JHK 1993

Verbannungen der Einwohner Litauens in den Jahren 1941 und 1945-1952: Überblick über Publikationen der Jahre 1988-1992

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 276-352

Autor/in: Vanda Kasauskiene (Wilnius)

AllgemeinesUnter den Bedingungen des stalinistischen totalitären Regimes betrieb die UdSSR seit 1941 in der von ihr okkupierten baltischen Republik Litauen - ähnliches gilt auch für Lettland und Estland - eine Politik, die die Verbannung eines Teils deren Einwohner zum Ziel hatte - eine Politik mit schmerzlichen Folgen für das litauische Volk. Die Tat­ sache, daß ungefähr 10% der litauischen Einwohner fast 50 Jahre in den rauhesten Ge­ bieten im Norden und Osten der UdSSR verbrachten, wurde geheimgehalten. Dieses Kapitel der litauischen Geschichte der 20. Jahrhunderts wurde erst mit der nationalen Wiedergeburt und der Wiedererlangung der nationalen Unabhängigkeit im neunten Jahr­ zehnt aufgeschlagen. Aber auch damals in den achtziger Jahren waren noch Zensurbe­ stimmungen in Kraft, war geheimes Archivmaterial noch immer unzugänglich, war es verboten, die im Westen herausgegebenen Presseorgane und Bücher zu benutzen.Die vom Moskauer Reformer M. Gorbatschow begonnene Politik der Perestrojka, der es um \"mehr Sozialismus\" ging, brach Schritt für Schritt das totalitäre Regime in der Sowjetunion auf. Auch in den baltischen Republiken setzte ein Umbauprozeß ein.Am 3. Juni 1988 konstituierte sich in Litauen aus Vertretern von Wissenschaft und Kultur die Initiative \"Gruppe der litauischen Umgestaltungsbewegung\". Sie trat für eine wirksame Umgestaltungspolitik in der Republik ein, die zuvor in einer Atmosphäre der Stagnation nur stockend, wenn überhaupt vorangekommen war. Am Anfang standen drei Grundthemen, die sog. \"drei Walfische\": Ökologie, Probleme der litauischen Sprache und der Geschichte.Vor allem der jüngsten Geschichte der baltischen Republik galt das Interesse der Öf­ fentlichkeit und der Forschung. In den Sälen des Schriftstellerverbandes und der Aka- V. Ka.fouskiene: Verhannuni;en der Vinwohner LitauensJHK 1993 277demie der Wissenschaften drängtrn sich damals die Menschen: Das Bedürfnis nach (historischer) Wahrheit in ganz Litauen war groß.Man suchte die Ursachen des Untergangs eines kleinen Volkes und nannte sie beim Namen: die Politik der Russifizierung, die Verdrängung der Muttersprache aus dem staatlichen Leben, die Fälschung der Geschichte und der Versuch, sie aus dem Ge­ dächtnis des Volkes zu tilgen.Gleichzeitig begann man, die wichtigsten Probleme der jüngsten Geschichte neu zu diskutieren, die in den Jahren des kommunistischen Regimes gemäß den Vorgaben aus Moskau abgehandelt worden waren. Die Bedeutung der Erklärung der Unabhängigkeits­ akte vom 16. Februar 1918 zur Festigung der Staatlichkeit Litauens war verschwiegen worden; man hatte vielmehr immer versucht, die Wichtigkeit der \"Erklärung\" der so­ wjetischen Macht Ende 1918 zu \"beweisen\". Die Auswirkungen der geheimen Proto­ kolle der Verträge von 1939 und 1941, namentlich der Verlust der Staatlichkeit Litauens im Jahre 1940, wurden außer acht gelassen, während man die Auffassung des freien \"Beitritts\" des litauischen Volkes zur UdSSR zu \"belegen\" suchte. Die von Vertretern des stalinistischen totalitären Regimes in Litauen betriebene Politik der Verbannung der Einwohner und der Repressalien wurde eiern litauischen Volk als Politik der Völker­ freundschaft und als \"Beistand\" des größeren Bruders dargestellt. Gerade letzterem Thema haben sich seit 1988 viele Wissenschaftler verschrieben.Um die genaue Zahl der aus Litauen verbannten Einwohner festzustellen, muß man vor allem das in Archiven aufbewahrte geheime Material über die von der UdSSR im besetzten Land betriebene repressive Politik erforschen. Zu diesem Zweck wurde imJahre 1988 im Institut für Philosophie, Soziologie und Recht ein Ausschuß der litaui­ schen Umgestaltungsbewegung zur Aufklärung der stalinistischen Verbrechen eingerich­ tet, der aus Historikern, Juristen und Vertretern der Bewegung bestand. l Dieser Aus­ schuß sollte die genaue Zahl sowie Namenslisten der gemaßregelten litauischen Ein­ wohner zusammenstellen und sie veröffentlichen. Der Umfang der Arbeiten überschritt den im voraus festgelegten Rahmen, und der Ausschuß wurde zum Zentrum für die Er­ forschung der Repressalien in Litauen.2Doch erst nach der Trennung der KPL von der KPdSU (Ende 1989) wurde den For­ schern Material aus den geheimen Beständen des ehemaligen Parteiarchivs zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung der Dokumente war der einfachste Weg, der Öffentlich­ keit zu zeigen, wer diese Politik geplant und verfolgt hatte, welche Beziehungen zwi­ schen Amtspersonen der zentralen und örtlichen Gewalt während der Vorbereitung und Durchführung dieser Aktionen bestanden hatten. Die Publikationen der einschlägigen Quellen war die beste, da einzige Möglichkeit, dem Bedürfnis der Gesellschaft nach (historischer) Wahrheit zu entsprechen und die Ketten des Totalitarismus zu sprengen.Das wichtigste Material über die Verbannung der litauischen Einwohner wird im Staatsarchiv der öffentlichen Organisationen Litauens (bis zum 23. August 1990: Partei­ archiv), im Archiv des litauischen Innenministeriums und im Archiv des ehemaligen Komitees der Staatssicherheit der Litauischen SSR sowie im Archiv des Innenministeri­ ums der einstigen UdSSR und in anderen behördlichen Archiven, die sich in Moskau befinden, aufüewahrt.Ir sviesa, ir tiesa. Gimtasis krastas, 1988. Rugpjucio 11-17 (V III. l 1-17). 2 Dicnovidis. 1991, Birzelio 7-14 (Vl.7-14). 278 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienEine sehr wichtige Aufgabe für Historiker stellten deshalb die Suche nach den in Ar­ chiven aufbewahrten Materialien und die Veröffentlichung der aufgefundenen Doku­ mente über Deportationen litauischer Einwohner dar.Daß sich litauische Historiker und Sozialwissenschaftler dieser Aufgabe angenommen haben, soll der folgende Versuch zeigen, einen Überblick über ihre Arbeiten zu geben.Die Verbannungen im Jahre 1941Erste Publikationen über die Verbannung litauischer Einwohner erschienen in den Jah­ ren der Gorbatschowschen Glasnost-Politik. Unter dem Titel \"Schmerzliche Seiten der Geschichte\" wurde am 21. Mai 1988 ein Artikel über die erste Massenverbannung litaui­ scher Einwohner in \"Tiesa\" (\"Wahrheit\") publiziert. Es hieß hier, daß zwischen dem 14. und 17. Juni 1941 gemäß den Beschlüssen von Organen der UdSSR 12 562 litauische Einwohner (7 439 Familien) in die rauhesten Gebiete der Sowjetunion verbannt worden seien. Zur gleichen Zeit wurden 3 649 Personen verhaftet und später zu Haftstrafen in Konzentrationslagern verurteilt. Insgesamt waren also 16 000 Menschen von diesen er­ sten Maßnahmen betroffen. Es wurde die Schlußfolgerung gezogen, daß diese \"Massen­ abfuhr der Menschen in jeder Hinsicht unrechtmäßig war und durch nichts zu rechtferti­ gen war\".3Die in der Publikation genannten Zahlen waren in der Forschung umstritten. In den Tagen der hitlerfaschistischen Okkupation war man bemüht, möglichst genau festzustel­ len, wieviele Menschen 1941 verbannt worden waren. Seinerzeit wurde von 17 600 De­ portierten gesprochen. Auch litauische Historiker und Publizisten, die im Jahre 1944 in den Westen emigriert waren, trugen Zahlenmaterial zusammen. Im Laufe der Zeit ge­ langte man zu dem Ergebnis, daß in jener Zeit 34 620 Litauer Opfer der sowjetischen \"Umsiedlungs\"-Politik geworden waren. Diese Zahl findet sich in allen neueren Arbeiten zu diesem Thema, die in litauischer, englischer und deutscher Sprache herausgegeben worden sind.Bestätigt wird sie auch von dem Historiker L. Truska, der sich in seinem Aufsatz \"Weiße Flecken in der litauischen Demographie der Kriegs- und Nachkriegszeit\" (in: \"Komjaunimo tiesa\" [\"Wahrheit der kommunistischen Jugend\"] vom 28. Juni 1988)4, auf demographische Berechnungen stützt, sowie durch die Studie \"Die starrsinnige Wahrheit\" (in: \"Literatura ir menas\" [\"Literatur und Kunst\"] vom 18. Juli 1988)5 des Soziologen S.A. Vozbinas. Beide Autoren stützten sich aber nicht auf Archivmaterialien.Doch es geht beileibe nicht nur um Zahlen. Der Historiker H. Sadzius deckte in seiner Arbeit \"Litauen in den Jahren 1940-1941 (7). Deportation\", die in \"Gimtasis krastas\" (\"Heimatland\") vom 27. Oktober 19886 veröffentlicht wurde, Mechanismen der Depor­ tationen auf. Er wies darauf hin, daß bereits am 23. Mai 1941 in Kaunas ein Stab der Republik zur Durchführung der Operation der Deportationen eingerichtet wurde, der aus neun Personen bestand und vom Stellvertreter des Kommissars des Volkskommissariats3 Kasauskiene, Vanda: Skausmingi istorijos puslapiai. Tiesa 1988, Geguzes 21 (V. 21). 4 Liudas,Truska: \"Baltos demes\" karo ir pokario metu Lietuvos demografijoje. Komjaunimo tiesa, 1988.Birzelio 28 (VI. 28). 5 Vozbinas Stanislovas Algirdas. Uzspringusi tiesa. Literatura ir menas. 1988. Liepos 16 (VII.16). 6 Sadzius, Henrikas: Lietuva 1940-1941 metais (7). Deportacija. Gimtasis krastas 1988, Spalio 27 - lap­kricio 2 (X.27-XI.2). V. Kasauskiene: Verbannungen der Einwohner LitauensJHK 1993 279für Staatssicherheit (NKGB), dem Major der Staatssicherheit P. Bykov, geleitet wurde. Aus Mitarbeitern des NKGB und des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten (NKWD) wurden entsprechende Stäbe in Städten und Bezirken gebildet. Zur Durchfüh­ rung der Aktionen vom 14. bis zum 17. Juni des selben Jahres wurden Begleitabteilun­ gen der Truppen des NKWD der UdSSR eingesetzt. Zuzüglich beorderte man operative Mitarbeiter aus Belorußland, Smolensk, Pskow und anderen Gebieten nach Litauen. Das örtliche sowjetische Parteiaktiv, das in die Operation mit einbezogen wurde, erfuhr erst kurz vor Beginn davon.Sehr wertvolle Dokumente aus den Moskauer Archiven veröffentlichte H. Sadzius in seinem Text \"Große Verbannung des Volkes. Neue Dokumente über Deportationen vom 14.-18. Juni 1941\" in \"Gimtasis krastas\" (\"Heimatland\") vom 4. Oktober und vom 29. November 1990.7 Der Autor schreibt, daß das Politbüro des ZK der KPdSU und der Sowjet der Volkskommissare der UdSSR aufgrund des von Organen der Staatssicherheit vorgelegten Materials am 14. Mai 1941 den Beschluß Nr. 1299-526 SG (streng geheim) \"Über Verbannung des sozial fremden Elements aus den baltischen Republiken in die Westukraine, nach Belorußland und Moldawien\" faßte. Mit der Verwirklichung dieses Beschlusses wurden das NKGB und das NKWD unter Führung von L. Berija beauftragt. Der Autor publiziert das im Juni 1941 von Berija bestätigte Dokument \"Plan der Maß­ nahmen zum etappenweisen Transport, zur Unterbringung und Anstellung des speziellen Kontingents der Verbannten aus der Litauischen, Lettischen, Estnischen und Moldawi­ schen SSR\" sowie u.a. verschiedene von den Behörden ausgestellte Mitteilungen über die Unterbringung der Verbannten, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Aus der Mit­ teilung des Leiters der Abteilung \"Arbeits- und spezielle Siedlungen der GULags\" im NKWD der UdSSR vom 29. September 1941 ist ersichtlich, daß in der RSFSR (in der Region Altai, im Bezirk Kirow, in der ASSR der Komi, in der Region Krasnojarsk, in den Bezirken Omsk und Nowosibirsk) und in der Kasachischen SSR 12 682 Verbannte aus Litauen angesiedelt wurden.Unter dem Titel \"Tragödie vom Juni. Neue Dokumente über die Verbannung im Jahre 1941\" legt H. Sadzius in der \"Tiesa\" (\"Wahrheit\") vom 14. Juni 1991 Dokumente über die Zuweisung von Militärzügen für den Transport der Verbannten vor und vergleicht sie mit den aufgefundenen Mitteilungen über die Ankunft der Züge an den Bestim­ mungsorten. 8 E. Grunskis präsentiert Dokumente von Institutionen der Litauischen SSR, die sich an den Repressionen gegen Einwohner der baltischen Republik beteiligt haben.9In den beiden Dokumentationen von V. Kasauskiene \"Das rote Spinnengewebe. Ar­ chivdokumente über die Verbannung der litauischen Einwohner vom 14.-17. Juni 1941\", veröffentlicht in \"Pasaulis\" (\"Die Welt\") 1991, Nr. 10, S. 18-23,10 und \"Dokumente über die Verbannung der litauischen Einwohner vom 14.-17. Juni 1941: Enthüller und Richter des stalinistischen Regimes\", abgedruckt in \"Vakarines naujienos\" (\"Abendnachrichten\")7 Ders., Didysis tautos tremimas. Nauji dokumentai apie 1941 m, Birzelio 14-18 d. tremimus. Gimtasis krastas 1990, Spalio 4-10 (XI.4-10); lapkricio 29 - gruodzio S (XI.29 - XII.S).8 Ders., Birzelio tragedija. Nauji dokumentai apie 1941 m. trcmima. Tiesa, Birzelio 14 (VI.14 ). 9 Grunskis, Eugenijus: Nauji dokumentai apie 1941-uju Birzelio tremima, Pasaulis 1991, Nr. 18. P. 22-30. 10 Kasauskiene, Vanda: Raudonasis voratinklis. Archyvo dokumentai apie 1941 m. Birzelio 14-17 d.Lietuvos gyvcntoju trcmima, Pasaulis 1991, Nr. 10. P. 18-23. 280 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographienvom 12. Juni 1993,11 werden die von der damaligen Regierung der Litauischen SSR und von Führern des ZK der KP(B) der Litauischen SSR unterzeichneten Dokumente über die Verbannung der Einwohner und über den Verlauf der Aktion sowie Verzeichnisse des zurückgelassenen Eigentums vorgelegt. D. Remeikyte dokumentiert in ihrer Arbeit \"Briefe aus dem Nichtsein\", die in \"Vakarines naujienos\" (\"Abendnachrichten\") vom 14. Juni 199112 veröffentlicht wurde, von Verbannten an Partei- und Regierungsführer ge­ schriebene Briefe, in denen diese wegen der unerträglichen Lebens- und Arbeitsbedin­ gungen um Hilfe bitten.Die Verbannungen in den Jahren 1945 bis 1952In den Nachkriegsjahren wurden noch mehr litauische Einwohner deportiert. L. Truska berechnete in seiner o.g. Studie - wie die in den Westen ausgewanderten litauischen Hi­ storiker -, daß unmittelbar nach 1945 200 000 bis 240 000 Menschen aus Litauen ver­ bannt worden waren. Das Archivmaterial allerdings gibt solche Zahlen nicht her. In dem Text \"Widersprüchliche Seite der Geschichte\", abgedruckt in \"Tiesa\" (\"Wahrheit\") vom 5. Juli 1988, belegt die Autorin des vorliegenden Berichts, daß laut den in den Archiven vorhandenen Angaben in den Jahren 1945-1952 108 363 Menschen (20 923 Familien) ihre Heimat verlassen mußten und in andere Gegenden der UdSSR \"umgesiedelt\" wur­ den.13 Der unter dem Titel \"Unaufhörlicher Schmerz des Volkes\" in \"Sowjetskaja Litwa\" (\"Sowjetlitauen\") vom 13. Juni 1989 abgedruckte Artikel schlüsselt die Zahl der verbannten Einwohner im Zeitraum 1945 bis 1952 nach Jahren auf: 14Datum der VerbannungZahl der verbanntenMenschen1945 (24. April -2. Mai;17. Juli-3. September)5 4791946 (18.-21. Febr.)2 0821947-1948 (22. Dezember-28. März)3 9391948 (22.-27. Mai)39 4821949 (25.-28. März)32 7351950 (31. August - 1. Oktober)1 355195120 35719522 934Insgesamt108 363Zahl der verbannten Familien1 504 5011 027 11 233 9 633360 5 139526 29 923Diese Statistik belegt, daß die fremden \"Unterstützer\" des litauischen Volkes hartnäckig ihre in der Sowjetunion erworbene Erfahrung an \"schöpferischer\" Arbeit einsetzten. In erster Linie galt es ihnen natürlich, den Klassenfeind zu bekämpfen. Man fing an, ihn11 Dies.: Dokumentai apie 1941 m. Birzelio 14-17 d. Lietuvos gyventoju tremima: sovietinio rezimo demaskuotojai ir teisejai. Vakarines naujienos 1992, Birzelio 12 (VI.12).12 Remeikyte, Dalia: Laiskai is nebuties. Vakarines naujienos 1991, Birzelio 14 (VI.14). 13 Kasauskiene, Vanda: Priestaringi istorijos puslapiai. Tiesa 1988, Liepos 5 (VILS). 14 Dies.: Heprochodjaschtschaja bol naroda: Sawtra po wsej Litwe otmetschaetsja Djen Traura i Na­djeschdy (Unaufhörlicher Schmerz des Volkes: Morgen begeht man in ganz Litauen den Tag der Trauer und der Hoffnung), in: Sowjetskaja Litwa, 13.6.1989. V. Kasauskiene Verbannungen der Einwohner Litauens- - - - - - - -J-HK~1993 281überall zu suchen. Wieviele Klassenfeinde es zu geben hatte, wurde nach der Stalinschen Formel \"Je stärker der Sozialismus wird, desto stärker wird der Klassenfeind\" festgelegt. Um den Feind \"rechtmäßig\" festsetzen zu können, galt schon seit dem 1. Dezember 1940 in Litauen das Strafgesetzbuch der RSFSR. So sollte sichergestellt werden, daß man, gestützt auf eine rechtliche Grundlage, Persönlichkeiten des staatlichen und öffentlichen Lebens der Republik Litauen, die vermeintlich oder wirklich gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung arbeiteten, verhaften konnte, noch bevor sich die UdSSR Litauen einverleibte.Unter dem Eindruck der Suche nach Feinden und ihrer Verhaftung, von Terror und Betrug, der Verfolgung der Litauer, der dadurch erzeugten Atmospäre des Mißtrauens und der Angst unter der Bevölkerung formierte sich eine geschlossene totalitäre Gesellschaft.Eines der Mittel, den \"Feind\" zu bekämpfen. stellte die Verbannung dar. Bei ihr handelte es sich keineswegs um Abweichungen von Verfassungsnormen oder um Verstöße gegen die (wenn auch bolschewistische) Gerechtigkeit. wie man lange Zeit behauptet hat, sondern schlicht und einfach um die Durchführung einer verbrecherischen Politik mit dem Ziel, ganze Völker auseinanderzureißen und somit zu vernichten.Die ersten Verbannungen aus Litauen in der Nachkriegszeit begannen Ende April 1945. Betroffen waren litauische Bauern. Am 7. Februar 1945 unterzeichnete der Stellvertreter des Volkskommissars für innere Angelegenheiten der UdSSR, V. Tschernyschow, den geheimen Befehl Nr. 1-2120, in dem angeordnet wurde, Einwohner deutscher Nationalität aus Litauen in die ASSR Komi auszuweisen. Doch später wurde be-schlossen, die arbeitsamen Deutschen in der Land- und Forstwirtschaft zu beschäftigen. Auf Anordnung des NKWD der UdSSR vom 13. April 1945 wurden Deutsche aus 13 Bezirken und aus Kaunas in Siedlungen der Tadschikischen SSR verbannt. Der Zug aus Kaunas fuhr am 3. Mai ab. Der Militärzug Nr. 5086 brachte 261 Familien (219 Männer, 372 Frauen und 263 Kinder), insgesamt also 854 Menschen15 aus Litauen in diese Republik Asiens.Die Verbannungen der Jahre 1945/46 richteten sich in erster Linie gegen die Familien der Führer und aktiven Mitglieder der antisowjetischen Untergrundbewegung.E. Grunskis weist in seiner Studie über den \"Beginn der Verbannungen der Nachkriegszeit in Litauen (1945-1947)\", die in der Monatsschrift für Literatur, Kritik und Essayistik \"Mctai\" (\"Das Jahr\"), Nr. 9, S. 121-141 veröffentlicht wurde, 16 darauf hin, daß für die Durchführung der von Moskau geplanten Aktionen der Vertreibung der Einwohner seit 1945 vom Volkskommissariat Litauens und vom ZK der KP(B) der Litauischen SSR besondere Beschlüsse und Instruktionen gefaßt und spezielle Bevollmächtigte für die einzelnen Bezirke bestimmt worden sind, die dort die Verbannungsaktionen organisieren und darüber Bericht erstatten sollten. Der Autor behauptet gleichzeitig, daß repressive Strukturen für die Verbannung der Einwohner verantwortlich waren. Das litauische Territorium wurde in militärisch operative Sektoren geteilt; ein Sektor bestand aus 3 bis 4 Bezirken. Das von den Verbannten zurückgelassene Eigentum wurde eingezogen. In seiner Arbeit \"Sie haben selbst verbannt und selbst gestohlen\", abgedruckt in \"VakariVakanraiunjeisenos\" (\"Abendnachrichten\") vom 27. November 1991, legt J. Caplikas Doku-15 Grunskis. Eugenijus: Pokario tremimu Lietuvoje pradzia ( 1945-1947). Metai 1991, Nr. 9. P. 129. 16 Ten pat. P. 127-141. 282 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographienmente über Plünderungen des von den Deportierten zurückgelassenen Eigentums vor.17 V. Kasauskiene präsentiert in ihren Publikationen \"Tragische Dokumente über den Zwang\" (in: \"Gimtasis krastas\" [\"Heimatland\"] vom 13. Juni 1991) und \"So zerstörte man Litauen\" (in: ebenda, vom 1. August 1991) Beschlüsse der Regierung der Litauischen SSR und des ZK der Partei von 1948-1949 und 1951 über die Verbannung der Einwohner. 