Fachbuch

Ein Prozess in Prag. Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen

Jan Gerber

Buchcover

Jan Gerber nähert sich dem größten und letzten stalinistischen Schauprozess, der in Prag im November 1952 gegen den ehemaligen Generalsekretär Rudolf Slánský und 13 weiteren Funktionären der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei geführt wurde, aus einer neuen Perspektive: In einem lebensgeschichtlichen Zugang untersucht er die Biografien der zwei nicht angeklagten kommunistischen Schriftsteller Franz Carl Weiskopf und Louis Fürnberg, um zu analysieren, warum nur sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und nach der Befreiung von Auschwitz ein Prozess geführt wurde, in dem zehn von dreizehn Angeklagten Juden waren. Der Autor zeigt, dass der Prozess nicht nur auf Initiative Stalins zurückging, sondern zu einem Großteil eine Fortführung der Nationalitätenkonflikte der Zwischenzeit darstellte. Die Biografien von Weiskopf und Fürnberg bilden die Untermauerung seiner These, dass die Herkunft aus dem deutschsprachigen Bürgertum für die Angeklagten neben ihrem jüdischen Hintergrund am schwersten wiegte. Jan Gerber leistet auf diese Weise einen lohnenswerten Beitrag zur Interpretation des Prozesses um Rudolf Slánský, der bereits Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen war.

Bibliografische Angabe

Jan Gerber: Ein Prozess in Prag. Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen, Göttingen: Cover des Buches "Ein Prozess in Prag", Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 2016.