Veranstaltungsmitschnitt

Die vergessene Republik. Zum Ort der Weimarer Demokratie in der deutsch-deutschen Zeitgeschichte

| vom 22.10.2018 | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam | Stiftung Topographie des Terrors
Prof. Dr. Martin Sabrow
Prof. Dr. Martin Sabrow

Am 22. Oktober 2018 startete die Veranstaltungsreihe Weimars Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik mit dem Vortrag von Prof. Dr. Martin Sabrow „Einführung: Die vergessene Republik. Zum Ort der Weimarer Demokratie in der deutsch-deutschen Zeitgeschichte“.

Die Republik von Weimar hat keinen prominenten Platz im kollektiven Gedächtnis. Weder ihr mutiger Beginn noch ihr krisenhafter Verlauf, weder ihre republikanische Verfassung noch ihre politische Leistung spielen in der historischen Orientierung unserer Zeit eine nennenswerte Rolle. Zwischen der ersten und der zweiten deutschen Republik liegt der Sperrriegel der zwölf bittersten Jahre der europäischen Zivilisation, und er hat nach 1945 eine unvermittelte Traditionsbildung und Traditionsbefragung unmöglich gemacht. Dennoch fand die Weimarer Republik nach dem Ende der NS--Herrschaft zunächst durchaus breite historische Aufmerksamkeit - aber dies vor allem als Kontrastfolie: „Bonn ist nicht Weimar“, lautete der vielzitierte Buchtitel des Schweizer Publizisten Fritz René Allemann, in dem sich das Selbstverständnis der frühen Bundesrepublik spiegelte. Danach aber wurden die vierzehn Jahre der ersten deutschen Republik zunehmend von der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus überblendet. Ausgehend vom revolutionären, aber von keinem politischen Lager vorbehaltlos akzeptierten Sturz der Hohenzollernmonarchie am 9. November 1918 zeichnete der Einführungsvortrag die zeitgenössische und die nachzeitige Rezeptionsgeschichte der ersten deutschen Demokratie nach und erörterte die Frage, warum sie zu einer „vergessenen Republik“ werden konnte.

Martin Sabrow, 1954 geboren, ist Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam. Er ist Autor zahlreicher Publikationen, darunter: Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar (1994), Das Diktat des Konsenses. Geschichtswissenschaft in der DDR 1949–1969 (2001), Zeitgeschichte schreiben. Von der Verständigung über die Vergangenheit in der Gegenwart (2014), Erich Honecker. Das Leben davor 1912–1945 (2016), und wurde 2017 mit dem Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung ausgezeichnet.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors.

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