18 E. Grunskis deckt in seiner Publikation \"Die größten Verbannungen der Nachkriegszeit. Dokumente über Massendeportationen 1948, 1949 und 1951\" (in: \"Gimtasis krastas\" (\"Heimatland\"] vom 26. März 1992) die militärisch-operative Seite der Deportationen auf. Er informiert darüber, wieviele Offiziere und operative Mitarbeiter aus welchen Bereichen - laut der Berichte an die Moskauer Führung - an diesen Aktionen beteiligt waren.Darüber, wie diese militärischen Operationen der Verbannung der Einwohner vorbereitet und durchgeführt wurden und wie hoch ihre Zahl war, wurde der Minister der Staatssicherheit der UdSSR, W. Abakumow, informiert.19 Entsprechende litauische Institutionen schrieben Berichte an das ZK der KP(B) und an die Regierung der UdSSR. So wird in der Dokumentation \"Genosse A. Snieckus an den Genossen W. Schdanow\", erschienen in \"Vakarines naujienos\" (\"Abendnachrichten\") vom 13. November 1992, der Bericht des Sekretärs des ZK der KPL(B), A. Snieckus, an den Sekretär des ZK der KPdSU(B), W. Schdanow, über die Deportationen im Zeitraum vom 22. bis zum 27. Mai 1948 20präsentiert. Eine andere Arbeit, unter dem Titel \"Der Diener erstattet Bericht\" in \"Pasaulis\" (\"Die Welt\"), 1991, Nr. 19 veröffentlicht, dokumentiert den Bericht des Vorsitzenden des Ministerrats der Litauischen SSR, M. Gedvilas, an den Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR und Sekretär des ZK der KPdSU(B), G. Malenkow, über die Ausführung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR Nr. 1663652 s.21Die Verbannung der Einwohner und ihre Verhaftung gemäß Artikel 58 des Gesetzbuches der RSFSR waren für den Staat unter zwei Aspekten lebenswichtig und nützlich: Einerseits sorgten die Verfolgungen und Repressionen dafür, daß örtliche Machtorgane von sogenannten antisowjetischen Elementen, verschiedenen gegen den Sowjetstaat gerichteten destruktiven Personen, sogar von unmündigen Kindern befreit wurden. Andererseits trugen die Verbannten mit ihrer Zwangsarbeit zur Erschließung der neuen Regionen des Nordens und Sibiriens sowie zur Erfüllung der Fünfjahrespläne bei.Eben deshalb wurden die Verbannungen der litauischen Einwohner mit Zustimmung der Regierung und Parteiführung der Republik in Moskau geplant. Die Ministerien und Behörden der Sowjetunion, die billige Arbeitskräfte benötigten, sollten die Aufnahme und Unterbringung der Verbannten sichern. Das Ministerium für Verkehrswesen sollte zu festgelegten Zeitpunkten Eisenbahnwagen zur Verfügung stellen und dafür garantieren, daß viele Güterwagen in litauischen Bahnhöfen ständen. Unmittelbare Exekutoren17 Caplikas, Juozas: Patys treme, patys voge, Vakarines naujienos 1991, Lapkricio 27 (XI.27). 18 Kasauskiene, Vanda: Tragiski prievartos dokumentai. Nauja apie Lietuvos gyventoju tremima.Gimtasis krastas 1991, Birzelio 13-19 (VI.13-19); dies., Taip giove Lietuva. Nauja apie Lietuvos gyventoju tremima ir kolektyvizacija. Gimtasis krastas 1991, Rugpjucio 1-7 (VIII.1-7). 19 Grunskis, Eugenijus: Didziausi pokario tremimai. Masiniu deportaciju 1948, 1949 ir 1951 m. dokumentai. Gimtasis krastas 1992, Kovo 26-31 (III.26-31). 20 Caplikas, Juozas: Drg. A. Snieckus draugui A. Zdanovui. Vakarines naujienos 1991, Lapkricio 13 (XI.13). 21 Grunskis, Eugenijus: Tarnas atsiskaito. Pasaulis 1991, Nr. 19. P. 40-42. V. Kasauskiene Verbannungen der Einwohner Litauens- - - - - - - -./H-K-1993 283der Verbannungsaktionen waren das NKWD (später das Innenministerium) und das NKGB (später das Ministerium für Staatssicherheit) der UdSSR und ihre Abteilungen in der Republik. Die aus Moskau angereisten Emissäre bereiteten die Aktionen vor und führten sie vor Ort aus. Die Regierung der Litauischen SSR und die Führung der litauischen KPdSU-Abteilung, der KPL, folgten bedingungslos den Anordnungen der Sowjetregierung.In den Jahren 1945 bis 1952 wurden in über zehn Schüben Einwohner der baltischen Republik deportiert. Grundlage dafür waren in den Jahren 1945 und 1946 ein Beschluß des NKWD der UdSSR, in den beiden darauf folgenden Jahren die auf Sonderberatungen des Innenministeriums der UdSSR am 22. Dezember 1947 und 28. März 1948 gefaßten Beschlüsse sowie der gemeinsame Beschluß des Innenministeriums der UdSSR und des Ministerrats des UdSSR vom 21. Februar 1948, im Zeitraum 1949/50 der Beschluß des Ministerrats der Litauischen SSR vorn 19. März 1949 und 1951/52 der gemeinsame Beschluß der Sonderberatung des Innenministeriums der UdSSR und des Ministerrates der Litauischen SSR vom 29. September 1951 .22Nach dem Tode Stalins wurde die Kette, mit der die sowjetische Gesellschaft gefesselt war, gelockert. Die vom kommunistischen Regime begangenen Verbrechen wurden Stalin und seiner Umgebung zugeschrieben. Nach der Demaskierung des Stalin-Kultes fing man an, die Akten der in den Lagern und in der Verbannung befindlichen Menschen zu überprüfen. Auch in Litauen machte sich der Prozeß der Entstalinisierung bemerkbar. Anfang 1957 wurde in der Litauischen SSR ein Regierungsausschuß eingesetzt, der die Fälle der aufgrund von Beschlüssen des NKWD und des NKGB der UdSSR sowie aufgrund anderer Direktiven dieser Organe verbannter oder verurteilter Personen überprüüberpsrüofelnlte. In der Tauwetter-Periode unter Chruschtschow durfte ein Teil der Verbannten nach Litauen zurückkehren. Damit war der Gerechtigkeit aber noch lange nicht Genüge getan. Denn die Strukturen, aus denen die Verfolgungen und Repressionen erwachsen waren, wurden nicht abgeschafft, Menschen wurden auch weiterhin aus politischen Gründen zu Lagerstrafen verurteilt oder verbannt. Die Litauer mußten noch weitere dreißig Jahre der Gewalt und Erniedrigung aushalten, bis die Unabhängigkeit des litauischen Staates am 11. März 1990 wiederhergestellt wurde. Sie erst schuf die Voraussetzung dafür, die Geschichte der baltischen Republik mit all ihren Schattenseiten unter sowjetischer Herrschaft aufzuarbeiten. Die hier vorgestellten Forschungsarbeiten geben Zeugnis davon, daß mit dieser wichtigen und großen Aufgabe begonnen worden ist.22 Kasauskiene Vanda: Lietuvos gyventoju tremimai: apgaule ir ticsa. Vakarines naujienos 1991, Liepos 26 (Vll.26); Liepos 27 (YII.27). Peter Hübner (Berlin)Sozialgeschichte der Industriearbeiterschaft in der SBZ/DDR. Bemerkungen zu Forschungstendenzen in Deutschland seit 1989Einen \"Arbeiter- und Bauernstaat\" nannte die SED ihr 1989 endgültig gescheitertes Sozialismus-Projekt \"in den Farben der DDR\". Nicht ohne eine gewisse Ironie ist es deshalb, wenn Arbeiter als soziale Hauptsymbolfiguren der \"Diktatur des Proletariats\" im gegenwärtigen Boom der zeithistorischen DDR-Forschung eher eine Nebenrolle spielen. Dies mag politikgeschichtlichen Prioritäten geschuldet sein. Doch signalisiert der - relative - Gewichtsverlust einer sozialhistorisch intendierten Arbeitergeschichte auch Forschungsdefizite, die etwa politik- oder rechts- und kulturgeschichtliche Untersuchungen nicht unbeeinflußt lassen dürften. Hier zeigt sich eine Konsequenz des Umstandes, daß die Trennung von Politik und Ökonomie unter der SED-Herrschaft in radikaler Weise aufgehoben war. 1Auf die Theorie- und Methodenrelevanz dieser Spezifik machte Anselm DoeringManteuffel mit Blick auf die bisherige westdeutsche Zeitgeschichtsforschung aufmerksam: Die DDR galt als Abweichung vom historischen Hauptweg der deutschen Geschichte. Besonders die Sozial- und Wirtschaftshistoriographie seien \"auf ein westliches Modell politischer und sozioökonomischer Modernisierung fixiert\" gewesen und hätten mit dessen theoretischen Prämissen die Realität der sozialistischen planwirtschaftlichen Einparteiendiktatur nicht erfaßt.2 Zu den neuen Aufgaben der zeitgeschichtlichen Forschung in Deutschland gehöre es, \"die Sozialgeschichte der DDR aufzuarbeiten und zu der der Bundesrepublik in Beziehung zu setzen, denn eine Fortentwicklung von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft und den damit verbundenen Wertewandel gab es in der DDR strukturell und konzeptionell nicht, sondern allenfalls in der Form des verzerrten Nachvollzugs westdeutscher Konsum- und Verhaltensmuster.\"3Ob eine stärker sozialgeschichtlich orientierte Fragestellung an die Geschichte der zweiten deutschen Diktatur auch Impulse liefert, um den \"Trend einer zunehmenden Abwendung der Historiker von den Sozialwissenschaften\" zu verlangsamen oder gar zu wenden, bleibt abzuwarten.4 Im Vordergrund steht zunächst wohl auch auf sozialhistorischem Gebiet ein Abbau von Disparitäten zwischen dem für die Geschichte der Bundesrepublik erreichten und dem für die Geschichte von SBZ und DDR auszuweisenden Forschungsstand.Vgl. Meuschel, Sigrid: Überlegungen zu einer Herrschafts- und Gesellschaftsgeschichte der DDR, in: Geschichte und Gesellschaft (GG), 19. Jg., 1993, H.l. S. 7. 2 Doering-Manteuffel, Anselm: Deutsche Zeitgeschichte nach 1945. Entwicklung und Problemlagen der Historischen Forschung zur Nachkriegszeit, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ), 41. Jg., 1993, H.l. S. 27. 3 Ebenda, S. 28. 4 Kocka, Jürgen: Geschichtswissenschaft und Sozialwissenschaft. Wandlungen ihres Verhältnisses in Deutschland seit den 30er Jahren, in: Geschichtswissenschaft vor 2000. Perspektiven der Historiographiegeschichte, Geschichtstheorie, Sozial- und Kulturgeschichte. Festschrift für Georg G. Iggers zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Konrad H. Jarausch/Jöm Rüsen/Hans Schleier. Hagen 1991. S. 356. P. Hübner: Sozialgeschichte der IndustriearbeiterschaftJHK 1993 285Die folgenden Betrachtungen versuchen einigen der erkennbaren Forschungstrends auf sozialhistorischem Felde am Beispiel der DDR-Industriearbeiterschaft nachzugehen, ohne Anspruch auf eine auch nur einigermaßen vollständige Literaturübersicht zu erheben. Damit rückt ein Sozialbereich in den Blick, der im marxistisch-leninistischen Gesellschaftskonzept eine zentrale Funktion wahrnahm und - durch soziale Entdifferenzierungen bestimmt - teilweise in eine pars-pro-toto-Rolle geriet.Einschlägige Bibliographien verdeutlichen die von Doering-Manteuffel skizzierte Diskrepanz im Forschungsstand auch auf dem Gebiet der Arbeiter-Sozialgeschichte.5 Gründe, weshalb sich DDR-Historiker erstaunlich wenig diesem Gegenstand zuwandten, sind unter Verweis auf politisch und ideologisch gezogene, aber auch theoretische und methodologische Grenzen der Forschung schon einigermaßen deutlich geworden.6 Vergleichbare Phänomene zeigten sich in der sozialwissenschaftlichen Forschung der DDR.7Es fällt gegenwärtig nicht ganz leicht, über die institutionelle Verankerung von Forschungen Auskunft zu geben, die eine Sozialgeschichte der DDR-Industriearbeiterschaft zumindest tangieren. Geht man nach Publikationen und laufenden Projekten, zeichnen sich einige Forschungszusammenhänge ab, in denen entsprechende Themen eine Rolle spielen dürften: Freie Universität Berlin, Universität Mannheim, das Münchner Institut für Zeitgeschichte, die Berliner Humboldt-Universität, die Universität Leipzig und der Potsdamer Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien in der Förderungsgesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben mbH.Freilich, während sich die historische Forschung seit 1989 noch stärker auf politischeAspekte der DDR-Geschichte konzentrierte, nutzten Sozialwissenschaftler die Gunst der Stunde und warteten mit Analysen auf, an denen sozialhistorische Forschung sinnvoll anknüpfen kann. 8 Interessante Einblicke - nicht nur - in die Haltung der Industriearbei-5 Vgl. aus der neueren Literatur: Arbeiter im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Klaus Tenfelde. Stuttgart 1991 (Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte, 5 !).6 Vgl. Handke, Horst: Zur sozialgeschichtlichen Forschung in der DDR. Gedanken zu ihrer Entwicklung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 34. Jg., 1986, H. 4. S. 291-302; Hübner, Peter: Sozialgeschichte in der DDR - Stationen eines Forschungsweges, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 34. Jg., 1992, H. 3. S. 43-54; Küttler, Wolfgang: Zum Platz der DDR-Sozialgeschichtsforschung in der internationalen Wissenschaftsentwicklung, in: ebenda, S. 55-66. Vgl. auch Iggers, Georg G. (Hrsg.): Ein anderer historischer Blick. Beispiele ostdeutscher Sozialgeschichte. Frankfurt/M. 1991.7 Vgl. Laatz, Horst: Klassenstruktur und soziales Verhalten. Zur Entstehung der empirischen Sozialstrukturforschung in der DDR. Köln 1990; Sozialreport 1990. Hrsg. von Gunnar Winkler. Berlin 1990. S. 12-13.8 Vgl. Adler, Frank: Soziale Umbrüche, in: Das Ende eines Experiments. Hrsg. von Rolf Reißig/GertJoachim Glaeßner. Berlin 1991. S. 174-218; Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. Ein Studienbuch zur Entwicklung im geteilten und vereinten Deutschland. Opladen 1992; ders. (Hrsg.): Sozialer Umbruch in Ostdeutschland. Leverkusen 1992 (Sozialstrukturanalyse, 2); ders.: Die ostdeutsche Sozialstruktur unter Modernisierungsdruck, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), B 2930/ l 992. S. 15-28; Grundmann, Siegfried: Außen- und Binnenmigration der DDR 1989. Versuch einer Bilanz, in: Deutschland Archiv (DA), 23. Jg., 1990, H. 9. S. 1422-1432; Pfefferkorn, Friedrich: Wissenschaftlich-technischer Fortschritt und Entwicklung der allgemeinen und territorialen Beschäftigtenstruktur in der ehemaligen DDR, in: Berichte zur deutschen Landeskunde. Bd. 64, 1990, H. 2. S. 405-424; Sozialreport 1990. Daten und Fakten zur sozialen Lage der DDR. Dokumentation eines Workshops am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Hrsg. von der Arbeitsgruppe Sozialberichterstattung. 2., leicht veränderte Fassung (P 90 - 102), Berlin 1991; Timmermann Heiner (Hrsg.): Sozialstruktur und sozialer Wandel in der DDR. Saarbrücken-Scheid! 1989 (Dokumente und 286 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographienterschaft vermittelten z.B. demoskopische Untersuchungen aus den Jahren 1989/90, wobei es hier besonders um die Stimmungsentwicklung und das Wahlverhalten ging.9Untersuchungen aus dem Bereich der DDR- und Deutschlandforschung thematisierten bei der Analyse sozialer und wirtschaftlicher Probleme der DDR auch Aspekte der Situation von Industriearbeitern, 10 während sich gleichzeitig eine Schwerpunktverlagerung zu entsprechenden Seiten des deutschen Einigungsprozesses vollzog.11Auch kultur- und alltagsgeschichtliche Ansätze dürften den Blick auf die Sozialgeschichte der DDR-Arbeiterschaft beeinflussen, so z.B. hinsichtlich der Rolle von Industriearbeitern beim Zustandekommen eines antiintellektuellen Konsensus in der DDRGesellschaft.12 Wichtige Seiten der Arbeitergeschichte wurden durch neue Untersuchungen zum Leben von Frauen in der DDR beleuchtet, 13 allerdings zeigt sich auch hier die erwähnte Diskrepanz des Forschungsstandes.14Alltagsgeschichtliche Aspekte der Industriearbeiterschaft reflektierte das von Lutz Niethammer geleitete Oral-History-Projekt zu Lebensgeschichten in drei Industriestädten der DDR.15Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen, 56); ders. (Hrsg.): Lebenslagen. Sozialindikatorenforschung in beiden Teilen Deutschlands. Saarbrücken-Scheid! 1990 (Forum: Politik, 12); Voigt, Dieter/Belitz-Demiriz, Hannelore/Meck, Sabine: Die innerdeutsche Wanderung und der Vereinigungsprozeß. Soziodemographische Struktur und Einstellung von Flüchtlingen/Übersiedlern aus der DDR vor und nach der Grenzöffnung, in: DA, 23. Jg., 1990, H. 5. S. 732-746. Siehe auch Datenrepmt 1992. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen. Mannheim, Bonn 1992 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 309). 9 Siehe Förster, Peter/Roski, Günter: DDR zwischen Wende und Wahl. Meinungsforscher analysieren den Umbruch. Berlin 1990; Noelle-Neumann, Elisabeth: Demoskopische Geschichtsstunde. Vom Wartesaal der Geschichte zur Deutschen Einheit. Zürich, Osnabrück 1991 (Texte+ Thesen, 242). 10 Vgl. u.a. Belwe, Katharina: Schichtarbeit in der DDR, in: DA, 22. Jg., 1989, H. 11. S. 1260-1271; Brechschmidt, Sylvia/Nusser, Horst: Soziale und wirtschaftliche Grundprobleme der DDR. München 1991 (Medienserie Gesellschaftskunde, 6); dies.: BRD und DDR 1948-1990. Wirtschaft - Soziales Verbände. München 1991 (Medienserie Gesellschaftskunde, 3); Kusch, Günter/Montag, Rolf/Specht, Günter/Wetzker, Konrad: Schlußbilanz - DDR. Fazit einer verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik. Berlin 1991. 11 Aus der Vielzahl von Publikationen seien hier nur genannt Glaeßner, Gert-Joachim: Eine deutsche Revolution. Der Umbruch in der DDR, seine Ursachen und Folgen. Frankfurt/M. 1991 (Berliner Schriften zur Politik und Gesellschaft im Sozialismus und Kommunismus, 4); Deutschland-Handbuch. Eine doppelte Bilanz 1949-1989. Hrsg. von Werner Weidenfeld/Hartmut Zimmermann. München 1989. 12 Vgl. Bobach, Reinhard: Mentale Konversion? Kulturelle Aspekte der deutschen Vereinigung, in: DA, 26. Jg., 1993, H. 1. S. 7-20, hier bes. S. 9-11; Arbeits- und Berufsalltag in der DDR. Hrsg. vom Gesamtdeutschen Institut. Bonn 1990. 13 Vgl. Clemens, Petra: Über Frauen und andere Kräfte, in: Frauenalltag. Weibliche Lebenskulturen in beiden Teilen Deutschlands. Hrsg. von Barbara Geiling-Mau/Hildegard Macha. Köln 1992. S. 44-60; Geißler, Rainer: Soziale Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern im geteilten und vereinten Deutschland, in: APuZ, B 14-15/1991. S. 13-24. 14 Kuhn, Anette: Frauengeschichtsforschung. Zeitgemäße und unzeitgemäße Betrachtungen zum Stand einer neuen Disziplin, in: APuZ, B 34-35/1990. S. 3-15. 15 Vgl. Niethammer, Lutz/Plato, Alexander v./Wierling, Dorothee: Die volkseigene Erfahrung. Eine Archäologie des Lebens in der Industrieprovinz der DDR. 30 biographische Eröffnungen. Berlin 1991. Vgl. auch Dube, Martin: Arbeit mit mündlichen Quellen bei der wirtschaftshistorischen Erforschung der DDR-Industrie, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Teil 1 - 1991. Berlin 1991. S. 51-55. P. Hübner: Sozialgeschichte der IndustriearbeiterschaftJHK 1993 287Im Vergleich zur Literatur aus dem thematischen Umfeld einer Sozialgeschichte der DDR-Industriearbeiterschaft fällt der relativ geringe geschichtswissenschaftliche Anteil auf. In neueren Überblicksdarstellungen fanden zwar verstärkt generalisierende Angaben zur Sozialstruktur und zur Gesellschaftspolitik der SED ihren Niederschlag_l6 Lediglich die Geschichte des 17. Juni 1953 scheint eine gewisse Schwerpunktbildung bewirkt zu haben, wobei - stärker als in früheren Arbeiten - nach sozialen bzw. wirtschaftlichen Motiven und Ursachen gefragt wurde.17 In dem Zusammenhang stehen auch Untersuchungen, die mehr oder minder ausführlich auf weitere Beispiele des Protestes und Widerstandes im Industriearbeitermilieu eingehen.18Nur vereinzelt finden sich in neueren Arbeiten zur Geschichte der SBZ sozialhistorisch relevante Aspekte behandelt, die auch die Entwicklung der Industriearbeiterschaft reflektieren_ 19 Kaum anders stellt sich die Situation für den Zeitraum 1949 bis 1989/90 dar, wobei jedoch zu vermerken ist, daß sich an der Universität Leipzig ein Projekt zur Sozialgeschichte Sachsens im 20. Jahrhundert und am Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien in Potsdam ein Projekt zur Sozialgeschichte der Niederlausitzer Industriearbeiterschaft 1936 bis 1965 in Arbeit befinden.Diese Forschungen zeigen angesichts der enormen politischen \"Aufladung\" sozialer Prozesse in der DDR die Notwendigkeit, das methodische Instrumentarium kritisch zu prüfen und die evidenten Strukturen der DDR-Gesellschaft genauer nach der Existenz informeller Substrukturen und soziale Entdifferenzierungsprozesse auf gegenläufige Redifferenzierungen zu hinterfragen.20Auf Forschungsdefizite machte Christoph Kleßmann aufmerksam: Die zeithistorische Forschung habe in der Zeit der Teilung \"unter entgegengesetzten Vorzeichen primär nach der Durchsetzung der gesellschaftsverändernden Zielsetzungen politischer Herrschaft gefragt[...], kaum dagegen nach der Fortdauer und Resistenz alter, überkommener Strukturen, Mentalitäten, Verhaltensweisen und Normen unter der Hülle des propagier-16 So vor allem bei Weber, Hermann: DDR. Grundriß der Geschichte 1945-1990. Hannover 1991. S. 34, 62f., 86-88, 115-119, 140-143, 163-165, 197-200.17 Vgl. Buchheim, Christoph: Wirtschaftliche Hintergründe des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR, in: VfZ, 38. Jg., 1990, H. 3. S. 415-433; Hagen, Manfred: DDR. Juni \'53. Die erste Volkserhebung im Stalinismus. Stuttgart 1992; Hübner, Peter: Löhne und Normen. Soziale Spannungen im Vorfeld des 17. Juni 1953, in: Brüche - Krisen - Wendepunkte. Neubefragung von DDR-Geschichte. Hrsg. von Jochen Cemy. Leipzig, Jena, Berlin 1990. S. 118-125; Mitter, Amim: Die Ereignisse im Juni und Juli 1953 in der DDR. Aus den Akten des Ministeriums für Staatssicherheit, in: APuZ, B 5/1991. S.31-41.18 Vgl. Pricke, Karl Wilhelm: Politik und Justiz in der DDR. Zur Geschichte der politischen Verfolgung 1945-1968. Neuaufl., Köln 1990; Kleßmann, Christoph: Opposition und Dissidenz in der Geschichte der DDR, in: APuZ, B 5/1991. S. 52-61; Wolle, Stefan: Das MfS und der Arbeiterprotest im Herbst 1956 in der DDR, in: ebenda, S. 42-51; Sarel, Benno: Arbeiter gegen den \"Kommunismus\". Zur Geschichte des Proletarischen Widerstandes in der DDR 1945-1958. Berlin 1991.19 Vgl. dazu: Auferstehen aus Ruinen. Arbeitswelt und Gewerkschaften in der früheren DDR. Hrsg. von Ditmar Gatzmargaffhomas Voss/Klaus Westermann. Marburg 1991; Hübner, Peter: Umworben und bedrängt: Industriearbeiter in der SBZ, in: Zur Geschichte der SBZ. Hrsg. von Alexander Fischer. Berlin 1993 (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung, 37) (im Druck); Welsh, Helga A.: Revolutionärer Wandel auf Befehl? Entnazifizierungs- und Personalpolitik in Thüringen und Sachsen ( 1945-1948). München 1989 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 58).20 Vgl. Hübner, Peter: Balance des Ungleichgewichtes. Zum Verhältnis von Arbeiterinteressen und SEDHerrschaft, in: GG, 19. Jg., 1993, H. 1. S. 15-28. 