…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Utzelmann, Peter

* 1.5.1896 – ✝ 8.5.1972

Geboren am 1. Mai 1896 in Berlin; Tischler, seit 1913 in der SPD. 1915 zur Kriegsmarine einberufen, kam zur Matrosendivision in Wilhelmshaven, im März 1917 nach Flandern, 1918 wegen »nicht einwandfreier Gesinnung« nach Kiel. Im November 1918 aktive Teilnahme am Matrosenaufstand, Mitte November bei der Volksmarinedivision in Berlin. Mitglied des Spartakusbundes und der KPD, an den Januarkämpfen 1919 beteiligt. Mit der Mehrheit der Berliner Kommunisten gehörte er zum linken Parteiflügel und wurde 1920 einer der Mitbegründer der KAPD, in der er führende Funktionen ausübte. Redakteur in Halle, in Mitteldeutschland beim Aufbau der KAPD und der AAU tätig, war er unter dem Pseudonym Kempin KAPD-Leiter bei der März-Aktion in den Leuna-Werken. Deshalb am 21.Juni 1921 vom Sondergericht Halle wegen »Hochverrates und Rädelsführerschaft« zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Durch eine Amnestie 1922 freigelassen, trennte er sich von der KAPD und schloß sich der KPD an, bis 1924 Angestellter in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin. 1926 trat er aus Protest gegen die Politik der Partei aus der KPD aus und schloß sich 1928 der von Paul Levi geführten Sozialwissenschaftlichen Vereinigung (SWV) an, er trat in die SPD ein, wurde 1932 aber wieder ausgeschlossen, da er am Aufbau der »Roten Kämpfer« beteiligt war. Ab 1930 war er Handelsvertreter. Nach 1933 illegale Arbeit für die SWV und für die »Roten Kämpfer«. Am 26. November 1936 verhaftet und am 7. März 1938 vom Kammergericht Berlin zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Bis Juni 1940 im Zuchthaus Brandenburg, nach seiner Freilassung arbeitete er als Betriebsführer. 1945 Abteilungsleiter im Haupt-Berufsamt des Magistrats von Groß-Berlin. Mitglied der KPD/SED, im Dezember 1945 Redakteur beim Berliner Rundfunk. Utzelmann hatte enge Kontakte zur SMAD, kritisierte aber offen die Politik der Sowjetunion und der SED-Führung. Im Sommer 1948 Mitarbeiter der DWK, als Hauptdirektor Kontrolle der Holzindustrie für die Länder Brandenburg und Mecklenburg wurden ihm wegen seiner SED-Feindschaft Korruption und Amtsmißbrauch vorgeworfen. Aus der SED ausgeschlossen, war er von Mai bis November 1949 in Untersuchungshaft, dann flüchtete er im März 1950 nach West-Berlin. Im Oktober 1950 in Abwesenheit vom Landgericht Eberswalde wegen »Devisenvergehens« zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er engagierte sich in West-Berlin in der neugegründeten SWV und dem »Bund Freiheit und Recht«. Peter Utzelmann starb am 8. Mai 1972 in West-Berlin.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Valtin, Jan (Krebs

* 17.12.1905 – ✝ 1.1.1951

(* 1905 – † 1951) Geboren am 17. Dezember 1905 in Darmstadt als Richard Krebs, Sohn eines Kapitäns des Norddeutschen Lloyd in Asien. Nach dem Realgymnasium 1921 Schiffsjunge auf einem Segelschiff, im Frühjahr 1923 Rückkehr. In Bremen Mitglied der KPD, dann wegen Teilnahme am Hamburger Aufstand Flucht nach Antwerpen. Dort als Matrose angeheuert, ab 1924 gehörte er dem Internationalen Propagandakomitee »Transport«, einer Komintern-Abteilung, an und war zugleich Mitarbeiter der OMS. Nach mehrmonatiger Ausbildung in Leningrad in die USA entsandt, am 16. August 1926 in Los Angeles verhaftet und wegen »Angriffs mit einer tödlichen Waffe« zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, jedoch am 5. Dezember 1929 vorzeitig aus dem Zuchthaus San Quentin entlassen, kam Valtin Anfang 1930 nach Le Havre, fuhr nach Bremen weiter und erwarb an der Seefahrtschule 1931 sein Steuermannspatent. Anschließend Leiter des Bremer Internationalen Seemannsklubs (Interklub) und des dortigen kommunistischen Einheitsverbands der Seeleute und Hafenarbeiter, wieder für den Geheimapparat tätig. Ab Sommer 1932 Instrukteur der Komintern in Großbritannien und dann in Norwegen zur Reorganisation der dortigen Seeleutegewerkschaft. Nach 1933 illegale Arbeit in Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Am 7.November 1933 festgenommen, nach schweren Folterungen im KZ Fuhlsbüttel im Juli 1934 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Valtin ließ sich (wohl im Auftrag der Komintern) auf eine Mitarbeit für die Gestapo ein, ging nach Kopenhagen, angeblich um das Westbüro der Komintern auszuspionieren. Da die verantwortlichen Komintern-Stellen nichts unternahmen, seine Frau aus Deutschland herauszuholen und er außerdem seit Jahren Auseinandersetzungen mit Ernst Wollweber hatte, trennte er sich von der Komintern und »schaltete« sich nach eigenen Angaben selbst als »Gestapo-Spion« ab. Ende November 1937 wurde Valtin in der dänischen KP-Zeitung »Arbeiterbladet« erstmalig als ein auf der Flucht befindlicher Gestapoagent angeprangert. Daraufhin floh er, gejagt von GPU und Gestapo, in die USA. Hier veröffentlichte er sein Buch »Out of the Night« (deutsch »Tagebuch der Hölle«), welches die »Times« 1941 Buch des Jahres nannte und von dem kurz nach Erscheinen schon über eine Million Exemplare verkauft wurden. Später Freiwilliger bei der US-Army, weilte er im Frühjahr 1950 auf Einladung des CIC in der Bundesrepublik. Jan Valtin/ Richard Krebs starb am 1. Januar 1951 an einer Lungenentzündung. Eine Biographie über Valtin/Krebs veröffentlichte Ernst von Waldenfels 2002.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Vehmeier, Wilhelm

* 16.1.1893 – ✝ 1.11.1989

Geboren am 16. Januar 1893 in Detmold; Schlosser in Nienhagen, dort auch Gemeindevertreter. Mitglied der SPD, zeitweise Bevollmächtigter des DMV für Lippe. In den zwanziger Jahren Mitglied der KPD. Seit September 1932 Leiter des KPD-UB Lippe und Mitglied der erweiterten BL Ruhr. Am 15. Januar 1933 gemeinsam mit Adolf Scholz in den Lippischen Landtag gewählt. Bereits am 15. März 1933 in Osnabrück verhaftet und am 22. Juli 1933 vom OLG Hamm zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Am 22. Juni 1934 entlassen, im Juli erneut festgenommen, anschließend drei Monate »Schutzhaft«. Danach selbständiger Händler, kaufte Backwaren auf und vertrieb diese im einsamen nordlippischen Bergland. 1945 wieder Mitglied der KPD, bis 1947 Landtagsabgeordneter in Lippe und Vorsitzender der KPD in Lemgo. Nach dem KPD-Verbot kandidierte er auf einer eigenen Liste für einen Sitz im Gemeinderat. Er soll in den fünfziger Jahren beim Straßenverkehrsamt Detmold tätig gewesen sein. Wilhelm Vehmeier starb am 1.November 1989 in Detmold.