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Litauisches Museum für die Opfer des Genozids und Widerstands, Vilnius, Litauen

Litauisches Museum für die Opfer des Genozids und Widerstands, Urheber: Algirdas, Lizenz: CC-BY-SA 3.0.

Das Museum für die Opfer des Genozids und des Widerstands wurde 1992 auf Initiative litauischer Häftlings- und Deportiertenverbände gegründet. Seit 1997 ist die Einrichtung Bestandteil des staatlichen Forschungszentrums für Genozid und Widerstand, einer Institution, die sich der Erforschung der nationalsozialistischen und sowjetischen Besatzung Litauens widmet. Die Dauerausstellung thematisiert die Repressionen der Okkupationsregime gegen die litauische Bevölkerung sowie den antisowjetischen und antinazistischen Widerstand. Das klassizistische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem sich heute das Museum befindet, ist sowohl ein zentraler Erinnerungsort an die Repressionsregime in Litauen, als auch ein historischer Tatort: Das Gebäude war während der sowjetischen Besatzungszeiten und der NS-Herrschaft bis zur nationalen Unabhängigkeit des Landes im Herbst 1991 Sitz der Hauptverwaltung des KGB der Litauischen Sowjetrepublik bzw. der Gestapo.

Seit seiner Erbauung 1899 diente das Haus in der heutigen Aukų gatve 2 A, der "Straße der Opfer", als Gerichts-, Verwaltungs- und Schulgebäude. Im Juni 1940 bezog das NKWD den Gebäudekomplex und richtete im Kellergeschoss über fünfzig Zellen für Untersuchungshäftlinge ein. Während der deutschen Okkupation Litauens zwischen Juni 1941 und Juli 1944 diente das Haus als Gestapo-Hauptquartier. Mit der zweiten sowjetischen Besetzung des Landes ab Juli 1944 kehrte das NKWD in das Gebäude zurück und die Haftanstalt wurde durch neue Zellentrakte erweitert. Nach der Niederschlagung des bewaffneten antisowjetischen Widerstandes wurden viele Zellen in den frühen 1960er-Jahren in Lagerräume des KGB-Archivs umgewandelt. Mehr als 20 Internierungszellen wurden allerdings weiterhin genutzt, um Regimegegner und Menschenrechtsaktivisten einzusperren.

Die Ausstellung thematisiert die Verfolgung der litauischen Bevölkerung durch sowjetische und deutsche Besatzer. Ein Großteil der Ausstellungsfläche befindet sich in rekonstruierten Zellen im Kellergeschoss des Gebäudes. Dokumentiert werden hier neben dem Erfassungsprozedere der Inhaftierten, der Haftbedingungen in den verschiedenen Verfolgungsperioden auch die Hinrichtungen des KGB. Die Installation in der ehemaligen Hinrichtungszelle dient dabei als zentraler Gedenkraum. Sie hält die Erinnerung an die 1.000 in dem Gefängnis erschossenen oder in den Zellen verstorbenen Menschen sowie an alle Opfer der totalitären Systeme wach. Seit 2011 widmet sich ein Teil der Dauerausstellung dem Gedenken der über 200.000 litauischen Holocaustopfer. Nachgezeichnet werden neben dem nationalsozialistischen Vernichtungsregime der deutschen Besatzer die Nutzung des Gestapo-Gefängnisses und Schicksale seiner Opfer. Eingehende Betrachtung finden auch die Geschichte des Vilniusser Ghetto sowie die Massenexekutionen in der größten litauischen Erschießungsstätte der SS in Ponary.

Weitere Ausstellungsräume sind verschiedenen Aspekten der sowjetischen Okkupationen 1940/41 sowie zwischen 1944 und 1991 gewidmet. Überblicksdarstellungen und Einzelschicksale geben Aufschluss über die Repressionen, die Massendeportationen sowie die Untergrundbewegung in den Nachkriegsjahren. Beleuchtet werden der bewaffnete antisowjetische Widerstand zwischen 1944 und 1953 und die Dissidentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre.

Seit Dezember 2008 obliegt dem Museum außerdem die Verwaltung des Memorialen Komplexes im Tuskulenai Friedenspark. Von 1944 bis 1947 vollstreckte die sowjetische Geheimpolizei in den Kellerzellen des ehemaligen KGB-Gefängnisses 767 Todesurteile. Die sterblichen Überreste der Opfer wurden in Massengräbern auf dem Territorium der Parkanlage verscharrt. Erst bei archäologischen Grabungsarbeiten 1994 wurden sie entdeckt und in einer Urnenhalle beigesetzt. Die Ausstellung „Geheimnisse des Tuskulenai Guts“ informiert über den Vernichtungsapparat des totalitären Sowjetregimes.

Das Museum bietet neben Führungen auf Litauisch und Englisch auch speziell konzipierte Bildungsprogramme an, in deren Rahmen Exkursionen und Seminare durchgeführt werden. An der Gebäudefassade erinnern die eingemeißelten Namen von 199 zwischen 1945 und 1946 ermordeten litauischen Bürgern an die Opfer des sowjetischen Repressionsregimes.

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