288 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographienten sozialistischen Fortschritts.\"21 Sozialgeschichtliche Fragen seien aufgrund der \"jeweiligen stark politikgeschichtlichen Ausrichtung\" und wegen der Unzulänglichkeit geeigneter Quellen kaum gestellt worden. 22 Auch Gerd Meyers Beobachtung dürfte zutreffend sein: \"Noch wenig untersucht sind jene langfristigen Entwicklungstendenzen und Bruchlinien der Sozialstruktur bis hinein in die individuellen Biographien, die wichtige Voraussetzungen für den Umbruch [von 1989, P.H.] bildeten.\"23Dieser \"Umbruch\" indes hat inzwischen die Kategorie Mentalität im Fokus der forschungsleitenden Interessen spürbar aktiviert. Damit sind nicht umstrittene Produkteeiner psychologischen Interpretation von DDR-Geschichte,24 sondern sozialwissenschaftliche Annäherungen an den Werte- und Mentalitätswandel der DDR-Gesellschaft gemeint.25 In enger Beziehung zu einem solchen Ansatz stehen vereinzelt konflikttheoretisch orientierte Fragestellungen,26 die ihr Gegenstück in einer Problematisierung des Legitimationsaspekts der Diktatur fanden.27Die hier nur knapp umrissenen Themenfelder tangieren die Sozialgeschichte der Industriearbeiterschaft in SBZ und DDR in vielen Punkten. Doch steht die zeithistorische Forschung gleichzeitig vor einem gewissen Zielkonflikt: Erst seit 1990 verfügt sie über ausreichenden Zugang zu Archivalien und anderen Sozialdaten aus der SBZ und DDR. Unverkennbar dauert eine Akkumulationsphase noch an, und der Wunsch nach raschem publizistischen Niederschlag stößt hier an Grenzen.Wenn gegenwärtig in der sozialwissenschaftlichen Forschung \"eine gewisse Theoriearmut\" konstatiert wird,28 so läßt sich absehen, daß auch die Sozialgeschichte der Industriearbeiterschaft in der SBZ/DDR zunächst einen empirischen Nachholbedarf zu bewältigen hat. Nur kann das kaum unter Inkaufnahme bestehender theoretischer und methodologischer Defizite geschehen.29 Allein die nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime in Mittel- und Osteuropa eingetretene Entwertung von Konzeptkritiken21 Kleßmann, Christoph: Zur Sozialgeschichte des protestantischen Milieus in der DDR, in: ebenda, S. 30.22 Ders.: Zwei Diktaturen in Deutschland - Was kann die künftige DDR-Forschung aus der Geschichtsschreibung zum Nationalsozialismus lernen?, in: DA, 25. Jg., 1992, H. 6. S. 62.23 Meyer, Gerd: Die westdeutsche DDR- und Deutschlandforschung im Umbruch. Probleme und Perspektiven der Sozialwissenschaften, in: DA, 25. Jg., 1993, H. 3. S. 279.24 Vgl. Maaz, Hans-Joachim: Der Gefühlsstau. Ein Psychogramm der DDR. Berlin 1990; ders.: Das ge-stürzte Volk oder die unglückliche Einheit. Berlin 1991.25 Siehe u.a. Gensicke, Thomas: Mentalitätswandel und Revolution. Wie sich die DDR-Bürger von ihremSystem abwandten, in: DA, 25. Jg., 1992, H. 12. S. 1266-1283; ders.: Werte und Wertewandel im Osten Deutschlands, in: Werte und Wandel. Ergebnisse und Methoden einer Forschungstradition. Hrsg. von Helmut Klages/Hans-Jürgen Hippler/Willi Herbert. Frankfurt/M., New York 1992. S. 672-795; Woderich, Rudolf: Mentalitäten zwischen Anpassung und Eigensinn, in: DA, 25. Jg., 1992, H.l. S. 21-32.26 Vgl. Hübner, Peter: Von unten gesehen. Krisenwahrnehmung durch Arbeiter, in: Brüche - Krisen -Wendepunkte, a.a.O., S. 254-265; Meuschel, Sigrid: Wandel durch Auflehnung - Thesen zum Verfall bürokratischer Herrschaft in der DDR, in: Berliner Journal für Soziologie, Sonderheft, Bd. 1, Berlin 1991. S. 15-28. 27 Vgl. Meuschel, Sigrid: Legitimation und Parteiherrschaft. Zum Paradox von Stabilität und Revolution in der DDR 1945-1989. Frankfurt/M. 1992; Thaa, Winfried: Die legitimatorische Bedeutung des Arbeitsparadigmas in der DDR, in: Politische Vierteljahresschrift, 30. Jg., 1989, H. 1. S. 94-113. 28 Meyer, Die westdeutsche DDR- und Deutschlandforschung, a.a.O., S. 282.29 Vgl. Krysmanski, Hans-Jürgen: Entwicklung und Stand der klassentheoretischen Diskussion, in: Köl-ner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 41. Jg., 1989. S. 149-167. P. Hübner: Sozialgeschichte der IndustriearbeiterschaftJHK 1993 289der Industriegesellschaft und die Aufwertung des Konzepts der Bürgergesellschaft dürfte für den Theoriehaushalt sozialgeschichtlicher Forschung eminente Bedeutung haben.30Im Bereiche einer Sozialgeschichte der Industriearbeiterschaft in SBZ und DDR kristallisieren sich vor diesem Hintergrund diffizile Fragenkomplexe heraus, die sich auf eine Gesellschaftsgeschichte hin erweitern lassen: Erweisen sich die verfügbaren Kategorien für die nötigen komparativen Projektionen als tragfähig? Inwieweit bleibt der Klassenbegriff für die Analyse einer stark entdifferenzierten Gesellschaft verfügbar? Welche Ursache-Wirkung-Relation bestand zwischen kollektiven Trends der Arbeiterschaft zur Kleinbürgerlichkeit und dem systembedingten Festfahren industriegesellschaftlicher Modernisierungsprozesse? Welche Konsequenzen ergaben sich aus der \"lebensweltlichen Überformung der Arbeitssphäre\"?3 l Vollzog sich in der \"Modernisierungsfalle\"32 von Parteiherrschaft und zentralisierter Planwirtschaft eine Entprofessionalisierung oder wurde ein moderner Professionalitätsstandard gewahrt?Solche und ähnliche Fragen kennzeichnen die Sozialgeschichte der DDR-Industriearbeiterschaft als interessanten Zugang zur Geschichte der Gesellschaft unter der zweiten deutschen Diktatur und zur Geschichte des Regimes selbst.30 Siehe dazu Kocka, Jürgen: Folgen der deutschen Einigung für die Geschicht- und Sozialwissenschaften, in: DA, 25. Jg., 1992, H. 8. S. 793-802, hier bes. S. 801.31 Vgl. Woderich, Mentalitäten, a.a.O., S. 26 f. 32 Meuschcl, Überlegungen, a.a.O., S. 9. Elke Scherstjanoi (Berlin)Neue russische Zeitschriften1Acht Jahre nach dem Beginn der Perestroika, zwei nach dem Augustputsch von 1991 sowie 18 Monate nach dem Ende der Großmacht Sowjetunion und - so scheint es - im Moment wiederum wichtiger politischer Entscheidungen für deren Völker konstatiert die internationale Sowjetunion- und Sozialismusforschung 1993 zuversichtlich: Die sowjetischen Archive öffnen sich. Dies geschieht zwar nur schritt- und vorerst teilweise (was durchaus technische und finanzielle Gründe haben mag) sowie - nicht für alle Interessierten nachvollziehbar - noch irgendwie anders bedingt, aber immerhin...Internationale Wissenschaftlerinitiativen haben an der Liberalisierung des russischen Archivwesens einen gewichtigen Anteil.2 Die Zahl der Quellenpublikationen verspricht wieder zuzunehmen,3 wovon die hier vorzustellenden, jeweils ersten Nummern von neuen Publikationsreihen künden.Dabei handelt es sich um: Neiswestnaja Rossija - XX wek (Unbekanntes Rußland - 20. Jahrhundert), Bd.l. Verlag Istoritscheskoje nasledije, Moskwa 1992, 352 S. und Istoritscheskij archiw (Historisches Archiv), Nr. 1. Verlag Lit, Moskwa 1992. 2 Vgl. Mannheimer Erklärung über das Schicksal des Kominternarchivs vom 25. Februar 1992, in: Deutschland Archiv, Nr. 4, 1992. S. 447 f.; Die Erklärung und Informationen über ihre Resonanz finden sich auch in: The International Newsletter of Historical Studies on Comintern, Communism and Stalinism, Nr. 1/2, 1993. S. 7-10; Ende 1992 informierte Dr. G. Wettig (Bundesinstitut für und internationale Studien, Köln) über eine finanzielle Hilfe der Sanyo Shipman Foundation und der John D. and Catherine T. MacArthur Foundation für die Archive des russischen Außenministeriums. Die Förderung soll der Erschließung von Dokumenten und der Gewährung notwendiger Dienstleistungen für Archivbenutzer dienen. Die zweckgerechte Verwendung der Mittel kontrolliert die dafür geschaffene International Academic Advisory Group. 3 Leider wurde die Zeitschrift Jswestija ZK KPSS, die sich in den vergangenen Jahren um die Erstveröffentlichung wichtiger Dokumente der KPdSU verdient gemacht hat, 1992 eingestellt. Sie erschien, herausgegeben vom ZK der KPdSU, seit 1989. Ihr dokumentarischer Teil enthielt vornehmlich Materialien zur Zeit vor 1945, besonders zu den zwanziger und dreißiger Jahren. Dokumente zur Sozial-, Politik- und Militärgeschichte, Erinnerungen sowjetischer Parteifunktionäre, Staatsmänner, Künstler oder Schilderungen über sie wurden auch in anderen Fachzeitschriften veröffentlicht, deren Schicksal weitgehend in den Sternen steht. Woprosy lstorii brachte seit Anfang 1992 unter der Rubrik \"Politisches Archiv des 20. Jahrhunderts\" unbekannte Dokumente, so die Materialien des ZK-Plenums im Februar/März 1937; die des April-Plenums 1929 sind angekündigt. Nr. 4/5, 1991 enthielt umfangreiches Zahlenmaterial aus dem GULag 1939, Nr. 4/5, 1992 einen geheimen Briefwechsel Molotows und Stalins mit Tito und Kardelj von 1948. lstorija SSSR, seit Nr. 2, 1992 heißt die Zeitschrift Otetschestwennaja lstorija, bot der Kommunismusforschung auch neue Quellen, etwa in Nr. 1, 1992, wo die massenhafte Aussiedlung ganzer Völkerschaften mit NKWD-Dokumenten der vierziger und fünfziger Jahre belegt wird. Kommunist, seit Nr. 14, 1991 umbenannt in Swobodnaja mysl, brachte beispielsweise unbekannte Briefe und Tagebuchaufzeichnungen von Irres Armand (Nr. 3, 1992) und Briefe Martows aus dem Jahr 1917 (Nr. 16, 1991). Oktjabr dokumentierte in Nr. 12, 1991 recht umfangreich die Zusammenarbeit der Roten Armee mit der Reichswehr. Wojenno-istoritscheskij schurnal bot in den letzten Jahren neue militärgeschichtliche Quellen. Ob Woprosy istorii KPSS durch die Umbenennung in Kentawr (Zentaur) bessere Überlebenschancen hat, ist ebenso ungewiß wie die Zukunft von Nowaja i nowejschaja istorija, deren Titel auf nicht mehr lange zu haltende Zäsuren in der Historiographie zurückgreift. E. Scherstjanoi: Neue russische ZeitschriftenJHK 1993 291Nach wie vor ist kein neues Archivgesetz verabschiedet, doch der kleine rechtliche Freiraum scheint nicht die schlechtesten Voraussetzungen zu bieten, um internationale Verträge über Quellenerschließung und gemeinsame Forschung zwischen den Leitern russischer Archive und westlichen Verlagen, Forschungseinrichtungen, Projektgruppen sowie einzelnen Wissenschaftlern, Verlegern und Journalisten zu schließen.4 Noch immer aber ist vieles \"sekretno\" oder nur für wenige zugänglich: das sogenannte Präsidentenarchiv, das die Schlüsseldokumente (beispielsweise Politbüro- und Sekretariatsmaterialien) enthalten soll; die Materialien der Internationalen Abteilung des ZK 1945-52 im \"Russischen Zentrum für Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der neusten Geschichte\" (RZAEDNG); wichtige Teile des SMAD-Bestandes im \"Staatsarchiv der Russischen Föderation\" (GARF, früher: Zentrales Staatsarchiv der Oktoberrevolution, CGAOR), der Molotow-Bestand im Archiv des Außenministeriums u.s.w.5 Angesichts dieses weithin noch unbestellten Feldes verdienen russische Quellenveröffentlichungen unser besonderes Interesse.Für die vorliegenden wissenschaftlichen Almanache stehen die Namen bekannter und weniger bekannter Historiker; D.A. Wolkogonow gehört gar beiden Redaktionsbeiräten an. Neiswestnaja Rossija wird von einem Moskauer Archiv-Verein herausgegeben, das Redaktionskollegium leitet W.A. Koslow, Sekretär ist S.M. Sawalow. Dem Vorwort zufolge stellte sich ein Kreis \"Gleichgesinnter\" die Aufgabe, kurzweilig, aber ohne Hast und aktuell-politische \"Leidenschaften\", dafür so genau wie möglich, bislang unbekannte, neuzeitliche russische und sowjetische Dokumente zu präsentieren. Koslow wünscht sich, seine Landsleute würden so endlich erfahren, wie das wirkliche, nicht das ausgedachte Leben im zuendegehenden zwanzigsten Jahrhundert verlief. Doch so ganz ohne \"Leidenschaft\" kam die Auswahl der Dokumente wohl nicht zustande, und wirklich, warum sollte sie?...Die vom Komitee für Archivangelegenheiten bei der Regierung der Russischen Föderation eingerichtete Monatszeitschrift Istoritscheskij Archiw erschien mit einem Zitat4 Das 1991 vornehmlich auf der Grundlage der Bestände des früheren Zentralen Parteiarchivs beim ZK der KPdSU geschaffene Russische Zentrum für die Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der neuesten Geschichte (es bewahrt Dokumente aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1952 auf) informierte in der ersten Nummer seines Wissenschaftlichen Informationsbulletins über laufende Projekte: So wurde mit dem Rowohlt-Verlag die Herausgabe einer Dokumentensammlung unter dem (Arbeits-)Titel \"Herbert Wehner, Walter Ulbricht, Willi Münzenberg und andere. Dokumente zu politischen Biographien\" vereinbart. Mit der Friedrich-Ebert-Stiftung will man langfristig bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Materialien des Archivs der deutschen Sozialdemokratie kooperieren. Gemeinsam mit der Feltrinelli-Stiftung (Italien) arbeitet man an einer Dokumentation zur Komintern und zu Fragen des Krieges, ein weiteres Projekt über das Wirken italienischer Emigranten und Kominternmitarbeiter wurde mit dem italienischen Verlag Ponte alle Gracie ausgehandelt. Auch mit der Universität in Jerusalem existiert ein Vertrag, die Dokumentation der Geschichte des Europäischen antifaschistischen Komitees 1941-48 betreffend. Dem zweiten, der hier besprochenen Quellenbände ist (S. 89) zu entnehmen, daß das GARF u.a. mit Universitäten in Israel und den USA eine sechsbändige Publikation der Protokolle des ZK der Partei der Kadetten 1905-34 vorbereitet.5 Zum Stand der Archivöffnung siehe auch: The International Newsletter of Historical Studies, a.a.O.; einen Leitfaden durch das Russische Zentrum, die Beschreibung zweier Bestände (Internationale Brigaden in Spanien; Organisation \"Arbeiter Zions\" 1906-28) und die vorläufige Ordnung des Lesesaals enthält: Rossijskij zentr chranenija i isutschenija dokumentow nowejschej istorii. Nautschno-informazionnyj bjuleten. Wypusk 1. Moskwa 1992; Nowaja i nowejschaja istorija, Nr. 2, 1992, S. 209-218 und Nr. 3, 1992, S. 192-203. 292 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienKaramsins auf dem Deckblatt: Den Russen muß man Achtung vor dem Eigenen anerziehen. Ein internationaler redaktioneller Beirat unter Leitung des Obersten Staatsarchivars der Russischen Föderation, R.G. Pichoja, fühlt sich dem Vorhaben verpflichtet. Ihm gehören u.a. die US-Amerikaner J. Billington, Ch. Palm und A. Nekritch, die Briten G. Schukman und E. Cross sowie aus Deutschland der Präsident des Bundesarchivs, F.P. Kahlenberg, an. Die Edition ist weder zeitlich noch regional eingegrenzt und will neben Dokumenten aus russischen Archiven auch Quellen aus dem Ausland, selbst solche ohne direkten Rußlandbezug, vorstellen. Schwerpunkte sind die russische und sowjetische Außenpolitik, die internationale kommunistische Bewegung, die KPdSU, politische Beziehungen in Europa.Die in beiden ersten Nummern publizierten Dokumente stammen vor allem aus dem RZAEDNG, aus dem GARF, dem Zentralen Staatlichen Archiv der Volkswirtschaft der UdSSR, aus Archiven des Sicherheitsministeriums und - dies nur im Istoritscheskij Archiw - dem Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation, dem \"Zentrum für Aufbewahrung von aktueller Dokumentation\", dem Zentralen Staatlichen Militärhistorischen Archiv und dem Zentralen Staatlichen Archiv Alter Akten. Die Quellen sind durchweg mit ihren Signaturen ausgewiesen, allerdings leiden die Nachweise an dem alten Mangel: Mit Ausnahme des letzgenannten Archivs gibt keines die Aktentitel und Bezeichnungen der Bestände preis. Herkunft und Adressat von dienstlichen Schreiben oder auch privaten Briefen sind zwar genannt, es läßt sich aber in der Regel nicht nachvollziehen, wo das Dokument in Empfang genommen, bearbeitet, abgeheftet, aufgehoben wurde. Damit bleibt dem Historiker ein wichtiger Teil der Quellenkritik verwehrt.Neiswestnaja Rossija offeriert in ihrem ersten Band vor allem Zeugnisse der Jahre 1918-21, der dreißiger und der Chruschtschow-Jahre. Sie mischt sich damit ein in die durchaus leidenschaftlichen Debatten um Macht, Gewalt und Terror.Da sind zunächst sechs Auszüge aus Briefen an Lenin, einige von engen Mitstreitern, andere von Sympathisanten (leider ohne jegliche Hinweise auf die Autoren), einer aus der Feder eines Miljukow-Anhängers. Sie stellen frühe Warnrufe vor einer als bedrohlich empfundenen Ausweitung des bolschewistischen Terrors, vor der Willkür \"lederner Leute\" und vor \"Sowjetokratismus\" dar. Ein Brief des Altbolschewiken Osinskij (Obolenskij) vom Oktober 1919 enthält den Vorschlag, im Moment der einsetzenden politischen Krise auf allen Ebenen Vorkehrungen gegen eine Ein-Mann-Diktatur zu treffen und in der Partei einen \"zivilen Waffenstillstand\" herzustellen, um die \"proletarische Haut\" überhaupt zu retten und den \"Marasmus im Apparat\" aufzuhalten. Ob Lenin diese Briefe je gesehen hat, ist nicht bekannt.Mit überraschender Deutlichkeit sind die Gebrechen der Diktatur über das Proletariat schon frühzeitig auch im Sicherheitsapparat gesehen worden - und das ansatzweise selbst auf die eigene Rolle bezogen. Das gibt ein Schreiben aus der Besonderen Abteilung der Turkestan-Front an das ZK der RKP (März 1921) wieder. Mit der alarmierenden Schilderung der sozialen Lage einfacher Tschekisten und psychologischer Begleiterscheinungen ihres Dienstes wollte man den massenhaften standrechtlichen Hinrichtungen für Fehler im Dienst Einhalt gebieten. Doch die Kritik richtete sich im weiteren generell gegen Erschießungen von Arbeitern und Bauern. \"Es entsteht der Eindruck, als seien die proletarischen Straforgane ausschließlich für das Proletariat geschaffen, das systematisch vernichtet wird...\" (44). Das Schreiben ist eins von zehn Tscheka-Dokumenten aus den Jahren 1918-21. Die anderen geben Einblick in die institutionellen E. Scherstjanoi: Neue russische ZeitschriftenJHK 1993 293Machtkämpfe um die Rolle der Tscheka (Unterstellungsverhältnisse, Verhältnis zur Justiz), lassen die Subtilität der Taktik im Kampf gegen die orthodoxe Kirche spüren und reflektieren Bemühungen um humanen Strafvollzug für politische Gefangene. Interessant sind auch die Überlegungen in der Tscheka-Spitze 1921, die Todesstrafe für politische Gegner abzuschaffen und Menschewiken, linken Sozialrevolutionären und einigen \"anständigen\" Anarchisten wieder legale Wirkungsmöglichkeiten zu geben. Das Bild von der \"blutigen Knute\" verfeinert sich ein wenig; Verharmlosung war die Absicht des Herausgebers der Dokumente nicht.Unter der Überschrift \"Geheimagent Jossip Stalins\" läßt uns eine Dokumentensammlung die Folgen einer Denunziation in den frühen dreißiger Jahren erleben. Vorgestellt wird der Denunziant und (mit seiner Ehefrau) einzige Belastungszeuge der \"parteischädigenden, konterrevolutionären Gruppe Eismont, Tolmatschow u.a.\" (1932). Abgedruckt sind zwei an Stalin adressierte Anzeigen, eine Zeugenaussage des Denunzianten, eine Gegenaussage Eismonts, das Protokoll einer Gegenüberstellung, eine Sammlung von Aussagen gegen den Mitangeklagten Smirnow sowie eine Liste mit Namen und Kurzbiographien aller in diesem Zusammenhang Verdächtigten. Sie werden ergänzt durch Dokumente aus der Arbeit der Parteikontrollorgane aus den Jahren 1962 (inkl. einer Befragung des Geheimagenten) und 1990 zum Zweck der Rehabilitierung. Über den Denunzianten erfährt man, wie er bald selbst in die Mühlen der Verdächtigungen und Machtkämpfe geriet, bevor er ab 1942 als echter \"Agent\" geführt wurde. Die Dokumente sind leider unzureichend kommentiert, was jedoch nicht der Grund dafür ist, daß sich die Geschichte der Intrige nicht vollständig aufhellen läßt. Dafür bedürfte es immer noch mehr und anderer Psychogramme der \"Wachsamen\".Vier gut erläuterte Dokumente spiegeln die Verfolgung des Schriftstellers Michail Soschtschenko 1944-46 wider. In archivgetreuer Fassung wird der bekannte Brief des Schriftstellers an Stalin (1946) veröffentlicht, ergänzt durch einen bislang unbekannten, etwa zeitgleich verfaßten an Schdanow - in gemäßigter Selbstkritik gehaltene, eine tiefe menschliche Tragik reflektierende, letztlich aussichtslose Versuche, die Ergebnissejahrzehntelangen Schreibens nicht ins \"Lager der Reaktion\" abgeschoben zu sehen. Zu finden sind weiterhin ein Befragungsprotokoll durch den KGB (1944) und eine Aktennotiz des Staatssicherheitsministeriums (1946).Nachdem unlängst schon mehr über die antisowjetische Organisation \"Nationales Zentrum\" (1919 aufgedeckt) zu erfahren war,6 wird uns nun dessen \"Programm der wirtschaftlichen Erneuerung des Landes\" offeriert. Die einleitenden Betrachtungen des Herausgebers lassen an der Angemessenheit dieses wohl nachträglich gewählten Titels zweifeln, nimmt er doch an, daß es sich bei dem Dokument um einen Vortrag des Ökonomen und Universitätsprofessors Bukspan sowie des Juristen und sowjetischen Wirtschaftsfunktionärs Kafengaus handelt, um den das \"Zentrum\" gebeten hatte. Es ist eigentlich ein NÖP-Programm. Die Autoren wurden 1930 aus anderen Gründen verurteilt, und erst 1938 wurde Bukspan diese frühere Verbindung zum Verhängnis. Das anonyme, undatierte Papier stammt aus dem Archiv des Sicherheitsministeriums der Russischen Föderation und hat keinerlei Quellenbeleg.Von profunder Sachkenntnis zeugt ein Essay, das eine Dokumentation der Geschichte der \"Spezposselenzy\", der ausgesiedelten \"Kulaken\", begleitet. Der Verfasser N.W. Tepzow hat die von ihm herausgegebenen, aus verschiedenen Archiven zusammengetrage-6 Siehe Krasnaja kniga WTschK. Moskwa 1989. 294 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographiennen Zeugnisse der Jahre 1930-32 in drei Gruppen gegliedert. Er läßt zunächst Betroffene erzählen: in Berichten, Bittbriefen und Beschwerden an Kalinin und in jüngsten Erinnerungen. Dann kommen die Instrukteure und GPU-Leute zu Wort, die die Anordnungen durchführten und rapportierten. Schließlich folgen in kühler Nüchternheit geheime Instruktionen, Befehle, Verordnungen, Aktennotizen von höchsten Partei-, Regierungsund Sicherheitsinstanzen.7Die Chruschtschow-Ära wird uns über eine Gesprächsaufzeichnung nähergcbracht. Über zentrale Ereignisse und umstrittene Bewertungen der fünfziger und sechziger Jahre unterhielten sich 1989 das vormalige Politbüromitglied, der ZK-Sekretär und Komsomolchef A.N. Schelepin sowie das frühere ZK-Mitglied und ebenfalls hoher Komsomolfunktionär W.E. Semitschastny, die beide überdies in jener Zeit nacheinander KGBVorsitzende waren. Das allein dürfte den Wert dieser Quelle schon belegen. Begrenzt wird er jedoch durch den Umstand, daß die Gespräche quasi parteioffiziell im Zentralen Parteiarchiv stattfanden. Selbst wenn dort tatsächlich \"zwanglos\" gesprochen wurde, hat das mit \"oral history\" (wie behauptet wird) wenig zu tun. Einige Details sind zwar interessant, doch sensationell Neues sucht man vergeblich.Mit einer der interessantesten historischen Figuren und Denker machen die letzten Seiten des Bandes bekannt. Vorgestellt wird der \"Ideologe der Konterrevolution\" und professionelle Schriftsteller W.W. Schulgin (1878-1976). Zu seinem Lebensweg gehörten die Entgegennahme des Thron-Verzichts aus den Händen Nikolaus I., 24 Jahre Emigration, 1944 Gefangennahme in Jugoslawien, 12 Jahre Gefängnis... Vorgelegt werden hier tagebuchartige Aufzeichnungen aus den sechziger Jahren mit philosophischen Etüden über die Geschichte Rußlands.Den Autoren und Herausgebern der Dokumente in Neiswestnaja Rossija wurden hinsichtlich der Kommentierung und Einleitung keine Vorschriften gemacht. Das gibt den Beiträgen etwas Individuelles, dem Bändchen Farbe. Jedoch mindert es stellenweise die wissenschaftliche Verwertbarkeit; manches bräuchte mehr Zusatzinformationen.Istoritscheskij Archiw überrascht die Kommunismusforschung mit quellen- und historiographiegeschichtlich Bemerkenswertem:Einern Brief (er wurde schon teilweise veröffentlicht8) des Direktors des IML beim ZK der KPdSU an den stellvertretenden Generalsekretär vom Dezember 1991 im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer sechsten Lenin-Werkausgabe ist zu entnehmen, daß es noch 3.724 von Lenin geschriebene, diktierte oder redigierte unbekannte Texte gibt. Daneben - so der Brief - enthalte das Parteiarchiv (heute folglich das \"Russische Zentrum... \") noch weitere rund 3.000 von Lenin gezeichnete staatliche Dokumente. Letztere schätzte der Berichterstatter als so brisant ein, daß er ihre Veröffentlichung \"gegenwärtig für nicht angebracht\" hielt. Dazu zählte er Dokumente, deren Inhalt als \"Förderung gewaltsamen Vorgehens gegen souveräne Staaten ausgelegt werden könnte\", als \"Ausnutzen nationaler Feindseligkeiten\". In einigen Quellen würden Terror und Repressalien befürwortet und \"prämiert\". Andere gingen detailliert auf die Feinheiten der Diplomatie der Revolutions- und Bürgerkriegsjahre ein.Aufschlußreich ist auch ein Ausflug in die Geschichte des Vorläufers des Istoritscheskij Archiw, einer gleichnamigen Fachzeitschrift der Tauwetter-Periode. 23 Do-7 Interessenten sei eine weitere Quellenpublikation (hrsg. von N.F. Bugajew) empfohlen in: Istorija SSSR, Nr. 1, 1992. S. 122 ff.8 Siehe \"Komsomolskaja Prawda\", 2. Oktober 1991. S. 2. E. Scherstjanoi: Neue russische ZeitschriftenJHK 1993 295kumente des ZK-Sekretariats, verschiedener ZK-Abteilungen und Kommissionen sowie Schreiben an sie geben Anfang und Ende eines \"Publikationsorganes\" wieder, das alsbald in den Strudel der widersprüchlichen Chruschtschowschen Ideologie-, Wissenschafts- und Kulturpolitik gerissen wurde. Frühe Schelte bekam es schon 1957. Einern Redakteur war entgangen, daß eine Dokumentation über den Partisanenkampf im Kubangebiet 1942-43 Aktionen gegen deutsche Verwundetenstransporte festhielt, was im Ausland zu verbreiten nicht opportun schien. Nachdem Wissenschaftler und Archivare, unterstützt von der Parteiorganisation der Akademie der Wissenschaften und von der Abteilung Wissenschaft des ZK, 1961 die Schließung der Zeitschrift (dafür hatte man finanzielle Gründe angeführt) hatten verhindern können, setzten Sekretariat und die ZKAbteilung für Agitation und Propaganda dem Ganzen 1962 wegen einer nicht genehmen Dokumentation zur Kulturgeschichte ein Ende.Für manchen weißen Fleck in den Geschichtsbüchern sind die Quellenproduzenten selbst mitverantwortlich, was am Beispiel des Leninreferates auf der IX. Parteikonferenz der RKP(B ), September 1920, vorgeführt wird: \"Ich bitte weniger mitzuschreiben. Das soll nicht in die Presse kommen\". Das tat es nicht, es kam auch in keine Lenin-Ausgabe. Der politische Bericht und das Schlußwort Lenins sind hier das erste Mal (nach den stenographischen Mitschriften) abgedruckt. Das faszinierende Referat ist heute in mancherlei Hinsicht wichtig: Es gibt Lenins selbstkritische Einschätzung des Vormarsches auf Warschau wieder (\"gigantische, nie dagewesene Niederlage, [...] möglicherweise auf politische oder strategische oder beiderart Fehler zurückzuführen\"), geht auf die Situation in Deutschland (Kapp-Putsch) und England ein und skizziert die veränderte politische Situation im Kontext von Versailles. Etwa so: \"Wir stellten die Aufgabe Warschau einzunehmen. Die Aufgabe hat sich geändert. Es zeigte sich, daß es nicht um das Schicksal Warschaus geht, sondern um das des Versailler Vertrages. [...] Ostdeutschland kocht [...] Es entstand ein unnatürlicher, nirgendwo festgeschriebener Block der KappLeute, der Kornilows und der ganzen Masse patriotisch gestimmter Elemente [...] mit den Bolschewiki [...] und dieses Problem konnten die deutschen Kommunisten nicht lösen [...].\" (S. 18 f.) Wie Lenin alles in den weltrevolutionären Zusammenhang stellt, Vergleiche wagt, Taktik abwägt, an Hoffnungen festhält, ist in seiner Deutlichkeit beeindruckend. Hier spricht Lenin Klartext, anders als - er gibt es zu - auf dem Kominternkongreß. Über den konkret-historischen Bezug hinaus dürften seine Überlegungen zur \"Sowjetisierung\" von Interesse sein. Die polnische Aktion teilweise rechtfertigend, erklärt er, es sei notwendig gewesen, \"Polens Bereitschaft zur sozialen Revolution mit dem Bajonett zu befühlen\", doch dies sei nicht gelungen. Fraglich wie bei allen politischen Entscheidungen Lenins bleibt, wie weit er derartige Bajonett-Kitzelei hätte rechtfertigen wollen, wenn militärische Niederlagen nicht zur Rückkehr gezwungen hätten. \"Hilfe bei der Sowjetisierung\" in Georgien und Lettland hielt er für taktisch falsch, für Galizien, Ungarn und die Tschechoslowakei kalkulierte er sie noch ein.Das Dokument verpflichtet zu stark historisierender Interpretation. Dennoch - das alte Problem der Leninrezeption - manche Sätze verführen schon dazu, ihnen grundsätzliche Bedeutung zu geben bzw. ihrem Schöpfer prinzipiell eine solche Sichtweise zu unterstellen. Nur ein Beispiel: \"Ohne Bürgerkrieg kriegst du keine Sowjetmacht in Deutschland\"! (S. 19)Eine größere Studie aus dem Jahr 1920 wird unter dem (ein wenig irreführenden) Titel \"Konspirative Diplomatie der Bolschewiki\" vorgelegt. Der Bericht, eine ausführliche, 296 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographienherbe Kritik an formellen und inhaltlich-organisatorischen Seiten der Arbeit einer sowjetrussischen Mission im Ausland (Beispiel Estland), stellt eher einen Aufsatz dar, der - stilistisch reizvoll und intellektuell bemerkenswert (mit Zitaten von Schtschedrin und Nietzsche) - besonders in seinen Passagen zum politischen System aufschlußreich ist. Er entstand im Ergebnis einer Revision durch eine Parteikommission. Für die Historiographie der Außenpolitik nicht uninteressant, bietet das Dokument vor allem Parteihistorikern Diskussionsstoff. Beispielsweise dort, wo über die Ursachen bester Traditionen der Illegalität nachgedacht wird: moralischer Verfall in der Partei, das leider auch jeglichen \"Geist des Kollektivismus\" begrabende, sich falsch entwickelnde Prinzip der Einzelverantwortung, Bürgerkriegsmentalität, Verbürokratisierung usw.Die Trotzki-Forschung wird um fünf kleinere Briefe Trotzkis und einen seinem Sohn L. Sedow in Auftrag gegebenen (teilweise in Auszügen) bereichert, die - angemessen eingeleitet und kommentiert - dem Petersburger Archiv des Sicherheitsministeriums entnommen sind (diesmal sogar mit Signatur). Sie dokumentieren die bislang wenig bekannte Hilfe, die der Emigrant für seine Autobiographie im Sommer 1929 und 1931, während seines Aufenthalts in der Türkei, aus der Osloer Vertretung erhielt. Einer der Briefe ging an seine in der UdSSR zurückgebliebene erste Frau. (Trotzki teilte ihr im Januar 1933 den Tod ihrer zweiten Tochter mit, die sich in Berlin in Behandlung befunden hatte.)Als ein \"markantes, totalitären Terror enthüllendes Dokument\" betrachten die Herausgeber einen Brief des polnischen Kommunisten B.A. Berg an Dimitrow vom Februar 1936. Er wurde im Arbeitslager geschrieben, wohin der vermeintliche Konterrevolutionär 1934 für fünf Jahre verbannt worden war. Berg berichtet über körperliche und seelische Torturen an Mitgefangenen, deren Aussagen dann zur Fabrizierung einer feindlichen \"Gruppe Skarbek\" mißbraucht worden waren. Die Tragödie deutscher Kommunisten und Exilanten in der UdSSR verdeutlicht ein Bericht des Leiters der KPD-Kaderabteilung in der deutschen EKKI-Vertretung vom April 1938. Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 70 Prozent der dortigen KPD-Mitglieder verhaftet ...Einen interessanten Kontrast dazu bilden drei Dokumente, die das Schicksal des für die Schauprozesse und Massenverhaftungen 1936-38 verantwortlichen \"eisernen Volkskommissars\" des Innern und KGB-Chefs Jeschow betreffen. Ende 1938 wurde an der Karriere des zweiten in der Dreierreihe der NKWD/KGB-Chefs gesägt. Ihn erwartete trotz Selbstkritik (dort abgedruckt) das gleiche klägliche Ende wie seinen Vorgänger Jagoda und später seinen Nachfolger Berija. Leider ist auch den dargebotenen Quellen nichts wesentlich Neues zu entnehmen, so daß wohl noch weiterhin - wie im einleitenden Kommentar vorgeführt - die unzureichende Erklärung für die Wechsel in der NKWD-Spitze herhalten muß, wonach Stalin Sündenböcke für die Politik des Massenmordens brauchte.Nichtkommunistische politische und sozialethische Vorstellungen in einer Zeit fortschreitender \"Bolschewisierung\" Rußlands vermitteln die Aufzeichnungen eines Generals der Zarenarmee aus dem Frühjahr-Herbst 1917 und das Protokoll der ZK-Sitzung der Partei der Kadetten 1921 in Paris.Die in der Historiographie wieder verstärkt debattierten militärischen Aspekte des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion 1941 sind Inhalt zweier Dokumente aus dem Präsidentenarchiv: Eine Direktive des Hauptquartiers des Oberkommandos an die Befehlshaber der Armeen und Fronten vom Juli 1941 über die ersten Fronterfahrungen lei- E. Scherstjanoi: Neue russische ZeitschriftenJHK 1993 297tete eine Revision im Aufbau der Kampftruppen ein. Ein Berichtsentwurf Generaloberst Guderians vom November 1941 (die Übersetzung aus dem Deutschen ging im Februar 1942 an Stalin) gibt eine knappe Charakteristik der russischen Armee, ihrer Kommandostruktur, Taktik, Bewaffnung wieder. Auf dreieinhalb Seiten ließen sich die Materialien des einzigen in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges durchgeführten ZK Plenums (1944) unterbringen. Vermutlich blieb es bislang geheim wegen eines spärlichen Hinweises auf die Absetzung des (1950 hingerichteten) stellvertretenden Verteidigungsministers. Den Anlaß dazu gab sein amoralischer Lebenswandel.Ergänzt um zwei weitere (1989 schon veröffentlichte) Briefe bietet der Herausgeber der Soschtschenko-Dokumente in Neiswestnaja Rossija hier noch einmal die gleichen Dokumente an. Allerdings stimmen in drei Fällen die Quellenvermerke nicht ganz überein!Daß sich am Fall Solschenizyn die intellektuellen Geister im realen Sozialismus immer wieder schieden, muß nicht erst nachgewiesen werden. Dennoch liest man mit Gewinn in den KPdSU- und KGB-Akten, wie die sowjetische Führung dies 1970 beobachtete, lenkte und (zumindest versuchsweise bis in den PEN-Klub hinein) inszenierte. In Dokumenten \"über Maßnahmen im Zusammenhang mit dem provokatorischen Akt der Zuerkennung des Nobelpreises\" gibt es auch Hinweise auf die Rolle von DDR-Kulturministerium und -Schriftstellerverband.Aktuell-politische Bedeutung hat das Archivgut zur Geschichte der Nationalitätenkonflikte und administrativ-territorialen Veränderungen in der UdSSR. Eine Dokumentensammlung führt Verfahren und Umstände vor, unter denen die Halbinsel Krim 1954 der Ukrainischen Republik zugesprochen wurde - ein undemokratischer, selbst geplante Formalitäten zum Teil übergehender Akt Chruschtschows, von dem er sich politischen Prestigegewinn versprach.Aus der Amtszeit Gorbatschows sind zwei geheime ZK-Papiere vom März 1990 überliefert, die von \"unverzüglichen Maßnahmen gegen den Austritt Litauens aus dem Bestand der UdSSR\" künden.Zwei Schlüsseldokumente jüngsten Datums werden für eine noch zu schreibende Geschichte der GUS-\"Übergangsgesellschaften\" unentbehrlich sein. Sie stammen aus dem Sommer 1991. Ein geheimer Politbürobeschluß instruierte die Republiks- und Gebietsparteiorganisationen, wie Parteigeld in der Wirtschaft anzulegen sei. Unter \"Achtung der Gesetzgebung\" und \"Wahrung der Rechte und Interessen der unteren Parteiorganisationen\" sollten u.a. ein Investitionsfonds geschaffen sowie Aktiengesellschaften und kleinere Unternehmen, die ausländische Partner anziehen könnten, gegründet werden. Mit den Folgen des Verbots der innerbetrieblichen Arbeit für alle Organisationen und Parteien durch Präsident Jelzin (20. Juli 1991) beschäftigte sich wenige Tage vor dem Putsch das ZK-Sekretariat der KPdSU. Es empfahl, sich nicht mit der Auflösung der Betriebszellen zu beeilen, unter Ausnutzung legaler Möglichkeiten Parteigruppen nicht der Institutionen, sondern bei ihnen zu gründen, und die territorialen Grundeinheiten \"manövrierbereit\" zu halten, damit sie notfalls Betriebszellen sofort aufnehmen könnten. Wenige Tage darauf war vieles davon hinfällig geworden. Welche Strukturen fort- oder neu aufleben, wird die Zukunft zeigen.Der Abdruck der Dokumente macht insgesamt den Eindruck großer Sorgfalt, die Kommentare sind hilfreich und in der Regel umfangreich. In einigen Fällen erfährt der Leser sinnvollerweise auch etwas über die Eigenheiten der Entstehung der Dokumente, 298 __JHK 1993 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _Forschungs-_un_d_A_rc_·hivber_ichte/Bihliog Biographiendie Sinngebung von Abkürzungen auf Dokumenten gleicher Art und Provenienz. Istoritscheskij Archiw enthält auch einen kleinen bibliographischen Anhang. In der vorliegenden Nummer erfährt man beispielsweise, daß 1991 zwei für Archivarbeit wertvolle Hilfsmittel erschienen sind: ein Handbuch mit Hinweisen auf Bestände, die nicht in zentralen staatlichen Archiven eingelagert sind, und ein Führer durch das Zentrale Staatliche Archiv der Sowjetarmee. Letzterer wurde in den USA gedruckt! So ändern sich die Zeiten. Jan Foitzik (Mannheim)Zur Situation in Moskauer ArchivenBereits im Sommer 1988 forderten die Delegierten der 19. Unionskonferenz der KPdSU eine gesetzliche Regelung für die Benutzung von archivalischen Unterlagen.1 Außer öffentlicher Polemik und Kritik trug bisher auch das professionelle Engagement der neuen russischen Archivverwaltung, die den parlamentarischen Gremien Rußlands bereits mehrere an westlichen Standards orientierte Gesetzentwürfe unterbreitet hatte, keine Früchte: Ein allgemein verbindliches Gesetz steht bis heute aus. Die begreifliche Frustration russischer Archivare, die sich weder auf ein Archivgesetz noch auf ein russisches Gesetz über das Staatsgeheimnis stützen können, vermengt sich mit der Ungeduld der interessierten Historiker, und beide Stimmungen schaukeln sich allzu schnell zum beiderseitigen Schaden gegenseitig hoch. Aus der Ferne verfolgt die internationale Öffentlichkeit die Entwicklung kritisch, und die Weltpresse kommentierte einhellig, daß die Veröffentlichung von Archivmaterialien nach politischen Zweckmäßigkeitskalkülen erfolge, als im Oktober 1992 aus dem sogenannten Präsidentenarchiv die Entscheidung des Politbüros vom 5. März 1940 über die Ermordung von fast 26 000 Polen veröffentlicht wurde.2 Zwar gehörte auch die Öffnung der Archive zu den Forderungen der Oktoberrevolution von 1917, doch in der Sowjetunion geriet dies schnell in Vergessenheit und die Vorstellung, daß staatliche Dokumente nach Ablauf normierter Schutzfristen durch die Allgemeinheit eingesehen werden können, ist für russische Archivare neu. Das durch die Älteren verinnerlichte Prinzip der übertriebenen Geheimhaltung hemmt den durch jüngere Fachkräfte getragenen Prozeß der Liberalisierung des Archivwesens und macht ihn zu einem konfliktgeladenen Politikum.Die Archive der KPdSU und des Komitees für Staatssicherheit (KGB) wurden am 24. August 1991 durch Dekret des Präsidenten der Russischen Föderation verstaatlicht, die Aufsicht über den dokumentarischen Bestand dem Komitee für Archivwesen bei der Regierung der Russischen Föderation (Komitet po delam archiwow pri prawitelstwe Rossijskoj Federazii, Rosskomarchiw) übertragen, das als staatlicher Archivdienst im Februar 1992 die Rechtsnachfolge der früheren Archiv-Hauptverwaltung beim Ministerrat der UdSSR (Glawnoje archiwnoje uprawlenije pri Sowete Ministrow SSSR, Glawarchiw) antrat. In die Obhut des Komitees gingen insgesamt 204 Millionen sogenannte archivalische Einheiten über (Stand 1992), davon 70 Millionen aus dem ehemaligen Parteiarchiv, 4 Millionen aus dem Archiv des aufgelösten KGB und 20 Millionen, die sich früher in der Obhut der sowjetischen Archivverwaltung befanden, also alle Bestände der zentralen Archive der früheren Sowjetunion auf dem Gebiet Rußlands.3Am 12. Oktober 1991 entstanden in Moskau zwei neue Zentren, denen sowohl die archivalische Betreuung der ihnen anvertrauten Dokumente aus dem ehemaligen Parteiarchiv als auch ihre wissenschaftliche Bearbeitung und Aufbereitung übertragen wurde:Vgl. hierzu Geyer, Dietrich: Perestrojka in der sowjetischen Geschichtswissenschaft, in: ders. (Hg.): Die Umwertung der sowjetischen Geschichte. Göttingen 1991. S. 9-31. 2 Vgl. Russkaja mysl, Paris, 23.10.1992. 3 Hershberg, James G.: Soviel Archives: The Opening Door, in: Woodrow Wilson International Centre for Scholars Washington, D. C.: Cold War International History Project Bulletin, Spring 1992, Issue 1. S. 13. 300 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienDas \"Russische Zentrum für Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der neusten Geschichte\" (RZAEDNG; \"Rossijskij zentr chranenija i isutschenija dokumentow nowejschej istorii\"; \"Russian Centre for Preservation and Study of Modem History Documents\") in der uliza Puschkinskaja 15 betreut den Bestand des ehemaligen Zentralen Parteiarchivs der KPdSU und bewahrt nach journalistischen Lesarten das weniger wichtige Aktenmaterial aus der Zeit bis 1952 auf, das bereits an das Parteiarchiv abgegeben worden war.4 Es übernahm ursprünglich insgesamt mehr als 1,5 Millionen \"archivalische Einheiten\", die in 551 Archivfonds angeordnet sind.5 Außerdem befindet sich dort - neben etwa 10 000 Fotografien und 8 km Filmmaterial - noch weiteres ungeordnetes Material. Nach Auskunft der Leitung dieses Zentrums beherbergt es eigentlich drei Archive: Ein Archiv zu sozialen Bewegungen des 19. Jahrhunderts, das Archiv der zentralen Organe des ZK der KPdSU bis 1952 und schließlich das sogenannte KominternArchiv.Am 25. Februar 1992 wurde auf der Staraja Ploschad das \"Zentrum für die Aufbewahrung moderner Dokumente\" (\"Zentr chranenija sowremjennoj dokumentazii11) eröffnet. Dieses Zentrum übernahm bei seiner Entstehung mit insgesamt über 30 Millionen Archiveinheiten (den überwiegenden Teil bilden allerdings Karteikarten der Mitglieder der KPdSU) sowie weitere 20 Millionen nicht klassifizierter Dokumentenblätter aus der Agenda des Apparates des ZK der KPdSU der Jahre 1952-1991.6Sogenannte II Spezfonds11 , die durch Entscheidung der Aktenbildner in der obersten Spitze der sowjetischen Partei- und Staatsführung \"für ewige Zeiten\" gesperrt bleiben sollten, befinden sich im Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation, auch Kreml-Archiv genannt.? Das Kreml-Archiv, früher unmittelbar dem Generalsekretär des ZK der KPdSU bzw. dem Präsidenten der UdSSR unterstellt, sowie das Archiv des KGB nehmen rechtlich eine Sonderstellung ein und sind für die wissenschaftliche Forschung nicht zugänglich. Das KGB-Archiv macht allerdings derzeit beim Vorliegen berechtigter Interessen seitens der Opfer ungesetzlicher Verfolgungen Ausnahmen von diesem Prinzip. Nach Auskunft des Leiters des Rosskomarchiw, Rudolf G. Pichoja, werden aus dem sogenannten Kreml-Archiv diejenigen Materialien, die zwischen den zwanziger und sechziger Jahren entstanden sind, in die öffentlichen Archive überführt; Akten neueren Datums, die für die Staatsspitze noch politisch relevant sind, verbleiben im Präsidentenarchiv. 8 Über die Bestände des KGB-Archivs entschied im Februar 1992 eine Parlamentskommission, daß Akten, die älter als 15 Jahre sind, der staatlichen Archivverwaltung zur Deklassifizierung und Aufbewahrung zu übergeben sind.Außerhalb der Fachaufsicht des Staatlichen Archivdienstes Rußlands befinden sich auf der zentralen Ebene insbesondere das Archiv der Außenpolitik des Russischen Reiches (Archiw wneschnej politiki Rossijskoj Imperii) für die Zeit bis 1917 und das Archiv der Außenpolitik der Russischen Föderation (Archiw wneschnej politiki Rossijskoj Federazii), die unmittelbar dem russischen Außenministerium unterstellt sind, sowie die4 So z.B. Tolz, Vera: Acces to KGB and CPSU Archives in Russia, in: RFE/RL Research Report, Vol. 1, 1992, Nr. 16. S. 1-7, hier S. 1.5 Vgl. Koslow, W.P.: Rossijskij zentr chranenija i isutschenija dokumentow nowejschej istorii i ego perspektiwy, in: Nowaja i nowejschaja istorija, Moskwa 1992, Nr. 2. S. 192-197.6 Usikow, R.A.: K sosdanii Zentra chranenija sowremennoj dokumentazii, in: ebenda, S. 198-202. 7 Vgl. hierzu: Nicht alle fallen unter \"Glasnost\". Der russische Historiker Roy Medwedjew im ND-In-terview zur Situation der Archive in Moskau, in: Neues Deutschland, 4.12.1992. 8 Rossijskaja gaseta, Moskwa, 7.11.1992. 1. Foitzik: Moskauer ArchiveJHK 1993 301zum Zuständigkeitsbereich des Generalstabes der GUS-Streitkräfte gehörenden zentralen Archive der früheren Sowjetischen Armee in Moskau, St. Peterburg und Podolsk.In allen Archiven ist die Deklassifizierung der Bestände, die Restrukturierung und Komplettierung der vielfach zerstörten einheitlichen Überlieferungen im Gange. Sie dürfte insgesamt einen längeren Zeitraum beanspruchen.Für die Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung sind die Bestände der beiden genannten neugegründeten wissenschaftlichen Zentren besonders relevant. Der archivalische Nachlaß der Komintern beispielsweise befindet sich im RZAEDNG. Dieses \"Komintern-Archiv\" enthält 78 Bestände, deren Gesamtumfang auf 55 Millionen Blatt geschätzt wird.9 Bis auf Ausnahmen ist derzeit der Bestand der Kaderabteilung der Komintern gesperrt. Die russische Archivverwaltung ist jedoch grundsätzlich bereit, für wissenschaftliche Zwecke den in den Kaderakten vorhandenen persönlichen Fragebogen und die autobiographische Selbstauskunft (Lebenslauf) auszuhändigen. Einsicht in die vollständige Kaderakte wird generell nur mit schriftlicher Genehmigung des Betroffenen oder seiner Erben gewährt.RechtslageDie gegenwärtige archivalische Praxis wird von der Tatsache bestimmt, daß es kein russisches Archivgesetz gibt. Ausschlaggebend ist das Dekret des russischen Präsidenten vom 14. Januar 1992, das alle, also auch die Archivare, verpflichtet, die früheren sowjetischen Geheimhaltungsbestimmungen einzuhalten, bis neue erlassen werden. Zwar wurden im Frühjahr 1992 im Auftrag einer Parlamentskommission unter Beteiligung namhafter Wissenschaftler und Parlamentarier \"Vorläufige Benutzungsregeln\" für die Archive aufgestellt, doch scheiterte deren Annahme am Widerstand des Präsidiums des Obersten Sowjets. Diese Regeln sahen grundsätzlich eine dreißigjährige Geheimschutzfrist vor, die beim Vorliegen nicht näher definierter berechtigter Staatsinteressen verlängert werden könne. Diese Schutzfristverlängerung sollte jedoch nicht wie früher einseitig durch den Aktenbildner verfügt werden, sondern nur aufgrund eines Beschlusses des Obersten Sowjets möglich sein. 10 Eine im Prinzip dreißigjährige Sperrfrist sah auch der Beschluß des Ministerrats der UdSSR für das außerhalb der Kompetenz der staatlichen Archivverwaltung stehende Archiv des damals noch sowjetischen Außenministeriums vom 10. August 1990 vor.11Die Philosophie des Entwurfs des archivalischen Staatsdienstes gilt als Richtschnur für die wissenschaftliche Archivbenutzung. Die \"Vorläufigen Benutzungsregeln\" des9 Nach Auskunft des Direktors des Russian Centre for the Preservation and Study of Modern History Documents, Dr. Kyrill M. Anderson, in Amsterdam am 3.10.1992. Vgl. dazu auch: Schachnasarowa, E.N./Schtschetschilina, W.N.: Archiw Korninterna, in: Nowaja i nowejschaja istorija, Moskwa 1992, Nr. 3. S. 209-214; Bayerlein, B.H. und Vatlin, A.: Eine erste Inventarliste ausgewählter Fonds aus dem Kominternarchiv in Moskau, in: The International Newsletter of Historical Studies on Comintern, Communism and Stalinism, 1993, Nr. 1/2. S. 14-18.10 Vgl. Interview mit dem Vorsitzenden des Rosskomarchiws, R. Pichoja, in: Kuranty, Moskau, 29.4.1992.11 Vgl. Gorlow, S.F./Kowaljew, F.: Die Politischen Archive des sowjetischen Außenministeriums, in: The International Newsletter... , a.a.O., S. 11-12, sowie Grahn, Gerlinde: Staatlicher Archivfond der UdSSR, Archiv für Außenpolitik der UdSSR - Öffnung der diplomatischen Archive der Sowjetunion, in: 1999, 1991, Nr. 4. S. 159-160. 302 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienRZAEDNG vom 4. Dezember 1991 sehen für Aktenmaterial grundsätzlich eine dreißigjährige Schutzfrist vor. Diese kann auf 75 Jahre erweitert werden, falls persönliche Interessen berührt sind. Die \"persönlichen Interessen\" werden vielfach im Sinne von \"personenbezogenen Daten\" gebraucht, doch gehen sie über diesen Rechtsbegriff im Sinne des deutschen Archivrechts hinaus. Verlängert werden kann auch die dreißigjährige Sperrfrist, falls besonders schutzwürdige Staatsinteressen berührt sind. Möglich ist ebenfalls eine zeitliche Benutzungsbeschränkung aufgrund archivfachlicher Bearbeitung der Dokumente oder, um das eigene Forschungsinteresse des Zentrums zu schützen. Nach Meinung einiger Benutzer ist insbesondere die zuletzt genannte Bestimmung weit dehnbar. Die Veröffentlichung von Dokumenten ist grundsätzlich genehmigungspflichtig.13Hinweise für ArchivbenutzerDas Antragsverfahren und die Benutzungspraxis spiegeln in den wesentlichen Punkten die bekannte \"westliche\" Praxis wider. Grundsätzlich ist ein schriftlicher Benutzungsantrag an das jeweilige Archiv zu richten (eingeschriebener Brief oder durch Boten), der Angaben über das Forschungsthema, den zeitlichen Rahmen und das Arbeitsziel (Dissertation, Monographie usw.) enthält. Zu nennen ist ebenfalls die Institution, in deren Rahmen die Forschung unternommen wird; benötigt wird zudem eine förmliche schriftliche Bestätigung der Forschungseinrichtung bzw. des wissenschaftlichen Betreuers. Vorsorglich sollte eine Fotokopie des gesamten Schriftsatzes und insbesondere der Bestätigung des wissenschaftlichen Betreuers beim ersten Archivbesuch mitgeführt werden. Eine Benutzungserlaubnis wird schriftlich erteilt. Da es aus terminlichen oder technischen Gründen vorkommen kann, daß eine Antwort nicht rechtzeitig eintrifft, kann in der Regel vor Ort mit Hilfe der Antragskopien erfolgreich eine Benutzungserlaubnis beantragt werden. Paßfotografien werden in der Regel für Benutzerausweise in wissenschaftlichen Bibliotheken benötigt und sollten sinnvollerweise ebenfalls im Reisegepäck nicht fehlen.Im Archivgebäude selbst ist zu beachten, daß der Eintritt in das Archiv nur mit einem \"Propusk\" möglich ist. Zu diesem Zweck ruft der prospektive Benutzer von der Vorhalle die jeweilige Benutzungsabteilung an, die zunächst einen vorläufigen \"Propusk\" erteilt und später nach dem Ausfüllen eines Fragebogens, einer thematischen Karteikarte und nach Bekanntmachung mit den Benutzungsregeln einen \"Propusk\" für die Dauer des Forschungsaufenthalts ausstellt. Die Arbeitsgenehmigung gilt grundsätzlich für die Dauer eines Jahres, danach ist eine neue schriftliche Bestätigung der entsendenden Forschungseinrichtung bzw. des wissenschaftlichen Betreuers vorzulegen.Die erste fachliche Beratung und die Eintragung ins Benutzerbuch findet während der Anmeldung statt. Das Fachpersonal im Lesesaal berät ebenfalls bei der Benutzung der Findmittel oder bei der Aktenbestellung mittels eines Formulars (\"Trebowanje\"). Anzugeben ist grundsätzlich die Nummer des \"Fond\", des \"Opis\", und des \"Delo\" (Plural:12 Vgl. Wremennyje prawila raboty tschitatelnogo sala RZCHIDNI., in: Rossijskij zentr chranenija i isutschenija dokumentow nowejschej istorii: Nautschno-informazionnyj bjuleten. Wypusk 1. Moskwa 1992. S. 19-20.13 Neuerdings sprechen Archivbenutzer von einer weiteren Verordnung, in welcher ergänzende Regeln für die Archivbenutzung aufgestellt wurden. Dieses Regelwerk konnte noch nicht dokumentiert werden. Stand: 11.6.1993. J. Foitzik: Moskauer ArchiveJHK 1993 303\"Dela\"). Pro Tag dürfen höchstens 20 \"Dela\" bestellt und bis zu fünf \"Opisy\" eingesehen werden. Es empfiehlt sich, diese aus älteren Regelwerken stammenden formalen Einschränkungen zu beachten,14 zumal jede Entlastung des Fachpersonals dessen Flexibilität erhöht. Bestellte Akten liegen in der Regel spätestens nach zwei Tagen im Magazin des Lesesaals aus und können vom Benutzer studiert werden.Sie werden für längstens einen Monat ausgehändigt. Falls über einen Zeitraum von zwei Wochen keine Aktenbenutzung erfolgt, werden die ausgeliehenen Materialien ans Depot zurückgegeben. In den Akten selbst ist das Benutzerblatt auszufüllen. Bei der Rückgabe von Akten ist darauf zu achten, daß der Benutzer in dem im Lesesaal geführten Tagebuch entlastet wird. Da angelesene Akten im Magazin des Lesesaals oft falsch abgelegt werden und dann ins Depot wandern, empfiehlt es sich, am Beginn der Archivarbeit auf die Hinweise der freundlichen und hilfsbereiten Fachkräfte zu achten und sie notfalls um Rat zu fragen.Nicht in allen Lesesälen dürfen Laptops benutzt werden, deren Klappern übrigens das Handwerk der meisten Archivbenutzer stört. Kopiermöglichkeit ist in der Regel gegeben, grundsätzlich sollte dieses Problem jedoch bereits vor der eigentlichen Arbeitsaufnahme geklärt werden. Für wissenschaftliche Zwecke werden in den einzelnen Archiven zwischen 0,15 bis 2 US-$ pro Papierkopie berechnet, Kosten der preisgünstigeren Mikrofilmaufnahmen bewegen sich im unteren Bereich der genannten Preisspanne. Inländer sind nicht mit Ausländern gleichgestellt, bei Ausländern wird das Herkunftsland durchaus berücksichtigt, wie man auch bestrebt ist, an das bescheidene Finanzbudget von Studenten zu denken. Der Abdruck von Dokumenten bedarf einer besonderen Lizenzgenehmigung, die in einigen Archiven gegen eine Gebühr erteilt wird. Deren Höhe wird von der Archivverwaltung festgelegt und bewegt sich bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen zwischen zwei und fünfundzwanzig US-$ pro Dokument. Lizenzen für journalistische Zwecke sind weit kostspieliger.Das gesamte Prozedere nimmt nicht mehr Zeit in Anspruch als beispielsweise im Bundesarchiv oder in vergleichbaren westlichen Einrichtungen. Freilich müssen bei dem notwendigen Organisationsaufwand die vorhandenen Realitäten berücksichtigt werden, anstatt diese fruchtlos an den Ordnungsvorstellungen des eigenen Kopfes zu messen. Frustration ist oft eine Folge von überzogenen Erwartungen und des selbstgesetzten Leistungsdrucks: Auch in russischen Archiven wird nur \"altes Papier\" verwahrt. Ratschläge, die zwar gut gemeint sein mögen, aber mißverstanden werden könnten, sollte man nicht beachten. Sinnvoller wäre es vielmehr, einmal die Vorschriften des öffentlichen Dienstes für Auslandsreisen durchzulesen, um wenigstens den Gastgebern haarsträubende Peinlichkeiten zu ersparen.Zur OrganisationstechnikDie sogenannte archivalische Chiffre besteht aus einer Abkürzung für das jeweilige Archiv, aus der Fonds-, der Opis-Nummer, der Ordnungszahl des \"Delo\" und der Blattnummer. Das Dokument selbst wurde in der früheren sowjetischen akademischen Tradi-14 Vgl. Glawnoje archiwnoje uprawlenije pri Sowete Ministrow SSSR: Osnownyje prawila raboty gossudarstwennych archiwow SSSR. Red. F.M. Waganow u.a. Moskwa 1984. S. 139. Nach der neuen Verordnung (vgl. Anm. 13) soll das Tageslimit bei 10 \"Dela\" liegen und darüber hinausgehenden Aktenbestellungen werden gegen eine Bearbeitungsgebühr erledigt. 304 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographiention nicht ausgewiesen. Dieser grobe Mangel muß aus wissenschaftlichen Gründen unbedingt abgestellt werden, weil die tradierte alte sowjetische Archivchiffre schließlich keinerlei Aussage über die Validität von Quellen enthält.\"Fond\" (Plural: \"fondy\") bzw. \"litschnyj fond\" (für persönlichen Nachlaß) kann mit \"Bestand\" übersetzt werden; \"Opis\" (Plural: \"opissy\", Abk. \"op.\") sind Verzeichnisse der inneren Struktur, Inventarbücher des Bestandes; als \"delo\" (Plural: \"dela\", Abk. \"D\" oder \"d\") wird seit den siebziger Jahren die kleinste archivalische Einheit mit eigener Signatur bezeichnet, früher \"archivalische Einheit\" (\"jediniza chranenija\", Abk. \"jed. ehr.\") genannt. Ein \"delo\" besteht gegebenfalls aus mehreren \"papka\" (Abk. \"pap.\" oder \"p.\", d. i. Mappe), das Dokument selbst aus einem \"list\" (Abk.: \"l.\") oder vielen \"listy\" (Abk.: \"11.\"), die bekanntlich zwei Seiten (\"straniza\", Abk. \"str.\") haben können. \"Rolik\" heißt eine Mikrofim-Rolle, \"kadr\" eine (Mikrofilm-)Aufnahme.\"Sprawotschnik\" (Plural: \"sprawotschniki\") oder \"putewoditelj\" (d. i. Führer) sind Fondsverzeichnisse, die nur allgemeine Beschreibungen mit Angabe der überlieferten Mengen enthalten. Die vorhandenen \"sprawotschniki\" sind unvollständig und selbst diese bisweilen schwer zugänglich. Die \"Opissy\" verzeichnen und beschreiben, chronologisch geordnet, detailliert alle Dokumente eines Bestands. Nach fachkundiger russischer Auskunft bieten die Inventare (\"opissy\") jedoch keine Garantie, daß alle im Bestand enthaltenen Akten auch tatsächlich verzeichnet sind, weil manche Archive beispielsweise nicht für wissenschaftliche Benutzung angelegt, sondern nach besonderen Registraturkriterien geordnet wurden. Im Prinzip würde das angewandte Klassifikationssystem erlauben, daß selbst innerhalb offen ausliegender \"Opissy\" verborgene sogenannte Bäuche bestehen und auf diese Weise mit geringem Aufwand den tatsächlichen Bestandsinhalt verschleiern. Solchen Problemen sollten jedoch Archivare nachgehen.Die am häufigsten anzutreffenden Geheimhaltungsstufen sind \"geheim\" (\"sekretno\"; Kürzel: \"s\"; kyrillisch: \"c\") oder chiffriert \"O\" (=Null) und \"streng geheim\" (\"sowerschenno sekretno\", Kürzel: \"ss\"; kyrillisch: \"cc\"), chiffriert \"00\'\'. Außerdem existieren noch zahlreiche camouflierte Hinweise; ein Klassifikationsmerkmal kann auch die Papierfarbe des Dokuments oder der ursprünglichen äußeren Mappenhülle enthalten. Die \"ossobaja papka\" (Sondermappe), deren Inhalt der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlag, war in roter Farbe gehalten.Aktuelle Probleme der russischen ArchivverwaltungDie Modernisierung der Archivpolitik gestalten vornehmlich jüngere Historiker in der russischen Archivverwaltung. Schon aufgrund ihrer wissenschaftlichen Sozialisation lassen sie sich stärker von Interessen der Forschung leiten als die traditionell ausgebildeten Archivare, die jedoch als Praktiker weiterhin Einfluß auf die tatsächliche Entwicklung nehmen. Doch nicht nur unterschiedliche professionelle Prägung, sondern auch wissenschaftliches Profilierungsinteresse sorgen für Spannungen im entstehenden russischen Archivdienst. Schließlich dürften auch handfeste politische Interessen das Tempo, die Reichweite und die Formen der Umgestaltung des ehemals sowjetischen Archivwesens beeinflussen. Angesichts dieser Gemengelage ist es kein Wunder, daß in der öffentlichen Diskussion bisweilen schrille Töne vernehmbar sind, meistens in der Form von Gerüch- J. Foitzik: Moskauer ArchiveJHK 1993 305ten über angebliche Verkäufe von Quellenpublikationsrechten ins Ausland_ 15 Westliche Medien konvertieren solche durch das Hörensagen aufgebauschten Gerüchte vielfach unreflektiert in \"objektive Informationen\", die in Moskau von interessierten Zirkeln in die entsprechenden Waagschalen geworfen werden. Allgemeine Verwirrung ist die Folge einer solchen \"Informationspolitik\": So weiß die interessierte Öffentlichkeit bis heute nicht, ob der im Mai 1992 durch Jurij Afanasjew und im Mai 1993 abermals durch Roj Medwedjew angegriffene Vertrag zwischen Rosskomarchiw, dem Hoover Institute on War, Revolution and Peace in Stanford und dem britischen Verlag Chadwyck-Healey vom 17. April 1992 tatsächlich bald nach Abschluß suspendiert worden ist, wie es eine Zeitlang hieß, oder aber gar überhaupt nicht zustandekam.16 Der Staatsanwalt wies zwar bereits mit Schreiben vom 21. Januar 1991 das Rosskomarchiw darauf hin, daß in Rußland keine Rechtsgrundlage für einen \"Informationshandel\" vorliege, 17 doch können in einigen Archiven Veröffentlichungslizenzen erworben werden und Kooperationsabmachungen einzelner Archive werden in den Bulletins auch öffentlich angezeigt. Daß es schließlich organisationsbedingte Spannungen zwischen dem Rosskomarchiw und den ihm fachaufsichtlich unterstellten Archiven gab, ist bekannt. Nun ist es aber schließlich auch keine weltbewegende Erkenntnis, daß Archivpolitik nicht nur durch das Forschungsinteresse akademischer Kreise definiert wird, sondern auch die allgemeine politische Entwicklung reflektiert. Angesichts dieser Entwicklungsdynamik ist es nur verständlich, wenn man in Moskau auf plakative Ratschläge aus dem Ausland und auf die Instrumentalisierung der internationalen Weltpresse durch einheimische Zirkel manchmal sehr allergisch zu reagieren weiß.Die Auffassung, daß insbesondere das sogenannte Komintern-Archiv, aber auch andere dokumentarische Überlieferungen in russischen Archiven als Kulturgut der Weltgemeinschaft zu betrachten seien, dessen Zugänglichkeit für alle Wissenschaftler sicherzustellen sei, findet auch in der russischen Archivverwaltung mehrheitlich Zustimmung.18 Freilich fehlt es aber nicht an einzelnen Stimmen, die unter dem Vorwand, angebliche Kommerzialisierungstrends unterbinden zu wollen, wieder einer höchst unbestimmten \"Nationalisierung\" das Wort reden, welche möglicherweise nur \"Monopolisierung\" meint. Daher ist es die Pflicht vor allem der Wissenschaftler, die demokratischen Prozesse im russischen Archivwesen moralisch zu unterstützen.Internationale Initiativen von interessierten Forschern, die antraten, die westeuropäische Öffentlichkeit an ihre moralische Pflicht zur ideellen und materiellen Hilfe für das russische Archivwesen zu erinnern, zeitigen erste Erfolge. Unter maßgeblicher Beteiligung der in Mannheim am 24. Februar 1992 durch eine Erklärung an die Öffentlichkeit getretenen \"Internationalen Initiative zur Sicherung, Erschließung und Erforschung des Kominternarchivs\" gelang es, mit freundlicher Unterstützung westeuropäischer Archive, für diese Thematik den Internationalen Archivrat und schließlich auch den Europa-Rat zu interessieren. Am 28. September 1992 kündigte die Generalsekretärin des Europa-15 Vgl. stellvertretend: Afanassjew, Jurij: Menjaly w chrame archiwow, in: Moskowskije nowosti, Nr. 22, 31.5.1992; Frachon, Alain: Une plongee dans !es archives de !\'ex-Union sovietique, in: Le Monde, 27.3.1992; Medwedjew, Roj: Es siegte der Kommerz, nicht die Wissenschaft, in: Neues Deutschland, 7.5.1993, S. 14 sowie den Kommentar von Becker, Holger, ebenda.16 Vgl. hierzu auch Creuzberger, Stefan/Veltmeijer, Ruud: Forschungsarbeit in Moskauer Archiven, in: Osteuropa, 1993. S. 271-279, hierS. 277.17 Vgl. Bredichin, Wladimir: Archiwy- s molotka, in: Kuranty, 19.5.1992. S. 4. 18 Vgl. stellvertretend das Interview mit Wladimir P. Koslow, in: Osteuropa, 1992, Nr. 11. S. 972-975. 306 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienRates, Madame Catherine Lalumiere, ein Hilfsprogramm für die Sicherung und Erschließung der osteuropäischen Archive an, das noch in diesem Jahr konkrete Formen annehmen wird.19 Der International Archives Support Fund (IASF) unter der Federführung des Norwegischen Nobelinstituts in Oslo unterstützt bereits mit finanzieller Hilfe der Sanyo Shipman Foundation und der John D. and Catherine T. MacArthur Foundation auf vielfältige Weise die Arbeit der Archive des russischen Außenministeriums.20 Unter anderem sicherte die russische Seite im Januar dieses Jahres dem IASF schriftlich zu, im Lesesaal ein Verzeichnis der \"fondy\" auszustellen und Benutzern sukzessive auch die Einsichtnahme in die \"opissy\" des deklassifizierten Aktenbestandes zu gewähren. Diese scheinbare Verzögerung ist technisch bedingt: Die vorhandenen \"opissy\" müssen zuvor kopiert werden, da sie bisher in der Regel nur in einem Exemplar vorhanden gewesen waren. Die Deklassifizierung des Bestandes der beiden Archive soll bis 30. September dieses Jahres für Aktengut bis 1922 bzw. 1950 abgeschlossen sein und danach sollen bis zum Erreichen der dreißigjährigen Benutzungssperrfrist jährlich fünf Aktenjahre für die wissenschaftliche Benutzung freigegeben werden. Das klare Konzept des IASF genießt unter Wissenschaftlern besondere Wertschätzung, weil es die eingespielten demokratischen Verfahrensformen voll respektiert. Als Unterstützng für das russische Archivwesen müssen schließlich auch größere und kleine Kooperationsprojekte angesehen werden, die Wissenschaftler individuell oder institutionell mit russischen Einrichtungen mit Archivprofil betreiben. Ein erstes Ergebnis dieser Kooperation können Anwender von Rechnern, die an das Internet angeschlossen sind, unter der Adresse: ftp seq 1.loc.gov; login anonymous; cd pub/soviet.archive (IP-Adresse: 140,147,3.12) vom Rechner der Washingtoner Library of Congress abrufen.Anschriften und LiteraturKomitet po delam archiwow pri Prawitelstwe Rossijskoj Federazii 103 132 Moskwa, uliza Iljinka No. 12, podjezd 8 (in der Nähe des Roten Platzes), Metrostation: Kitai-Gorod. Tel: 206 35 31 (Empfang); 206 50 25 (Kanzlei), Fax: 200-42-05, Vorsitzender: Rudolf Germanowitsch Pichoja, Leiter der Auslandsabteilung: Wladimir P. Tarassow, Tel. 206-27-85. Das Komitee gibt den \"lstoritscheskij archiw\" heraus.21Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation, Leiter: Alexandr Korotkow. Kein öffentliches Archiv.Gossudarstwennyj Archiw Rossijskoj Federazii (GARF - früher: Zentralnyj Gossudarstwennyj Archiw \"Oktjabrskoj rewoluzii\" (CGAOR)), 119435 Moskwa, Bolschaja Pirogowskaja 17, Metro-Station: Frunzenskaja, Leiter: Sergej Wladimirowitsch Mironienko, Tel. 245-12-87, Öffnungszeiten: Propusk-Büro: 9-18 Uhr (13.00-13.45 Mittagspause); vor Feiertagen: 9-16.45 Uhr; Lesesäle: Mo 12-20 Uhr, Di 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr, Do 10-18 Uhr, Fr 12-20 Uhr. Jeden ersten Arbeitstag im Monat ist geschlossen.Zentr chranenija istoriko-dokumentalnych kollekzij (früher: Zentralnyj gossudarstwennyj Ossobyj archiw), 125212 Moskwa, uliza Wyborgskaja, dom 3, Korpus A, Leiter: Wiktor N. Bondarjew, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00-17.00 Uhr. Insgesamt 3,5 Millionen19 Vgl. auch Vorbeck, Michael: Archive in Moskau, in: Europäische Zeitung, April 1993. S. 19. 20 Dr. Gerhard Wettig, Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, 5000 Köln 20,gehört der International Academic Advisory Group des Fund an. 21 Siehe den Beitrag von Elke Scherstjanoi in diesem Jahrbuch. 1. Foitzik: Moskauer ArchiveJHK 1993 307\"archivalische Einheiten\", sog. Trophäen-Akten (deutsche, französische, italienische usw). Archivalien deutscher Provenienz: 194 369 \"archivalische Einheiten\" in 100 Fonds,22 nach anderen Schätzungen etwa 3 lfkm.23Rossijskij Zentr chranenija i isutschenija dokumentow nowejschej istorii, 102821 Moskwa, uliza Puschkinskaja, 15, Metrostation: Puschkinskaja ploschad oder Marx-Prospekt und eine Haltestelle mit dem Bus Nr. 1, 12 oder 20. Tel: 229-9726, 220-5112, 2925951, 292-9566, Fax: 292 90 17, Leiter: Kyrill Nikojawitsch Anderson, Leiter der Auslandsabteilung: Andrej W. Doronin, Tel. 292 48 65, Leiterin der Benutzungsabteilung: Galina Wladimirowna Gorskaja Tel. 292 59 51, Öffnungszeiten: Mo-Mi 12.00-20.00 Uhr, Di-Do 9.30-17.00 Uhr, Fr 12.00-17.00 Uhr. Das Zentrum gibt - zunächst unregelmäßig - heraus: Nautschno-informazionnyj bjuleten. Wypusk 1. Moskwa 1992.Zentr Chranenija sowremennoj dokumentazii, 103132 Moskwa, uliza Iljinka No. 12, podjezd 8 (in der Nähe des Roten Platzes), Metrostation: Kitai-Gorod. Tel. 206 29 53 oder 206 38 15, Leiter: Anatolij W. Prokopienko (kommissarisch). Der überwiegende Teil der Akten ist nicht deklassifiziert.Ausgegliedert aus dem Zuständigkeitsbereich des Rosskomarchiws: Archiw wneschnej politiki Ministerstwa Innostrannych De! Rossijskoj Federazii (Archiv für Außenpolitik des Außenministeriums der Russischen Föderation) Istoriko-dokumentalnoe uprawlenije, Leiter: lgor Lebedew, Leiter des Archivs: Wladimir Wassiljewitsch Sokolow, Leiter der Benutzungsabteilung: A.A. Bykow, 121200 Moskwa, Plotnikow pereulok 11, Metrostation: Smolenskaja. Tel: 236-5201, Lesesaal: 241-0296 oder 241-0296. Öffnungszeiten: Mo bis Do 9.30-17.30 Uhr, Fr und vor Feier-tagen 9.30-15.00 Uhr. Uprawlenije Ministerstwa besopasnosti goroda i oblasti Moskwa, 101000 Moskwa,uliza Bolschaja Lubjanka, 14. Istoriko-archiwnyj i wojenno-memorialnyj Zentr Generalnogo Schtaba Wooru-schenych Si!, 103160 Moskwa, uliza Snamenko, 19, Tel. 296-5348, 203-4348, 296-8846. Hier können Kontakte hergestellt werden zu:Zentralnyj Archiw Ministerstwa Oborony, 142117 g. Podolsk (Moskowskaja oblast), uliza Kirowa, 74.Zentralnyj wojenno-morskyj archiw Ministerstwa Oborony, 188350 g. Gatschina (St. Peterburg oblast), Krasnoarmejskij prospekt, 2.Zentralnyj gossudarstwennyj archiv Sowetskoj Armii, (für Bestände aus der Zeit 1917-1941), 125884 Moskwa, uliza Admirala Makarowa, 29, Tel. 145 90 81 oder 155 88 39.Archiv des Ministeriums des Innern der Russischen Föderation, 117969 Moskwa, uliza Schitnaja, 16.Archiv der Russischen Akademie der Wissenschaften, 117901 Moskwa, Leninskij prospekt, 14.Literatur über das russische Archivwesen (in den Fußnoten genannte Titel wurden nicht berücksichtigt):22 Nach Auskunft des Archivleiters, vgl. Form, Wolfgang/Poljan, Pavel: Das Zentrum für die Aufbewahrung historisch-dokumentarischer Sammlungen in Moskau - ein Erfahrungsbericht, in: Bundesinstitut für internationale und ostwissenschaftliche Studien, Köln: Informationen aus der Forschung, 1992,Nr. 7. 23 Vgl. Jena, Kai von/Lenz, Wilhelm: Sonderarchiv, in: Der Archivar, 1992, Nr. 3. S. 457-468. 308 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienTeoria i praktika archiwnogo dela w SSSR. Red. F.L. Dolgich und K. I. Rudelson. Moskwa 1980; Glawnoje archiwnoje uprawlenije pri Sowete Ministrow SSSR (Hg.): Gossudarstwennyje archiwy SSSR. Sprawotschnik. 2 Bde. Moskwa 1989; dass. (Hg.): Zentralnyj gossudarstwennyj archiw Oktjabrskoj rewoluzii, wyschschich organow gossudarstwennoj wlasti i organow gossudarstwennogo uprawlenija SSSR. Sprawotschnik. 2 Bde. Moskwa 1990; Awtokratow, W.N./Wolkowa, I.W./Kemenskij, A.B.: Dokumenty GAF SSSR w bibliotekach, musejach i nautschno-otraslewych archiwach. Sprawotschnik. Moskwa 1991; Dwojnych, L.W. u.a.: Zentralnyj gossudarstwennyj archiw Sowetskoj Arrnii. Putewoditel. W dwuch tomach. Minneapolis (Minnesota, USA) 1991.Kennedy Grimsted, Patricia: A Handbook for archival research in the USSR. l 989; dies. (Hg.): Archives in Russia, 1992: A Brief Directory, Part I: Moscow and St. Petersburg (International Research & Exchange ßoard/Committee for Archival Affairs of the Government of the Russian Federation).Vorläufige Bestandsübersichten: Browder, George C.: Captured German and Other Nations\' Documents in the Osoby (Special) Archive, Moscow, in: Central European History, Vol. 24 (1991), Number 4. S. 424-445; Aly, Götz/Heim, Susanne: Das Zentrale Staatsarchiv in Moskau (\"Sonderarchiv\"). Rekonstruktion und Bestandsverzeichnis verschollen geglaubten Schriftguts aus der NS-Zeit. Hans Böckler-Stiftung, Düsseldorf 1992; Wegner, Bernd: Deutsche Aktenbestände im Zentralen Staatsarchiv der UdSSR. Ein Erfahrungsbericht, in: Yierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1992, Nr. 2. S. 311-319; Bayerlein, Bernhard H./Watlin, Alexandr: Zur aktuellen Situation der ehemaligen Parteiarchive in Rußland. Informationen und Interviews, in: Osteuropa, 1992, Nr. 11. S. 966-977; Zarusky, Jürgen: Bemerkungen zur russischen Archivsituation, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1993, Nr. 1. S. 139-147. Jan Foitzik (Mannheim)Zur Archivlage in der Tschechischen und in der Slowakischen RepublikDurch das Verfassungsgesetz Nr. 496/90 Sammlung vom 16. November 1990 wurden Archivalien und Dokumente der KPC, die bis 30. November 1989 entstanden sind, zum 1. Januar 1991 verstaatlicht. Von den ungefähr 7 500 lfm des Bestandes des ehemaligen Archivs des Zentralkomitees und des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPC wurden 6 600 lfm vom Zentralen Staatsarchiv übernommen, 27 Bestände wanderten ins Depot des Militärhistorischen Archivs und einige kleinere Überlieferungen wurden politischen Parteien zurückgegeben.Das Zentrale Staatsarchiv übernahm aus dem Archiv des ZK der KPC 1 360 lfm bearbeitetes Aktenmaterial samt Inventaren und anderen Findmitteln sowie weitere 1 360 lfm unbearbeitetes Quellenmaterial, ferner 470 lfm bearbeitete und 570 lfm unbearbeitete Akten aus dem Archiv des Instituts für Marxismus-Leninismus. In der Obhut des Zentralen Staatsarchivs befinden sich außerdem noch 2 000 lfm Personalakten von KPCMitgliedern und 1 000 lfm an Materialien aus der Registratur von Organisationen, wie Verlagen o.ä., die dem ZK der Partei unterstellt waren. Da der Besitztitel hinsichtlich der Personalakten strittig ist, bleibt dieser Bestand für die wissenschaftliche Forschung zunächst gesperrt. Der Umfang der bearbeiteten Aktenbestände aus dem ehemaligen Besitz der KPC beträgt 12 152 Einheiten, genauso groß dürfte der unbearbeitete Teil des verstaatlichten Quellenfundus sein. Materialien der ZK-Abteilungen für Sicherheit und Inneres fehlen in den übernommenen Beständen, und in Prag wird offener als anderswo auch von Verantwortlichen gemutmaßt, daß diese Bestände in die frühere Sowjetunion verbracht wurden.!Im Rahmen der Archivreform wurden auch die regionalen Gewerkschaftsarchive in die jeweiligen Staatsarchive überführt, das Zentralarchiv des Rates der Gewerkschaften hingegen blieb als selbständige Einheit erhalten. Analog wurde mit dem dichten Netz der Betriebsarchive verfahren, das zum 31. Dezember 1990 allein in der Tschechischen Republik 793 Betriebsarchive mit 8 956 geschlossenen Beständen mit einem Umfang von 29 437 lfm und weiteren 2 279 offenen Sammlungen mit 45 775 lfm Aktenmaterial umfaßte. Die geschlossenen Aktenbestände aus der Zeit bis 1948 übernahmen die regionalen Staatsarchive, bis 1991 insgesamt 1 464 Bestände mit 4 140 lfm Akten. 25 Betriebe führen ihre Archive in eigener Regie weiter. Material zur Geschichte der Arbeiterbewegung befindet sich außerdem auch im Museum der Arbeiterbewegung, einer Einrichtung der Kommunistischen Partei Böhmens, Mährens und Schlesiens (eine NachfolgeOrganisation der KPC). Durch das Gesetz des Tschechischen Nationalrats vom 29. April 1992 wurde die frühere zentralistische Struktur des tschechischen Archivwesens liberalisiert, die Archive entscheiden nunmehr selbständig auch über die Zulassung ausländischer Benutzer zum Studium von Akten, deren Schutzfrist auf dreißig Jahre gesenkt wurde. Störend wirkt sich jedoch insbesondere aus, daß noch kein Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten vorliegt und infolgedessen eine vor allem gegenüber Auslän-Vgl. Woodrow Wilson International Centre for Scholars, Washington, D. C.: Cold War International History Project Bulletin, Spring 1992, Issue l. S. 10. 310 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographiendem angewandte putative Praxis des Persönlichkeitsschutzes als außerordentlich hemmend wahrgenommen wird. Weitere Schwierigkeiten für die Benutzer ergeben sich ausder Überlappung der von der KPC hinterlassenen Aktenbestände mit den Geschäftsbe-reichen sogenannter ausgegliederter Archive, wie beispielsweise dem Archiv des Aussenministeriums, deren Akten nicht der Abgabepflicht an das Zentrale Staatsarchiv unterlagen. Da diese archivalische Praxis nicht geändert wurde, besteht das Zentrale Staatsarchiv vielfach auf einer zusätzlichen Benutzungserlaubnis des betroffenen Fachministeriums.Die ernsteren Probleme des tschechischen Archivwesens liegen jedoch woanders: Den 1 100 Beständen des Zentralarchivs der Tschechischen Republik mit über 85 000 lfm Archivalien und weiteren 20 000 lfm in den Registraturen der Ministerien und zentralen Ämter stehen allein in den tschechischen Archiven 113 000 lfm unbearbeitetes Material gegenüber. Es fehlen nicht nur neuere Bestandsverzeichnisse;2 viele Archive verloren zudem infolge von Rcprivatisierungsmaßnahmen ihre Gebäude, außerdem macht sich ein großer Mangel an Fachkräften bemerkbar.Anschriften:Archivverwaltung: Archivni sprava ministerstva vnitra Ceske Republiky, Milady Horakove 133; 16021 Praha 6 - Hradcany, Tel.: (0042)02/341056-8. Ministerstvo vnutra Slovenskej Republiky, Odbor archfvnictva, Krizkova 7, 81104 Bratislava, Tel: (0042)07/46051-3. Staatsarchive: Statni ustredni archfv, Karmelitska 2, 11801 Praha 1 - Mala Strana; Tel. (0042)02/290486 - 532567, Dir.: Dr. Vaclav Babicka. Statny ustredny arch(v Slovenskei republiky, Drotarska cesta 42, 81701 Bratislava, Tel.: (0042)07/311321; 07/311362; 07/311300. Sonderarchive: Archiv kancelafe prezidenta republiky, 11908 Praha 1- Hrad; (0042)02/2101, kl. 3367, Dir.: Eva Javorska. Archiv federdlnfho shromazdeni Vinohradska 1/52, 11000 Praha 2, Tel.: (0042)02/260965. Archiv ministerstva zahranicnich veci Loretanske namesti 5, 12510 Praha 1, Tel.: (0042)02/21932654 - 21932220 linka 2654, Dir.: Marta Kapalinova. Vojensky historicky archiv, Sokolovska 136, 18600 Praha 8 - Karlm Tel.: (0042)02/21722696, Dir.: Dr. Ivan Stovicek Archiv Narodniho muzea, Pohorelec 147, 11000 Praha l. Ceska strana socialne demokraticka Archiv, Lidovy Düm, Hybemska 7, 11000 Praha 1, Leiter: Jiri Svoboda. Ustredni archfv Ceske Akademie Ved, Karlova 2, 11000 Praha 1 Stare Mesto, Tel.: 26 57 65.2 Vgl. Foitzik, Jan: Zur aktuellen Archivsituation in Polen und in der Tschechoslowakei, in: Vierteljahrshefte für Zeitgesehichte, 1991, Nr. 2. S. 329-335. .!. Foitzik: Tschechische 11ml slowakische ArchiveJHK 1993 311Literatur: Niklfcek, Ladislav/Sisler, Stanislav: Aktueller Stand der Literatur und Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und zur Sozialgeschichte in der Tschechoslowakei. Ms., Prag 1992. Karin Hartewig (Berlin)Das \"Gedächtnis\" der Partei. Biographische und andere Bestände im Zentralen Parteiarchiv der SED in der \"Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv\"1Erinnere Dich!Die KPD, die SED und auch die Massenorganisationen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der späteren DDR - wie etwa der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands (seit 1958 Deutscher Kulturbund) - forderten ihre Kandidaten, Funktionäre und Mitglieder nach 1945 immer wieder dazu auf, in freier oder standardisierter Form Lebensläufe zu verfassen, Berichte und Einschätzungen über sich selbst und andere, über politische Ereignisse und Entscheidungen in \"undurchsichtigen Zeiten\" abzugeben. Insbesondere Parteifunktionäre sollten ihre lebensgeschichtlichen Erinnerungen schriftlich festhalten und vertrauensvoll dem Parteiarchiv übereignen. Die Tradition, gegenüber der Partei Zeugnis abzulegen über die Vergangenheit \"pflegte\" die KPD - wie die KPdSU - seit den zwanziger Jahren.Die SED sammelte solche Selbstzeugnisse, soweit sie nicht den Kaderakten, den Akten der Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) und der Zentralen Revisionskommission (ZRK) zugeschlagen wurden, systematisch in den Nachlässen und den sogenannten Erinnerungsakten des Zentralen Parteiarchivs (ZPA). Die Selbstzeugnisse von Parteifunktionären waren eine Vorstufe der \"Kritik und Selbstkritik\" vor einem möglichen innerparteilichen Konfliktfall bei sogenannten ideologischen Schwankungen, mangelnder Parteidisziplin oder Anflügen von Sektierertum und innerparteilicher Gruppenbildung. In der Form von Memoiren oder autobiographischen Romanen stellten sie aber auch eine Fortführung des seit der Jahrhundertwende bekannten Genres der politisch aufgeklärten Arbeiter-Autobiographie und einen kontinuitätsstiftenden Beitrag zur Ableitung der DDR aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung dar.Im folgenden sollen das Zentrale Parteiarchiv der SED sowie seine parteigeschichtlichen und biographischen Bestände vorgestellt werden. Sodann sollen an zwei biographischen Beispielen Differenzen und Spannungsverhältnisse zwischen den unveröffentlichten und den publizierten autobiographischen Erinnerungen zweier Parteifunktionäre, Franz Dahlem und Alexander Abusch, diskutiert werden.2Im folgenden: ZPA SED. 2 Dabei handelt es sich um das Manuskript Franz Dahlems zu seiner Autobiographie: Am Vorabend desZweiten Weltkrieges. 1938 bis August 1939. Erinnerungen. 2 Bde. Berlin (Ost) 1977 sowie um das Manuskript des zweiten Bandes der Autobiographie Alexander Abuschs: Mit offenem Visier. Memoiren. Berlin (Ost) 1986. K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SEDJHK 1993 313Das Zentrale Parteiarchiv und seine Bestände3Mit der Gründung des Marx-Engels-Lenin-Instituts beim Parteivorstand der SED im Jahr 1949 wurde dem Institut von der Parteiführung auch die systematische Sammlung der organisationseigencn archivalischen Quellen der deutschen Arbeiterbewegung übertragen. Bei der Gründung besaß das Archiv jedoch nicht viel mehr als eine Flugblattsammlung der KPD und SPD aus der Zeit vor 1945, einige von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) gesammelte Dokumente und Materialien sowie einen vom Deutschen Zentralarchiv Potsdam als Dauerleihgabe übergebenen Bestand an Akten des Reichsministeriums des Innern und des Reichskommissars zur Überwachung der öffentlichen Ordnung. Seinem Charakter nach blieb das Archiv bis Anfang 1963 ein nicht öffentliches, organisationseigenes historisches Archiv, das vorwiegend Sammlungsgut erfaßte, übernahm, für die geschichtswissenschaftliche Forschung erschloß und bereitstellte. Erst mit dem Beschluß des ZK der SED vom 8. April 1963 \"Richtlinien für den Aufbau eines einheitlichen Parteiarchivwesens der SED\" wurde das Institutsarchiv zum Zentralen Parteiarchiv der SED. Nun wurden Regelungen für die systematische Übernahme von Parteiakten, für einen Archivplan und für die wissenschaftlich-organisatorische Anleitung der Bezirksparteiarchive geschaffen. In dieser Zeit wurden dem Parteiarchiv die Bestände des historischen Archivs der KPD aus Moskau übergeben. In den folgenden zwanzig Jahren sollte das Archiv zur \"bedeutendsten Aufbewahrungsstätte von archivalischen Quellen der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung\" werden. Es handelte sich - im altmodischen Sinn - lange Zeit um ein Geheim-Archiv des sozialistischen Kollektivs, das gleichsam aus solidarischer Unterstützung durch das ZK der SED, durch die Zentralen Parteiarchive im Institut für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der KPdSU und der kommunistischen Parteien in den \"Bruderländern\", durch Mitglieder und Funktionäre der SED und durch \"klassenbewußte\" Arbeiter in der DDR und der Bundesrepublik so schnell gewachsen war. Schenkungen, Ankäufe, Übernahmen aus Privathand und Kooperationen mit anderen Spezialarchiven erweiterten die Bestände und machten das Archiv zum Gedächtnis der Partei, zum Ort, an dem historische Erfahrungen, Einschätzungen, Informationen, Tatsachen und Daten um vielfältige Aspekte zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und ihrer internationalen Verbindungen, zur Geschichte des deutschen Widerstandes und zur Geschichte der SED und der DDR aufgehoben sind.Erst der zweite Beschluß des ZK der SED vom 22. November 1982 \"Richtlinien über den Archivfonds der SED, die Struktur und die Aufgaben der Parteiarchive\" machte das Archiv zum \"Fundort\". Er definierte in einer Phase der stärkeren Öffnung die spezifischen Aufgaben des Archivs als \"Verpnichtung zur Bereitstellung des Archivgutes für die aktuell-politischen Aufgaben der Partei, die Marx-Engels-Forschung, für wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur Geschichte der Partei und der Arbeiterbewegung, für die Geschichtspropaganda der gesellschaftlichen Organisationen, Massenmedien und für3 Vgl. die ausführliche zweihändige Ühersicht über die Beständedes Zentralen Parteiarchivs der SED im Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung Bestandsn11chwcis für das zentrale Parteiarchiv nach dem Stand vorn 31. Dezember 1982. Hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Parteiinternes Material). 4. Aufl., Berlin o.J. sowie die Broschüre: Der Verbund Archiv/Bibliothek/ Technische Werkstätten beim Parteivorstand der PDS. Berlin (September) 1992. Insgesamt verwaltet das Archiv nicht nur archivalisches Schriftgut, sondern darüber hinaus ein umfangreiches Bildarchiv von etwa 250.000 Fotografien sowie eine Sammlung von Plakaten, Filmen und Tondokumenten. 314 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographiendie revolutionäre Traditionspflege. In dieser Tätigkeit erfüllt sich letzten Endes der eigentliche Sinn der Archivarbeit.\"Die institutionelle Zugehörigkeit wechselte seit 1989/90 mehrmals. Mit der Gründung des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung zu Beginn des Jahres 1990 wurde das Zentrale Parteiarchiv eine Abteilung dieses Instituts. Seit Beginn des Jahres 1992 war das Archiv im Verbund Archiv/Bibliothek/Technische Werkstätten unmittelbar dem Parteivorstand der PDS zugeordnet. Und seit Anfang 1993 ist es als Teil des Verbundes in die öffentlich-rechtliche \"Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv\" eingebracht worden.Akten zur Organisations- und ParteigeschichteDie archivalische Quellenüberlieferung beginnt mit dem Ende der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts, der Bildung der ersten Arbeitervereinigungen, und endet im Dezember 1989, mit dem Rücktritt des Politbüros und des Sekretariats am 3. Dezember 1989. Zu den wertvollsten Beständen gehört der Marx-Engels-Bestand, der auch etwa 80 Originaldokumente enthält sowie eine Sammlung von Autographen mit Handschriften von Alexander von Humboldt, Heinrich Heine, Ludwig Feuerbach, Rudolph Breitseheid, Friedrich Ebert und Heinrich Mann. Neben Materialien zur Geschichte der SPD und des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins Lassalles, zur Geschichte der Ersten und Zweiten Internationale sind es vor allem das Historische Archiv der KPD bis 1946 und das Archivgut der SED bis 1989, die den Kern des Archivs und die umfangreichsten Bestände ausmachen. Das Historische Archiv der KPD enthält das Schriftgut des ZK der KPD von der Gründung der Partei bis zum Jahr 1946, Arbeitsmaterialien führender Parteifunktionäre und Akten aus der Tätigkeit des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD), des Roten Frontkämpfer-Bundes (RFB), der Roten Hilfe Deutschlands und anderer Organisationen. Der SED-Bestand enthält die Akten des ZK der SED, darunter die Protokolle von Parteitagen, -konferenzen, von Tagungen des Parteivorstandes und des Zentralkomitees. Ebenso sind Arbeitsmaterialien der Fachabteilungen des ZK, der Kommissionen beim Politbüro, Kaderakten, Akten der ZPKK, der ZRK und der Sekretariate von Mitgliedern und Kandidaten des Politbüros vorhanden. Das Archivgut von Schulen, Instituten und Verlagen, z.B. der Parteihochschule \"Karl Marx\", der Akademien und des Dietz Verlages und der \"Einheit\", gehören ebenfalls zum Bestand. Seit Februar 1990 wurde dem SED-Bestand das ehemalige \"interne Archiv\" des Politbüros zugeordnet. Es umfaßt unter anderem: Vorlagen zu Sitzungen des Politbüros und Festlegungsprotokolle, Beschlußauszüge, Rundschreiben und Informationen des Zentralsekretariats und des Kleinen Sekretariats aus den Jahren 1946-1948, des Politbüros und des Sekretariats des ZK von 1949-1989; Reden, Interviews, Gesprächsprotokolle sowie die Beschlüsse der SED von der Gründung der Partei bis zum Rücktritt des Politbüros und des Sekretariats im Dezember 1989.Biographische Quellenbestände: Nachlässe und ErinnerungsaktenNeben den Akten zur Parteigeschichte verwaltet das Zentrale Parteiarchiv eine Fülle von biographischen Materialien. Nach dem Stand vom Ende des Jahres 1992 sind inzwischen 298 Nachlässe, Teilnachlässe und Nachlaßteile von verstorbenen und noch lebenden K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SEDJHK 1993 315Funktionären der deutschen Arbeiterbewegung und der SED bearbeitet und zugänglich. Dazu gehören zum Beispiel Nachlässe von August Bebe!, Eduard Bernstein, Max Hoelz, Karl Kautsky, Paul Levi, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Gustav Noske, die eine wichtige Ergänzung zum Schriftgut zur Geschichte der Arbeiterparteien darstellen. Neben den umfangreichen politischen Nachlässen von Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht sei eine kleine Auswahl von Nachlässen aufgezählt: Wilhelm Florin, Anton Ackermann, Martha Arendsee, Otto Buchwitz, Franz und Käthe Dahlem, Gerhart Eisler, Lex Ende, Erich Jungmann, Friedrich Karl Kaul, Bernard und Wilhelm Koenen, Paul Merker, Albert Norden, Georg Stibi, Max Fechner, Wilhelm Zaisser.Eine Besonderheit dieses Archivs stellt der Bestand der \"Erinnerungsakten\" dar. Über 2.500 Erinnerungen, Memoiren, autobiographische Romane, Lebensläufe, Erlebnisberichte über historische Ereignisse und Lebensbilder von politischen Mitstreitern in Manuskriptform wurden in diesem Sammlungsbestand zusammengetragen. Bei den Autorinnen und Autoren handelt es sich um ehemalige Funktionäre der KPD und SPD sowie der SED, um antifaschistische Widerstandskämpfer in Deutschland, im Exil und in den Konzentrationslagern, um Spanienkämpfer, aber auch um Opfer stalinistischer Verfolgung in der Sowjetunion der dreißiger und vierziger Jahre und um Opfer von Parteiüberprüfungen und -verfahren in der DDR der frühen fünfziger Jahre, sowie um sowjetische Mitarbeiter der Sowjetischen Militäradministration (SMA) - in der Mehrzahl um Informations- und Kulturoffiziere. So sind Erinnerungsakten von Sergeij Tulpanow, Grigorij Patent, Valerij Polltawzew, Alexander Kotikow und Alexej Kotschetow über die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Gründung der DDR im Jahr 1949 vorhanden, die dem Parteiarchiv Ende der siebziger Jahre übergeben wurden.Die Erfahrungen von Parteifunktionären sind im \"Archiv der Erinnerungen\" abgelegt wie die Jahresringe von politischen Generationen. Bei der Lektüre einer Auswahl von Erinnerungen wird eine Schichtung von Erfahrungsgemeinschaften erkennbar: von \"Parteiveteranen\" mit besonders niedriger Mitgliedsnummer und hohem \"Parteialter\", von Angehörigen der Gründer- und Aufbaugeneration der DDR sowie (noch am undeutlichsten) der integrationsfähigen HJ-Generation in den neuen Staat. Man kann Schlüsselerfahrungen, die zur Politisierung führten, auch nach Generationen und nicht nur nach der sozialen Herkunft unterscheiden. Als dominierende Erfahrungsgemeinschaften lassen sich erkennen: die \"ersten\", legendären Kämpfer, die in der DDR zur \"aussterbenden\" Gründergeneration wurden; die ewig \"Jungen\", die in den zwanziger Jahren oder vor Hitlers Machtantritt mit ihrem Beitritt zum KJVD oder zur KPD sozusagen gerade noch auf den fahrenden Zug der Weltrevolution aufgesprungen waren und die in der DDR zur Aufbaugeneration wurden; die \"Parteisoldaten\" proletarischer und auch jüdisch-proletarischer Herkunft aus Deutschland, Österreich, Polen oder Rußland, die einen oft unglaublichen sozialen Aufstieg und als Berufsrevolutionäre fast immer eine enorme geographische Mobilität und in der Bewegung (in der doppelten Bedeutung des Wortes) eine Form von Weltmächtigkeit erlebten; die \"Parteiintellektuellen\", die mit ihrer Entscheidung für ein linkes politisches Engagement und schließlich für die Kommunistische Partei häufig einen rebellischen Kontrapunkt gegen ihre (klein-)bürgerlichen und in vielen Fällen gegen ihre jüdisch-bürgerlichen Familien setzten, z.B. Alexander Abusch, Rudolf Bernstein, Hermann Axen, Albert Norden, Jürgen Kuczynski, Ruth und Max Seydewitz oder Gerda Stern. 316 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienIn einer Gesellschaft, die ihren Gründungsmythos und ihre politische Legitimation entscheidend aus der Rede vom \"neuen, anderen Deutschland\" und vom Antifaschismus bezog, wurden Biographien, Autobiographien und veröffentlichte Erinnerungen der Kämpfer gegen die Drei-Einigkeit von \"Imperialismus, Militarismus und Faschismus\" eine wichtige, ritualisierte Form der Erfahrungsvermittlung. Als hervorragende \"Erziehungsmittel für die Jugend\" und als Vorbilder, die dazu dienen sollten, \"die Menschen zu einer Ergriffenheit zu führen, die Gefühl und Verstand vereinte\", wurde den (Auto-)Biographien von kommunistischen Kämpfern in der DDR als \"moralischer Anstalt\" eine exponierte Funktion zugedacht.4 Die Ahnengalerie lebensgeschichtlicher Traditionsbestände der DDR ist im wesentlichen eine von Überlebenden des \"Dritten Reiches\"; sie zeigt Totgeweihte, Totgesagte, die aus dem Exil, aus der Illegalität und aus den Konzentrationslagern und Gefängnissen zurückgekehrt sind und in deren Erfahrungen die \"Blutopfer\" der Ermordeten aufgehoben sind. Sie erzählt Geschichten vom geschenkten Leben. Für die Funktionseliten aus der Gründer- und Aufbaugeneration der DDR stellten Kampf, Widerstand, Verfolgung und Leiden eine existentielle Kategorie und eine politisch-moralische Legitimation politischer Macht und Herrschaft nach 1945 dar. In der Berufung auf diese Traditionen stand nahezu alles politische Handeln im Schutz - oder im Schatten - der monumentalen Erinnerung. Nicht nur die auferlegte und internalisierte Parteidisziplin und das politische Klima des Kalten Krieges, sondern auch der lebensgeschichtliche Selbstentwurf für die Öffentlichkeit - die überlebensgroßen und häufig erstarrten Geschichten vom antifaschistischen Kampf -, machten es diesem Personenkreis beinahe unmöglich, in ihren publizierten autobiographischen Texten politische Brüche, Parteiverfahren, Überprüfungen oder Verhaftungen in der DDR oder in der Sowjetunion zur Sprache zu bringen.In den Manuskripten und Gesprächsprotokollen der Nachlässe und Erinnerungsakten lassen sich jedoch ambivalente Erfahrungen und politische Konflikte wiederfinden, die nicht zur Veröffentlichung kommen konnten, weil sie sich einem Erfahrungsbegriff, der nur Traditionen kannte, widersetzten, und weil dem ideologischen Gegner im Kalten Krieg keine Angriffsflächen geboten werden sollten. Unter solchen inneren und äußeren restriktiven Bedingungen erhielten deshalb einige der im Parteiarchiv hinterlegten Erinnerungen schon für die Autoren selbst die Bedeutung von politischen Vermächtnissen, die als \"parteigeschichtliche Erinnerungen\" wenigstens ein einziges Mal von ihnen aufgeschrieben werden mußten.Franz Dahlem: Nachlaß, \"parteigeschichtliche Erinnerungen\" und veröffentlichte MemoirenFranz Dahlem legte seit den fünfziger Jahren sein eigenes Archiv von Dokumenten und Materialien an, nachdem er am 14./15. Mai 1953 wegen \"politischer Blindheit gegen-4 Franz Dahlem in einem Brief an Hilde Benjamin vom 30.7.1978 über die von ihr verfaßte Biographie über ihren Ehemann Georg Benjamin, den Bruder von Walter Benjamin, in: ZPA SED, NL 72/176. Lernen durch Ergriffenheit als Konzept der Nachkriegszeit beschrieb Alexander Abusch in: \"Aus meinen Erinnerungen an die ersten Jahre unserer Kulturrevolution\", ZPA SED, EA 1084/1, BI. 38-106 (hier BI. 69). (Auto-)Biographien bildeten damit ein gewisses Gegengewicht zur ideologischen Schulung nach sowjetischem Vorbild, aus der die politischen Erfahrungen der deutschen Arbeiterbewegung zu Gunsten einer starken Dominanz der Geschichte der KPdSU(B) ausgeblendet worden waren. K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SED.!HK 1993 317über der Tätigkeit imperialistischer Agenten und wegen nichtparteimäßigen Verhaltens zu seinen Fehlern\" aller Funktionen enthoben und aus dem Zentralkomitee, dem Politbüro und dem Sekretariat der SED ausgeschlossen worden war. Er setzte sich zum Ziel, mit Hilfe dieses Archivs sein politisches Wirken als jahrzehntelanges Mitglied des ZK und des Politbüros der KPD seit den zwanziger Jahren und zuletzt der SED zu dokumentieren und - wie er es im Vorwort seiner Memoiren ausdrückte - seine Erinnerungen und Erfahrungen, \"den neu heranwachsenden Generationen zu vermitteln, die benifen sind, das politische Werk meiner Generation und der unseren Fußstapfen gefolgtenfortzuführen\". Der Nachlaß Franz Dahlems wurde bis 1983 sukzessive an das Zentrale Parteiarchiv abgegeben. Seine Besonderheit liegt - im Gegensatz zu den \"politischen Nachlässen\" Otto Grotewohls, Wilhelm Piecks oder Walter Ulbrichts - in der Fülle der biographischen Materialien, der ausgedehnten Korrespondenz und der Materialsammlung für Dahlems Lebenserinnerungen, die u.a. aus zahlreichen Erinnerungsfragmenten von Zeitgenossen aus dem Spanischen Bürgerkrieg, der Emigration in Frankreich und der Internierung in Le Vernet besteht. Franz Dahlem hatte seit I967 in mehreren Etappen per Rundschreiben Anfragen und Aufforderungen an ehemalige Mitkämpfer und politische Weggefährten verschickt, mit der Bitte, ihre Erinnerungen aufzuschreiben oder sich befragen zu lassen, und er hatte eine Flut von Antworten - Anekdoten, Episoden, Charakteristiken von Personen und Situationen - erhalten.6 Das große Projekt der gemeinsamen und widersprüchlichen Erfahrungen war für Franz Dahlem ganz wesentlich getragen von der Anstrengung um eine innerparteiliche, historische Gerechtigkeit und dem Bemühen um die volle Rehabilitierung der eigenen Person und die anderer Parteifunktionäre, zum Beispiel Paul Merker, Paul Bertz, Rudolf Herrnstadt und Wilhelm Zaisser. In einem Brief an Horst Blumberg, seinen \"wissenschaftlichen Betreuer\" vom IML, wies Dahlem darauf hin, daß er KPD-Gründer und wichtiger Kominternmann gewesen sei, der das Vertrauen Dimitrows, Togliattis und Thorez\' besessen habe, und daß er als Parteimitglied der KPD und der SED die Mitgliedsnummern 3 und 4 gehabt habe. \"Es geht also in meinen parteigeschichtlichen Lebenserinnerungen nicht um Personenkult, sondern um Wiederherstellung dessen, was ich tatsächlich in der Partei und Arbeiterbewegung dargestellt habe und, was in der geschriebenen Parteigeschichte liquidiert werden sollte und tatsächlich bis heute liquidiert geblieben ist. \"7 Der Prozeß von 1953, den er als \"die größte Ungerechtigkeit im politischen und menschlichen Leben, die ich erdulden mußte\",8 bezeichnete, wurde für Dahlem zum Motor seiner Recherche. Und er plante schon während der Arbeit an den beiden ersten Bänden eine Fortsetzung seiner Erinnerungen über alle Phasen seiner aktiven politischen Tätigkeit bis in die fünfziger Jahre. Auf kleinen Notizzetteln wurden hierfür Fragen und Leitlinien notiert, z.B. \"Wann werden innerparteiliche Ereignisse Geschichte?\"9 Dahlem ging es bei der Niederschrift seiner Erinnerungen auch um den Versuch, sich jenseits ideologischer Rücksichten einer \"historischen Wahrheit\" anzunähern - und sei es auch nur für das5 Dahlem, Erinnerungen, Bd. 1, a.a.O. 6 Einer dieser Rundbriefe vom Dezember 1968, zu denen Dahlem, wie die handschriftlichen Bemerkun-gen eines Mitarbeiters des IML ausführen, weder aufgefordert noch autorisiert worden war, ist enthalten in: ZPA SED, EA 1078, BI. 175. 7 Dahlem an Blumberg am 21.9.1974, in: ZPA SED, NL 72/112, BI. 74ff. 8 Dahlem an Blumberg am 11.6.1974, in: ebenda, BI. 34ff. 9 Dahlems handschriftliche Notizen für einen geplanten 3. Band seiner Erinnerungen, ZPA SED, NL/130, BI. 15. 318 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienParteiarchiv. So wurde von Anfang an von der Möglichkeit gesprochen, eine Version des Memoiren-Manuskripts im \"vertraulichen Archiv\", also einem gesperrten Teil zu \"hinterlegen\". In der Planungsphase seiner Erinnerungen schrieb Dahlem: \"Mir wird immer bewußter, daß ich - im gesperrten Teil - die volle Wahrheit sagen muß, wie sie aus den Dokumenten beweisbar ist. [... ] Die Parteihistoriker von morgen werden nicht umhin können, die Tatsachen so darzustellen, wie sie waren, und ich möchte dann vor der Geschichte bestehen und gerechtfertigt sein. \"10Der Zensor, der in Kooperation mit dem IML vorschlug, welche Passagen und Kapitel der Erinnerungen als \"interne Parteiangelegenheiten\" nicht zur Veröffentlichung kommen sollten, war Kurt Hager. Mit ihm trat Dahlem in einen kurzen und heftigen Briefwechsel, in dem er jedoch resignierte: \"Ich habe mich im Sommer 1975 damit einverstanden erklärt, alle indirekten Hinweise auf /953 zu streichen, aber damals wurde nicht von mir gefordert, daß ich auch bestimmte Tatsachen, die nicht eindeutig damit im Zusammenhang stehen, verschweigen muß.\" Er lenkte schließlich mit der Anmerkung ein: \"Abschnitte nicht drucken, sondern nur im Parteiarchiv hinterlegen\" und stimmte den Änderungen aus Gründen der Parteidisziplin zu.11Häufig umgeschrieben und schließlich gekürzt im Vergleich zum Manuskript im \"vertraulichen Archiv\" wurde das Vorwort zum ersten Band. Der Abschnitt, in dem Franz Dahlem seine Motivation für die Niederschrift seiner Erinnerungen und für die Konzentration auf die die unmittelbare Vorkriegszeit erläutert, fehlt. Im Manuskript betonte der Autor in Andeutungen, daß dies die Phase war, die 1953 ein zweites Mal in seinem Leben eine entscheidende Rolle spielen sollte, die ihn dann politisch den Kopf kostete.12 Die Erinnerungen enden im zweiten Band mit einer ikonenhaften Schlußpassage, in der Dahlem - befreit aus dem Konzentrationslager Mauthausen, von Wien über Moskau nach Berlin kommend - im Juli 1945 seine politische Tätigkeit in der Führung der KPD wiederaufnahm. Im Manuskript schließen die Memoiren Dahlems mit bilanzierenden Fragen, Einschätzungen und Absicherungen der Vorkriegspolitik, die Dahlem sich in Moskau von Dimitrow geben ließ: über die Politik des Auslandssekretariats der KPD in Paris 1938/39, deren Einschätzung des Hitler-Stalin-Paktes und ihre Entscheidung, daß sich alle deutschen Kommunisten in Frankreich zu Beginn des Krieges freiwillig als Ausländer registrieren (und internieren) lassen sollten. Dabei erscheint in der Episode über eine Aussprache der kleinen Kommission des Politbüros der SED mit Dahlem im Jahr 1953, Walter Ulbricht als politischer Gegenspieler Dahlems, der sich mit einer Verurteilung der Politik des Auslandssekretariats 1939 nicht durchsetzen konnte.13Bei den umfänglicheren Streichungen im Text handelt es sich im ersten Band um: eine kürzere Passage, in der Dahlem über eine Unterredung mit Wilhelm Pieck und über das bleierne Klima der Verunsicherung im Zusammenhang mit den Verhaftungen deut-10 Dahlem an Blumberg am 15.6.1972, in: ZPA SED, NL 72/112, BI. 13f. 11 Hager an Dahlem über seine Vorlage für das Sekretariat des ZK, betrifft einen Ausnahme-Beschluß zurVeröffentlichung von Dahlems Memoiren, am 12.11.1975. Korrespondenz über Zensur am ersten Band: Hager an Dahlem am 3.3.1977 und Dahlems Antwort vom 13.2.1977, in: ZPA SED, NL 72/113. 12 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/115, BI. 7f. Auslassung in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 1, a.a.O.,S. 11. 13 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/114, BI. 602-608. Auslassung in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 2,a.a.O., S. 454. K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SEDJHK 1993 319scher Kommunisten 1938 in Moskau schreibt;14 - ein ganzes Kapitel, in dem Dahlem als Augenzeuge und mit der eigenen Erfahrung eines politischen Prozesses reflektierend im Rückblick über die Moskauer Prozesse gegen Bucharin und Jagoda aus dem Jahr 1938 berichtet: \"Über einen Prozeß und die Schwierigkeiten seiner richtigen Beurteilung\";15 einen Abschnitt über den Formierungsprozeß der KPD in den zwanziger Jahren, die Nähe von \"Wahrheit\" und \"Irrtum\" und die nachträglichen Vergröberungen und Stilisierungen dieser Entwicklung, die die Rolle der KPD gegenüber der des linken Flügels der USPD überhöht hätten; 16 - den skandalösen Umgang der SED mit einem \"guten Genossen\", dem Thälmann-Kurier Walter Trautzsch, der als angeblicher Gestapo-Spitzel bei seiner Rückkehr in die DDR mit der SED in Konflikte um seine politische Identität geriet, für den Dahlem bürgte und der daraufuin eine Position beim MfS erhielt, bis er 1955 wieder als Gestapo-Agent galt, aller Aufgaben enthoben wurde und ein verbitterter alter verschwiegener Mann wurde, den Dahlem erst in den sechziger Jahren durch Zufall wiederfand und \"zum Sprechen brachte\". Als späte Ehrung erhielt er vor seinem Tod den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Die Buchfassung erzählt nicht das Drama des zeitweiligen Kaltgestellt- und Vergessen-Worden-Seins, sondern gewissermaßen nur den \"Ritual-Gehalt\" dieser Geschichte: die Rückkehr aus der Emigration, die Beteiligung am gesellschaftlichen Neuaufbau, das erneute Zusammentreffen Dahlems mit Trautzsch in den sechziger Jahren, die späte Ehrung und den beschwörenden Satz: \"Sein Name ist unauslöschlich in die Parteigeschichte eingegangen.\" 17Im zweiten Band wurden insgesamt drei Passagen gestrichen. Neben dem oben erwähnten bilanzierenden Schlußteil handelt es sich einmal um eine Episode, die die extreme Verunsicherung der KPD durch den bevorstehenden Hitler-Stalin-Pakt und den Mangel an Informationen dokumentiert.18 Zum anderen fehlt ein umfänglicherer Teil zu den Bedingungen der politischen Arbeit des Auslandssekretariats im bevorstehenden Krieg, zu den Überlegungen einer zentralen Inlandsleitung in Berlin und zur Wahl eines neuen Standortes des Sekretariats in einem anderen europäischen Land als Frankreich_ 19 Im Zusammenhang mit seinen Nachforschungen über Mitinternierte in Le Vernet und über die Zeit im Gestapo-Gefängnis nach seiner Auslieferung an Deutschland verfiel aber Dahlem selbst in die stalinistischen Argumentationsmuster eines treu ergebenen Parteisoldaten gegen angebliche Parteifeinde, und er offenbarte ein instrumentelles Verhältnis zum Projekt der Erinnerung. Über Mittelsmänner des Komitees der Antifaschistischen Kämpfer, der VVN und der \"Gemeinschaft der ehemaligen Republikanischen14 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/115, BI. 99f. Auslassung in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 1, a.a.O., S. 102.15 Das Kapitel war vorgesehen als Teil I, Kap. 4, vor dem Abschnitt \"Bericht vor dem EKKI\", in: ZPA SED, NL 72/115, BI. 136-153. Es wurde mit einer heroisierenden Vorbemerkung Horst Blumbergs vollständig abgedruckt. Vgl. Dahlem, Franz: Nachgelassenes, Ausgelassenes, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 32. Jg., 1990. S. 17-25.16 Manuskript, in ZPA SED, NL 72/115, BI. 278f., 284. Auslassungen in Dahlem, Erinnerungen, Bd. l, a.a.O., S. 373, 376.17 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/115, BI. 329-332. Auslassungen in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 1, a.a.O., S. 436f.18 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/114, BI. 425. Auslassung in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 2, a.a.O., S. 302.19 Manuskript, in: ZPA SED, NL 72/114, BI. 501-510. Auslassungen in Dahlem, Erinnerungen, Bd. 2, a.a.O., S. 392. 320 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/BibliographienSpanienfreiwilligen\" recherchierte Dahlem seit 1972 in West-Berlin und in der Bundesrepublik über den jüdischen Kommunisten und prominenten Journalisten der Weimarer Republik, Berthold Jacob (Salomon), den er - wie Gustav Regler und Arthur Koestler schon in Vernet für einen \"Verräter\" hielt, der \"aus Feigheit\", aus Angst vor der Auslieferung nach Deutschland \"einer der schuftigsten Agenten der französischen Geheimpolizei\" wurde und den er 1942 im Gestapo-Gefängnis wiedersah. Um Nachforschungen über die \"Untaten\" Salomons in Vernet und als angeblicher Gestapo-Spitzel ab August 1942 anzustellen, schlug Dahlem als offizielle Version vor, man solle behaupten, Material für \"Erinnerungen über Berthold Jacob\" zu sammeln.20 Er betraute den ehemaligen Spanienkämpfer Willi Höhn in Frankfurt am Main damit, eine geeignete Persönlichkeit zur Einsichtnahme in die Gestapo-Akte Salomons im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf zu finden und begründete seinen Verdacht: \"Ich nehme an, daß es außerordentlich selten vorkam, daß jüdische Menschen, die von den Nazis so gehaßt wurden, wie früher Berthold Jacob, so lange am Leben blieben. Ich habe es erlebt, daß Juden gewöhnlich sehr schnell von der Gestapo liquidiert wurden. \"21Alexander Abusch: Erinnerungsakte und zweiter Band der MemoirenDer zweite Band der Memoiren Alexander Abuschs \"Mit offenem Visier\" erschien posthum im Jahr 1986, vier Jahre nach seinem Tod; die Publikation des abgeschlossenen Manuskriptes konnte von Abusch nicht mehr vorbereitet werden. Und da im Parteiarchiv kein Nachlaß Alexander Abuschs existiert, fehlt es, anders als bei Dahlems umfangreicher Korrespondenz, an leicht zugänglichen Informationen über die Entstehungsgeschichte des Textes oder über mögliche Konflikte um Streichungen und Veränderungen.Alexander Abusch, 1902 in Krakau geboren und in Nürnberg aufgewachsen, stammte aus einer jüdischen kleinbürgerlichen Familie und hatte drei Geschwister. Sein Vater war Kutscher. Abusch beendete eine Lehre als kaufmännischer Angestellter, trat 1918 in die KPD ein, arbeitete in der Weimarer Republik als Journalist und Redakteur diverser Parteizeitungen in Thüringen, im Ruhrgebiet und im Saarland, emigrierte nach Frankreich, Prag und - nach einer Zeit der Internierung in Frankreich - nach Mexiko, wo er ab November 1941 Chefredakteur der Zeitschrift \"Freies Deutschland\" wurde. Nach seiner Rückkehr in die SBZ, 1946, war Abusch unter anderem Funktionär des Kulturbundes, Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission, ZK-Mitglied und von 1958 bis 1961 Minister für Kultur. Der zweite Band seiner Erinnerungen beschreibt die Phase von der Emigration nach Mexiko bis zur Schaffung eines Ministeriums für Kultur im Jahr 1954. Ein letztes Kapitel geht im Zeitraffer durch die fünfziger und sechziger Jahre.20 Berthold Jacob Salomon, geb. 1898, deckte in den zwanziger Jahren die Feme-Morde der Schwarzen Reichswehr und die geheime Aufrüstung der Reichswehr auf. Er trug damit zur Entlassung von Generaloberst v. Seeckt im Jahr 1926 bei. 1932 flüchtete er aus Deutschland in die Schweiz, von wo er unter spektakulären Umständen im März 1935 nach Deutschland entführt wurde. Auf internationale Proteste hin forderte die Schweizer Regierung eine Freilassung Salomons, der tatsächlich nachgegeben wurde. Während des Krieges emigrierte dieser nach Frankreich, wo er in Vernet interniert wurde. Von dort floh er vor der deutschen Besatzung nach Portugal, das ihn jedoch an Deutschland auslieferte. 1944 starb er im israelitischen Krankenhaus in Berlin. Dahlems Korrespondenz mit verschiedenen Vertretern der verschiedenen Kämpfer- und Opfer-Organisationen über eine \"konspirative Recherche\"ist enthalten, in: ZPA SED, NL 72/181.21 Dahlem an Höhn am 9.11.1972, in: ebenda. K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SEDJHK 1993 321Gekürzt wurde das Manuskript um einige Episoden jüdischer Emigranten aus Deutschland, die auf der Schiffspassage von Lissabon nach Mexiko im ersten Kapitel erzählt werden. Zwei ganze Kapitel sind darüber hinaus für die Veröffentlichung gestrichen worden. Im Manuskript gibt es ein 16. Kapitel, das Abusch überschrieben hatte: \"Zeit der Prüfung\" (zuerst: \"Was \'nicht gewesen war\' und im weiteren Kampf geschah\").22 Hier setzt sich der Autor mit seinem Parteiverfahren in den Jahren 1950/51 auseinander, das nachträglich nie stattgefunden haben sollte. In einer Sprache der Andeutungen, bei der die Fakten sehr nebulös bleiben, aber die bezüglich des Atmosphärischen sehr vielsagend ist, beschreibt Abusch das traumatische Erlebnis, daß gegen ihn im Frühjahr 1950 ein Parteiverfahren eröffnet worden war, ohne ihm dafür eine Erklärung zu geben. Er schildert die eineinhalbjährige Phase erzwungener Zurückgezogenenheit, als er aller Funktionen enthoben war und nur von den Einkünften seines Buches \"Irrweg einer Nation\" lebte. Abusch gerät in den Sog der Verdächtigungen um Lex Ende und Paul Merker, mit dem vorgeblichen Spion Noel H. Field in engem Kontakt gestanden zu haben. Und er hatte im April 1939 in Paris alle dort verbliebenen Emigranten zur Rückkehr nach Deutschland aufgefordert, was die Partei zu dieser Zeit offenbar mit besonderem Mißtrauen quittierte. Das Bedürfnis, sich von dieser Erfahrung zu distanzieren, sie zu verdrängen, ist stark. Abusch wechselt, wie an einigen anderen Stellen seiner Erinnerungen, zunächst die Erzählperson vom \"ich\" zum \"er\", dem \"Nicht-Ich\": \"Sprechen wir wieder einmal in der dritten Person, denn was passierte, das scheint mir wie ein fernes Erlebnis, in das eigentlich nicht der Erzählende nach seinem ganzen bisherigen Leben, sondern nur ein anderer verwickelt werden konnte. \"23 Und er erzählt die Ge-schichte vom \"glücklichen Ende\" her, das heute kitschig und gespenstisch zugleich wirkt, weil es mit allem aufzubietenden Pathos die Heilung eines Bruchs und die Wiederherstellung einer für den Autor existentiellen Verbundenheit zum Thema hat: \"Es geschah im Sommer 1951, daß der Vorsitzende der Zentralen Parteikontrollkommission der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands dem Mann, dessen Geschichte bisher erzählt wurde, entgegenkam mit einem Gesicht, aus dem persönliche Freude leuchtete und sagte: \'Also, es ist nichts gewesen.\' Der angesprochene Genosse stand stumm, starrte Genossen Hermann Matern an, den er als einen Kommunisten von lauterem Charakter, Kampfgefährten aus Thälmanns Zeiten gut kannte, ja, sich ihm herzlich verbunden fühlte. Er war seiner Einladung zum endlichen Abschluß eines Parteiverfahrens gegen sich gefolgt. Nun stand er äußerlich vielleicht wie versteinert, durchtobt von einem Sturm der Gefühle in Kopf und Herz. Matern blickte ihn an: \'Du sagst nichts, Ernst?\' Schließlich fragte der Angesprochene: \'Was ist nicht gewesen? Was ist das Ergebnis des Parteiverfahrens gegen mich?\' Hermann Matern nahm ihn freundschaftlich in den Arm: \'Setz Dich doch, bitte! Das Parteiverfahren gegen Dich hat niemals stattgefunden. Verstehst Du immer noch nicht, was ich damit meine?\'Was er Tage, Nächte, Wochen, Monate erwartet hatte, war nun geschehen. Aus Hermann Matern sprach das große, strenge und gütige Herz der Partei, die geprüft und befunden hatte. Als Kommunist verstand der von einer schweren Bürde nun endlich Befreite das Ersuchen der Partei, das auf solche Weise auszusprechen kaum ein anderer wür-22 Abuschs Manuskript der Memoiren \"Mit offenem Visier\", in: ZPA SED, EA 1084/2 und EA 1084/3. Hier Kap. 16: BI. 295-316.23 Ebenda, S. 295. 322 JHK 1993Forschungs- und Archivberichte/Bibliographiendiger war als Hermann Matern, sinngemäß: nicht mehr über den Vorfall reden, ihn so ungeschehen wie möglich machen. Das war Bekräftigung des alten Vertrauens.In diesem Augenblick wurde ihm eine Last von der Seele genommen, wie ihn nie zuvor, selbst in der schlimmsten faschistischen Zeit, eine bedrückt hatte. Das Vertrauen der Partei, mit der man sich zutiefst eins weiß, ihm neu ausgesprochen - das höchste aller Güter für einen Menschen, der kommunistisch denkt und fühlt. \"24Die Rückkehr in die Kulturpolitik im Spätsommer 1951 schildert der Autor als eine Art Auferstehung von den Totgesagten und als Schub an Kreativität - eine ähnliche Erfahrung machte er in der Zeit der Mexiko-Emigration, die der französischen Internierung folgte. Nicht zufällig stärken die Reisen in die Bundesrepublik, die als amerikanisiert und dekadent wahrgenommen wird, im Jahr 1952 das sozialistische Heimatgefühl.Auch das ursprüngliche Kapitel 17 \"Der Hitler ging, die Monopolherren kehrten wieder...\", das im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung sehr viele kleine Episoden deutsch-deutscher Kulturpolitik und DDR-interner kulturpolitischer Diskussionen enthält, wurde gestrichen.25Das 18. Kapitel \"Als sie Roll-Back versuchten\", das Abuschs Sichtweise des 17. Juni 1953 beschreibt, wurde im Buch gerade um die Passagen, die eine Verunsicherung, Ambivalenzen, größere Konkretheit oder eine Kritik am Stalinkult ausdrückten, stark gekürzt. Im Manuskript sind die Vorgeschichte der Normerhöhungen und ihre Zurücknahme, die Ereignisse des 17. Juni selbst, auf den Straßen, auf dem Platz vor dem Haus der Ministerien und im Kulturbund, in der Akademie der Künste deutlich ausführlicher beschrieben, ebenso wie die Arbeit der ideologischen und politischen Überzeugung durch die Parteifunktionäre. Abusch verknüpft im Manuskript die West-Berliner Demonstranten, die durch das Brandenburger Tor kommen, assoziativ mit dem Einmarsch der Kapp-Putschisten 1920 und mit den SA-Fackelzügen am 30. Januar 1933, so wie er sich bei der Schilderung der Gegendemonstration der Parteikader, die einige Wochen später bei Kälte und Regen stattfand und die \"die Straße wieder kämpferisch beherrschte\", in die \"letzte legale Gegendemonstration 1933 vor dem Karl-LiebknechtHaus, vorbei an unserem Ernst Thälmann\" hineinträumt.26 Hier findet sich auch eine Erzählung über das Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht, die Abusch nur vom Hörensagen von Rudi Steinwand kennt und die er wie eine monumentale Filmszene wiedergibt: \"Die sowjetischen Panzer, vom Potsdamer Platz her in die Leipziger Straße schwenkend, wurden von den hauptsächlich aus Westberlin stammenden Stoßtruppen zuerst mit Gejohle begrüßt, weil sie meinten, es seien Panzer der \'amerikanischen Befreier\'. Die Trupps bahnten sich ruhig eine Straße, auf jedem von ihnen stand ein Panzerkommandant - und auf dem ersten ein General. Als Steine gegen die Panzer geworfen wurden, blieben auf ihnen die sowjetischen Offiziere unbeweglich, ungerührt, stumm. Die Panzer blieben stehen. Der Panzergeneral, einen Umhang über seiner Uniform, stieg von seinem Führungspanzer, und er ging ruhigen Schrittes zum verschlossenen Tor des Hauses der Ministerien, das sich für ihn öffnete. Er sagte zu unseren Genossen ironisch lächelnd: \'Malenkaja Konterrevoljutzija\' (Kleine Konterrevolution) und machte eine Geste, die Bagatellisierung ausdrückte. Er besprach kurz die Lage mit den leitenden politischen Genossen und dem Kommandeur unserer Volkspolizei. Schweigend und24 Ebenda, S. 296. 25 Ebenda, S. 317-343. 26 Ebenda, S. 352 und Buchfassung, S. 30lf. K. Hartewig: Biographische Bestände im ZPA der SEDJHK 1993 323stolz, wie unberührt von dem Geschehen ging er durch das sich öffnende Tor über die Straße zurück und stieg auf seinen Panzer. \"27 Gerade Abuschs Assoziationen und sein Blick auf die Macht, die \"das Notwendige\" tat, bestätigt einmal mehr die These, daß gerade jüdische Kommunisten den \"17. Juni\" besonders bedrohlich als faschistische Revolte von außen (\"Westberliner auf nagelneuen Fahrrädern\") und innen (Bauarbeiter der Stalinallee, die als Nationalsozialisten dorthin zur Aufbauarbeit verpflichtet worden waren) wahrgenommen haben könnten, ihre eigene Position als extrem gefährdet betrachteten (die Kaderdemonstration als letzte legale Thälmann-Demonstration!) und in dem Bewußtsein, daß Unruhen immer die Gefahr von antisemitischen Ausschreitungen enthielten, auf eine Ordnungspolitik mit Waffengewalt setzten.28In beiden Beispielen lassen sich in den Manuskripten der publizierten Erinnerungen Schichten der politischen Biographien wiederfinden, die man zu Zeiten der DDR nicht veröffentlicht sehen wollte. Sie zentrieren sich um die Moskauer Prozesse seit 1936, die Politik der KPD in der Emigration, die Haltung zum Hitler-Stalin-Pakt, die Phase der Internierung in der Emigration, um die Parteiverfahren Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre und um den 17. Juni 1953. So bekommt die stereotyp gebrauchte Formel von den Memoiren der Gründer- und Aufbaugeneration, die den nachfolgenden Generationen in der DDR zum \"Vermächtnis\" geworden seien, anders als gedacht, einen neuen Sinn.27 Es folgten der Befehl, den Platz zu räumen, einige Salven über die Köpfe der Steinewerfer, eine Verfolgungsjagd der \"Tobenden\" durch die Panzer in der Leipziger Straße und eine große Verhaftungsaktion durch die Volkspolizei. In: ZPA SED, EA 1084/3, BI. 360f.28 Literarisch verarbeitet wurde eine solche Position eines in der DDR lebenden Juden in dem folgenden Roman: Becker, Jurek: Der Boxer. Rostock 1978 (3. Auflage). S. 253ff. Der Protagonist Aron ist \"gegen solche Situationen\". Er fragt: \"Willst Du beschwören, daß nicht so ein Pogrom anfängt?\" Und resümiert: \"Bis auf die Niederlage der Faschisten, sagt er, habe er noch nie eine bedeutende Veränderung erlebt, die für ihn nicht mit Verschlechterungen verbunden gewesen sei. Vor allem daher habe ihm an der Beibehaltung des bisherigen Zustands gelegen.\" Andrea Hoffend und Carsten Tessmer (Mannheim)25 Jahre nach dem \"Prager Frühling\". Eine Auswahlbibliographie der im Westen erschienenen Literatur zum \"Sozialismus mit menschlichem Antlitz\" und seiner ZerschlagungDer wohl hoffnungsvollste Ansatz, den real existierenden Pseudo-Sozialismus in einen wirklichen Sozialismus, eben einen \"mit menschlichem Antlitz\" zu transformieren, wurde nicht von ungefähr in der Tschechoslowakei gemacht, in einer Kulturnation mit demokratischen Traditionen, die auch nach 1948 ihre Orientierung nach Westeuropa hin nie ganz verloren hatte und deren Kommunistische Partei dem Moskauer Kurs nie so ganz \"linientreu\" gefolgt war. Die sich infolge der Wahl Alexander Dubceks zum Gene-ralsekretär der KPC zum Jahreswechsel 1967/68 vollziehenden Entwicklungen und Ge-schehnisse, die als \"Prager Frühling\" in die Geschichte eingehen sollten, sowie ihre abrupte Zerschlagung durch Interventionstruppen des Warschauer Paktes im August 1968 haben vor allem in der westlichen Welt eine breite Literatur hervorgebracht, haben Wissenschaftler, Intellektuelle wie Publizisten beschäftigt. Auch und vor allem aber jener bedeutende Teil der tschechoslowakischen Reformpolitiker selbst, welcher durch die Restaurierung der alten \"Ordnung\" außer Landes getrieben wurde, sowie die im Lande verbliebenen Exponenten der sich in der \"Charta \'77\" sammelnden Opposition trugen wesentlich dazu bei, im Westen die Erinnerung an die Ziele der Reformer, an deren Verankerung in der tschechoslowakischen Gesellschaft und an den mit der sogenannten \"Normalisierung\" nach dem August 1968 wieder stärker als zuvor unterdrückten Freiheitsdrang des tschechischen und des slowakischen Volkes wachzuhalten.Aus Platzmangel kann die nachstehende Bibliographie nur einen Teil der schier unüberschaubaren Menge an einschlägigen Publikationen - Verfasserin und Verfasser recherchierten weit mehr als 1 500 Titel - präsentieren. Während Monographien und Sammelbände mit einem gewissen Anspruch auf Vollständigkeit zusammengetragen wurden, stellen die aufgeführten Aufsätze und in Zeitschriften publizierten Quellen (Dokumente, Selbstzeugnisse, Interviews u.ä.) eine begrenzte Auswahl dar. An unselbständigen Veröffentlichungen fanden vorrangig - vor allem wissenschaftliche - Abhandlungen Berücksichtigung, welche aufgrund von Umfang, Person des Autors oder spezieller Thematik unseres Erachtens eine Aufnahme rechtfertigten; Zeitungsartikel mußten gänzlich unberücksichtigt bleiben. Die Beschränkung auf im Westen - \"Westen\" verstanden im Sinne der mittlerweile überwundenen Zweiteilung der Nachkriegswelt - erschienene Literatur ergibt sich vor allem aus der Tatsache, daß bis 1989 in der \"normalisierten\" Tschechoslowakei wie in ihren \"Bruderstaaten\" eine ideologisch stark verzerrte Darstellung der Geschehnisse von 1968 mit folglich nur begrenztem Erkenntniswert angesagt war, wie die vereinzelten auch in westlichen Verlagen erschienenen (und von daher hier zum Teil dokumentierten) Produkte \"realsozialistischer\" Provenienz belegen mögen. Wohl setzte mit der Pluralisierung der Wissenschaftslandschaften jenseits des einstigen \"Eisernen Vorhangs\" seit den revolutionären Umbrüchen 1989/90 eine Revision der Sichtweisen ein; doch allein schon aufgrund der Kürze der Zeit kann A. Hoffend/C. Tessmer: 25 Jahre nach dem \"Prager Frühling\"JHK 1993 325dieser Prozeß zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht als abgeschlossen gelten, weshalb wir bewußt auf eine Aufnahme auch der jüngsten ostmitteleuropäischen Veröffentlichungen zum Thema verzichteten. Von der im Jubiläumsjahr 1993 zu erwartenden Publikationsflut wiederum konnte aus redaktionstechnischen Gründen lediglich der erste kleinere \"Schwapp\" erfaßt werden.Um dem interessierten Publikum die Durchsicht und Benutzung der aufgeführten Titel zu erleichtern, wurden sie nach Sachgebieten geordnet; wo eine eindeutige Zuordnung nicht möglich war, haben wir uns notgedrungen für eine Rubrik entscheiden müssen.A. BibliographienCassuti, A.: Dalla \"Primavera di Praga\" alla \"normalizzazione\", in: II mondo slavo 5 (1973), S. 15lff.Hahn, Gerhard: Experimente sozialistischer Marktwirtschaft. Jugoslawisches, tschechisches und ungarisches Modell. Auswahlbibliographie mit Annotationen. 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